Rostocks OB Madsen wird für Wechsel nach Kiel stark kritisiert

Rostock/Kiel - Aus Dänemark nach Rostock und nun wohl nach Kiel - Claus Ruhe Madsen (49, parteilos) streicht aller Voraussicht nach als Rostocker Oberbürgermeister die Segel und heuert bei der neuen schwarz-grünen Landesregierung in Schleswig-Holstein als Wirtschaftsminister an.

Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (49, parteilos) will sein Amt nach nur drei Jahren niederlegen und sich in der neuen schwarz-grünen Regierung in Schleswig-Holstein als Wirtschaftsminister empfehlen.
Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (49, parteilos) will sein Amt nach nur drei Jahren niederlegen und sich in der neuen schwarz-grünen Regierung in Schleswig-Holstein als Wirtschaftsminister empfehlen.  © Jens Büttner/dpa

Bundesweit bekannt wurde er als Talkshow-Gast in der Corona-Pandemie. Zuletzt ging es für ihn als Verwaltungschef vor allem um Schadensbegrenzung. Rostock sagte die für 2025 geplante Bundesgartenschau ab - ein Novum in der 70-jährigen Buga-Geschichte.

Ein Novum war auch sein Amtsantritt 2019. Der Däne Madsen war der erste Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Er wollte vieles anders machen, die Digitalisierung der Verwaltung vorantreiben, das Fahrradfahren in der Stadt fördern, mehr auf die Bedürfnisse der Rostocker eingehen und die Wohnungsnot in der Hansestadt mit ihren gut 200.000 Einwohnern bekämpfen.

Nach Einschätzung des Kreisvorsitzenden der Rostocker CDU fällt die Bilanz "eher mittelprächtig aus". In nicht einmal drei Jahren schaffe man eben nicht die großen Projekte, sagte Daniel Peters (41), auch Landtagsabgeordnete und Generalsekretär der Landes-CDU.

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Die Partei hatte Madsen im Wahlkampf unterstützt. Punkten konnte Madsen als OB einer Stadt, die lange Zeit mustergültig durch die Corona-Pandemie kam. Zu dem Zeitpunkt sei er einer der beliebtesten Oberbürgermeister Deutschlands gewesen, sagte Peters.

Neuwahl von Rostocks Oberbürgermeister soll noch in diesem Jahr stattfinden

Ein neuer Oberbürgermeister soll noch in diesem Jahr gewählt werden.
Ein neuer Oberbürgermeister soll noch in diesem Jahr gewählt werden.  © Jens Büttner/dpa

Jetzt - kurz nach dem endgültigen Aus für die Bundesgartenschau (Buga), an der eigentlich Millionen von Fördergeldern für die Stadtentwicklung hängen - steht Mecklenburg-Vorpommerns größter Stadt nun eine Neuwahl ins Haus - voraussichtlich in diesem Jahr.

"Für die Stadt Rostock ist das keine gute Nachricht. Wir haben sehr große Herausforderungen zu stemmen", sagte Peters.

Bis es einen neuen OB gibt, müssten laut Stadt Finanzsenator Chris von Wrycz Rekowski (54, SPD) als erster und Sozialsenator Steffen Bockhahn (43, Linke) als zweiter Stellvertreter übernehmen.

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Sybille Bachmann (62) von der Bürgerschaftsfraktion Rostocker Bund hofft auf einen Neustart in der Stadtverwaltung. "Er war für Rostock ein toller Außenminister. Das kann er für Schleswig-Holstein auch machen", sagte Bachmann. Intern, bei der Zusammenarbeit in der Verwaltung, habe es hingegen Probleme gegeben.

"Klar gescheitert": Deutliche Kritik an Abschied von Rostocks OB Claus Ruhe Madsen

Noch deutlicher wird die Vorsitzende des Rostocker Buga-Ausschusses, Jana Blaschka: "Klar ist er gescheitert." Er habe zwar Digitalisierungsprojekte in die Stadt geholt, die seien aber inhaltlich nicht hinterlegt gewesen. Ansonsten habe weitgehend Stillstand geherrscht.

Für ihre Heimatstadt würde sie sich über Madsens Weggang sehr freuen, sagte das Bürgerschaftsmitglied von den Unabhängigen Bürgern für Rostock. Das Scheitern der Buga hatte Madsen wiederholt mit den Folgen der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine begründet. Zuletzt gestand er aber auch interne Fehler ein.

Der Fraktionsvorsitzende der AfD im Schweriner Landtag, Nikolaus Kramer, erklärte, wieder einmal verlasse ein kluger und innovativer Kopf Mecklenburg-Vorpommern. Er lobte Madsen für seine Kritik an "komplizierten Corona-Regeln". Madsen war nicht immer einer Meinung mit der Landespolitik was die Corona-Schutzmaßnahmen angeht.

Titelfoto: Jens Büttner/dpa

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