Wo die Wismut in Sachsen die Landschaft veränderte
Sachsen - Wildwest im Südosten. Traumlöhne. Bewaffnete Bewacher. Tödliche Strahlung. Sagenhafte Geschichten ranken sich um die Wismut. Das sowjetisch-deutsche Aktienunternehmen baute ab 1946 in Sachsen und Thüringen Uran ab, damit auch Moskau zur Atommacht wird. Die Wismut gibt's immer noch. Es ist ein neues Unternehmen, das aber die alten Standorte betreut.
"Die Sanierungen sollen im Jahr 2028 beendet sein. Das theoretische Sanierungsprogramm datiert bis 2050. Am längsten wird es wohl in Thüringen dauern", sagt Frank Wolf (60). Der diplomierte Physiker vertritt die Firma als Sprecher.
"In Sachsen sind gerade die Standorte Pöhla und Dresden-Gittersee fertig. Zum Jahresende soll Zwickau-Crossen dazu kommen." Die Standorte Aue und Königstein würden wohl 2025 fertig.
Rund 830 Mitarbeiter kümmern sich zurzeit um die Behebung der Folgen ihrer beiden Vorgänger. Wo einst Tausende ganze Landschaften umpflügten, geht es heute um Heilung. 125 Millionen Euro hat das Bundesunternehmen dafür jährlich zur Verfügung.
Darüber hinaus kümmert sich die Wismut als Projektträger um ähnlich gelagerte Aufgaben, die ein gesondertes Verwaltungsabkommen zwischen Sachsen und dem Bund definiert hat. Das aktuelle Abkommen gilt von 2022 bis 2035. Darin zusammengefasst sind alle sächsischen Altstandorte.
"Die Reinigung von kontaminiertem Wasser bleibt noch über Jahrzehnte eine Aufgabe"
Ob in Thüringen oder Sachsen - zu tun gibt es auch nach erfolgreichen Sanierungen genug. "Die Reinigung von kontaminiertem Wasser bleibt noch über Jahrzehnte eine Aufgabe", so Wolf. "Weitere Langzeitaufgaben, sogenannte Ewigkeitsaufgaben, sind die Umweltüberwachung." Auch ausströmendes Radon wolle gemessen werden.
Es gilt nicht nur, unter Tage zu sanieren, über Tage müssen Absetzbecken und Schlammteiche gepflegt werden, die Vegetation dort ist zu regulieren. An Standorten wie in Gittersee muss die Wasserableitung funktionsfähig bleiben. Wo aber die Flächensanierung beendet ist, freuen sich die Kommunen. Königstein zum Beispiel will sein Gewerbegebiet erweitern. Und mit den Flächenverkäufen lässt sich Geld verdienen.
Kaum zu glauben: Selbst mit Uran machte die neue, vor 30 Jahren gegründete Wismut noch lange Geld. Erst im Juni 2021 verließ die letzte Uranlösung Sachsen, von wo sie für ein US-Unternehmen nach Tschechien zur Verarbeitung ging. Danach aber war die geförderte Urankonzentration zu niedrig, die Sache lohnte nicht mehr.
Inzwischen macht die Wismut auch auf Show. In Ronneburg lädt eine Multimedia-Ausstellung von Donnerstag bis Sonntag ein. Lesenswert ist das jüngste Buch zum Thema "Uran für die Sowjetunion" von František Šedivý, der selbst in der AG schuften musste. Evangelische Verlagsanstalt, 229 Seiten, 9,90 Euro.
Die Wismut auf der Leinwand
Die Wismut gibt es auch im Spielfilm. Gleich zweimal verarbeiteten Künstler das Thema, zweimal sind die Werke von Schatten begleitet. Darüber hinaus entstanden Dokumentarfilme.
Spielfilm eins, "Sonnensucher", wurde 1958 gedreht, durfte jedoch erst 1971 und 1972 vor Publikum. Obwohl Regisseur Konrad Wolf (1925-1982) als Vorzeigegenosse galt, sprachen die SED-Oberen ein Verbot aus.
Vorgeschoben wurden die Darstellung der Sowjetgenossen und die angeblich falsche Abbildung des rauen Wismut-Alltags. Spielfilm zwei heißt "Der Uranberg". Er entstand 2009/10 unter der Regie von Dror Zahavi (63).
Der Israeli verstritt sich mit Filmkomponist Peter Gotthardt (80, "Die Legende von Paul und Paula") derart, dass Gotthardt das Projekt entzogen wurde.
Titelfoto: Wismut GmbH/Thomas Ackermann, Wismut GmbH, Bildarchiv Titzmann