Zum Kuckuck noch mal: So soll das sanierungsbedürftige Schloss gerettet werden

Liebstadt - Schloss Kuckuckstein im beschaulichen Liebstadt ist ein Schloss wie aus dem Märchen. Trutzig und erhaben thront das Gemäuer über Städtchen, Fluss und Tal – ein starkes Stück Geschichte aus Stein. Leider ist der aber ebenso bröckelig wie imposant. Um das Schloss also aus dem schon allzu langen Dornröschenschlaf zu erwecken, sind Engagement, Ideen und Gelder gefragt. Eine Gruppe von Ehrenamtlichen legt sich derweil ins Zeug, damit die Geschichte des Märchenschlosses eine gute Wendung nimmt.

Seit vielen Jahrhunderten "wacht" das Schloss Kuckuckstein über die liebliche Region. Zu Füßen des Gemäuers schlängelt sich das Flüsschen Seidewitz.
Seit vielen Jahrhunderten "wacht" das Schloss Kuckuckstein über die liebliche Region. Zu Füßen des Gemäuers schlängelt sich das Flüsschen Seidewitz.  © Steffen Füssel

Wann genau das Schloss erbaut wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Mutigere Schätzungen gehen vom 10. Jahrhundert aus. Erste urkundliche Erwähnungen gab es im 13. Jahrhundert.

Doch einem breiten Publikum wurde es vor allem durch die TV-Sendung "Zauber auf Schloss Kuckuckstein" bekannt.

Bloß: Den baulichen Zustand konnte und kann selbst "Zauberpeter" Peter Kersten (78) nicht mit magischen Formeln verbessern. Dazu braucht es den beschwerlichen Weg der vielen kleinen Schritte. Aber auf diesen Weg haben sich die Freunde des Schlosses längst begeben.

Höchste Beschäftigungsquote in Sachsen: Wirtschaftsminister Dulig singt Loblied auf die Teilzeit!
Sachsen Höchste Beschäftigungsquote in Sachsen: Wirtschaftsminister Dulig singt Loblied auf die Teilzeit!

Allen voran das Unternehmer-Ehepaar Jens (57) und Susanne Höhnel (56). Im Jahr 2018 haben sie das marode und vernachlässigte Schloss übernommen, aus Liebe zur Region und aus einem Gefühl der Verantwortung heraus, wie sie erklären.

Jens Höhnel bescheiden: "Eigentlich gehört Schloss Kuckuckstein in die öffentliche Hand." Weil die aber die Mittel nicht hat, sprang das Paar ein, suchte aber sogleich Mitstreiter, die die Liebe zum alten Gemäuer teilen.

So wurde der Verein "Schwarzes Kleeblatt" gegründet. Etwa 30 Mitglieder ist der jetzt stark, sie wollen das Überleben des kantigen Kastens Kuckuckstein mit einer Reihe von Ideen sichern. Zum Beispiel diesen...

Mit diesen Ideen soll das Überleben von Schloss Kuckuckstein gesichert werden

Jens (57) und Susanne Höhnel (56) sowie Gabor Schuster (40) haben sich in das Schloss unsterblich verliebt, wollen deshalb die Sanierung vorantreiben. In den Eingangsbereich mit der Zugbrücke flossen schon erste Gelder.
Jens (57) und Susanne Höhnel (56) sowie Gabor Schuster (40) haben sich in das Schloss unsterblich verliebt, wollen deshalb die Sanierung vorantreiben. In den Eingangsbereich mit der Zugbrücke flossen schon erste Gelder.  © Norbert Neumann
  • Buchpatenschaften: Weil vor Jahren entdeckt wurde, dass noch etwa 1000 Exemplare der einst legendären Schlossbibliothek existieren, soll mit Patenschaften für einzelne Bücher Geld gesammelt werden. Buchhändler Gabor Schuster (40), der sich im "Schwarzen Kleeblatt" engagiert, hatte die Idee. Eine dekorative Urkunde bekommen die Spender als Lohn für die gute Tat – auch Ministerpräsident Michael Kretschmer (46, CDU) hat sich schon ein Exemplar gesichert.

  • Gastronomie: Ein kleines Café gibt es bereits im Schloss, zu Veranstaltungen werden auch schon mal draußen Getränke ausgeschenkt. Dieses Angebot soll erweitert werden.

