E-Auto-Krise: Sachsens Autozulieferer blicken mit Sorge auf 2024

Zwickau/Dresden - Wegen der aktuellen Absatzschwäche und dem Umbruch zur E-Mobilität ringen etliche Zulieferbetriebe in Sachsen um ihre Zukunft.

Im VW-Werk in Zwickau werden E-Autos hergestellt. Doch die Nachfrage sinkt, Mitarbeiter bangen um ihren Job.
Im VW-Werk in Zwickau werden E-Autos hergestellt. Doch die Nachfrage sinkt, Mitarbeiter bangen um ihren Job.  © Kristin Schmidt

Viele seien reine Fertigungsstandorte, sagte Andreas Wächtler vom Branchenverband AMZ der Deutschen Presse-Agentur. Allein im Landkreis Zwickau hätten von 41 Zulieferern nur 6 eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung.

Das Gros der Betriebe sei davon abhängig, wie sich die Rahmenbedingungen für die Produktion entwickeln. Handlungsbedarf sieht Wächtler daher vor allem bei den Energiepreisen, der Verfügbarkeit von Personal und der Bürokratie.

"Wenn sich das Blatt nicht rigoros dreht, werden wir viele Unternehmen verlieren", warnte er. Viele Zulieferer hängen an den großen Autobauern. Neben Volkswagen mit seinen Standorten in Zwickau, Chemnitz und Dresden sind das in Sachsen BMW und Porsche in Leipzig.

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War das Zwickauer VW-Werk Vorreiter beim Umstieg auf E-Autos, haben sich dort zuletzt die Negativmeldungen wegen schleppender Nachfrage und wachsender Konkurrenz gehäuft.

Mit dem Wegfall der staatlichen Kaufprämie könnte sich dies 2024 verschärfen. Die Stimmung der Beschäftigten sei angespannt, so Betriebsratsvize Kristin Oder.

Sachsens Wirtschaftsminister Dulig: "Ich wünsche mir, dass Volkswagen wieder ein Auto wird, das sich das Volk leisten kann"

Wirtschaftsminister Martin Dulig (49, SPD) wünscht sich, dass E-Autos günstiger werden.
Wirtschaftsminister Martin Dulig (49, SPD) wünscht sich, dass E-Autos günstiger werden.  © Patricia Bartos/dpa

Doch Elektroautos gehöre die Zukunft, versichert Wächtler. "Wir werden hier in den kommenden Jahren noch große Entwicklungen sehen." Etwa mit Blick auf die Batterietechnologie.

"Die Zukunft liegt in der Elektromobilität", ist auch Wirtschaftsminister Martin Dulig (49, SPD) überzeugt. Neben den Fabriken der großen Autobauer zählt die Branche in Sachsen rund 780 Zulieferbetriebe und knapp 100.000 Beschäftigte. Doch zögerten viele Menschen derzeit beim Kauf von E-Autos.

Hier sieht Dulig die Hersteller in der Pflicht - vor allem mit Blick auf die hohen Preise der Fahrzeuge. "Ich wünsche mir, dass Volkswagen wieder ein Auto wird, das sich das Volk leisten kann." Dabei könnten gute Leasingangebote helfen. Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur sei Sachsen gut vorangekommen, werde aber nicht nachlassen.

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Mit Blick auf die Transformation der Auto-Industrie bezeichnet Dulig die aktuelle Situation als Delle. "Wir müssen schauen, dass diese Delle überwunden wird und wir E-Mobilitätsland Nummer 1 in Europa bleiben."

Jedes vierte in Europa gebaute vollelektrische Auto komme aus Sachsen.

Branche soll weiter auf Automatisierung setzen

Die E-Auto-Branche kann durch die Automatisierung Personalkosten verringern.
Die E-Auto-Branche kann durch die Automatisierung Personalkosten verringern.  © Hendrik Schmidt/dpa

"Wir sind dabei, neue Themen zu forcieren", erklärte Wächtler für die Zulieferer im Freistaat. Ein wichtiges Feld sei automatisiertes Fahren.

Dazu verwies er etwa auf die CADA-Allianz in Chemnitz, zu der Unternehmen wie FDTech, Baselabs und Intenta gehören. Der Bereich sei sehr softwarelastig. Ziel sei es auch, in der Region Zwickau/Chemnitz ein Projekt zu etablieren, um automatisiertes Fahren auf der Straße besser erproben zu können. Dabei gehe es auch um Warentransporte.

Darüber hinaus sieht Wächtler Potenzial bei Automatisierung und Robotik in der Fertigung. Dadurch könnten die Unternehmen einerseits Personalkosten verringern und dem Fachkräftemangel begegnen. Andererseits könnte die Branche sich so einen Vorsprung erarbeiten.

Denn viele ausländische Autobauer setzten auf wenig Vielfalt - etwa was Farbe und Ausstattung ihrer Fahrzeuge betreffe. "Wenn wir es schaffen, eine Fertigung in Variantenvielfalt durchzuautomatisieren, hätten wir ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal."

Hierzu gebe es gute Anknüpfungspunkte zu Forschungseinrichtungen in der Region.

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa, Kristin Schmidt

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