  • Co-Working-Spaces: Was bislang eher in Großstädten funktioniert, will man künftig auch auf Schloss Kuckuckstein testen – das Vermieten von Arbeitsplätzen auf Zeit. Vor allem junge Kreative könnten sich dann von der besonderen Atmosphäre des Schlosses und der Landschaft inspirieren lassen, entsprechend kluge Dinge in ihre Laptops "hacken" - schnelles Internet vorausgesetzt.

Geschichte des Schlosses soll auch für jüngere Generationen anschaulich rübergebracht werden

Gabor Schuster (40) mit einigen Büchern aus der historischen Schlossbibliothek. Das älteste stammt noch aus dem 17. Jahrhundert.
Gabor Schuster (40) mit einigen Büchern aus der historischen Schlossbibliothek. Das älteste stammt noch aus dem 17. Jahrhundert.  © Norbert Neumann
  • Museum: Die Geschichte des Schlosses und seiner Besucher (z.B. Napoleon) soll anschaulich rübergebracht werden. Aber nicht auf die verstaubte Art, wie die Vereinsmitglieder betonen, sondern auch mit Blick auf die jüngere Generation.

  • Bibliothek: Hier schwebt Gabor Schuster eine Zusammenarbeit mit Universitäten vor. Auch anhand alter Bücher wolle man "Geschichte begreifbar machen und dabei nicht im Gestern bleiben, sondern den Geist von damals in die Zukunft tragen".

  • Hauptquartier: Es gibt die Idee, einen "Denkmalrat Sachsen" zu gründen, quasi eine Vernetzung einzelner denkmalgeschützter Objekte im Freistaat. Die Zentrale, so hofft man in Liebstadt, könnte auf Schloss Kuckuckstein entstehen. Unterstützung seitens der Politik für dieses Vorhaben wurde bereits signalisiert.

Schloss wurde ins Bundesprogramm "National wertvolle Kulturdenkmäler" aufgenommen

Auch Freimaurer fühlten und fühlen sich im Schloss heimisch. Ihre Riten wirken mitunter etwas schaurig.
Auch Freimaurer fühlten und fühlen sich im Schloss heimisch. Ihre Riten wirken mitunter etwas schaurig.  © Norbert Neumann

Im Sommer wurde Schloss Kuckuckstein ins Bundesprogramm "National wertvolle Kulturdenkmäler" aufgenommen. Außerdem wurden 400.000 Euro an Fördergeldern für Reparaturen in Aussicht gestellt. Angesichts der Schäden am Schloss (Dach, Fassade, Fenster usw.) reicht die Summe aber kaum aus.

Nur weitere Ideen – und damit Gelder – dürften Schloss Kuckuckstein auch eine märchenhafte Zukunft sichern. Mitstreiter sind dabei immer willkommen.

Infos: schwarzes-kleeblatt.de, schloss-kuckuckstein.de.

Darum verschonte Napoleon das Schloss

Nach einer Nacht in diesem Zimmer "checkte" Napoleon anderntags artig wieder aus – also ohne zu brandschatzen. Wenig später verlor er seine wichtigste Schlacht.
Nach einer Nacht in diesem Zimmer "checkte" Napoleon anderntags artig wieder aus – also ohne zu brandschatzen. Wenig später verlor er seine wichtigste Schlacht.  © Norbert Neumann

In der Nacht vom 9. auf den 10. September 1813 verbrachte Frankreichs Kaiser Napoleon Bonaparte eine Nacht auf Schloss Kuckuckstein.

Das war gut zwei Wochen nach seiner Schlacht um Dresden und etwa fünf Wochen vor der entscheidenden Völkerschlacht bei Leipzig.

Da der damalige Schlossherr, Carl Adolf von Carlowitz, aufseiten der Gegner kämpfte, gab es die Sorge, dass Napoleon das Schloss plündern und zerstören würde.

Tatsächlich unterließ er das – angeblich, weil ihn die Bibliothek so beeindruckt hatte, in der sich auch eine Reihe französischer Bücher befand.

Das "Napoleon-Zimmer" im Schloss zeugt noch heute von jener denkwürdigen Episode.

Titelfoto: Steffen Füssel

Mehr zum Thema Sachsen: