Scharlachwelle trifft auf Antibiotika-Engpässe: "Die Situation ist ernst"

Bad Segeberg - Die Zahl der Scharlachfälle in Schleswig-Holstein hat sich nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KVSH) im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zu 2019 und 2020 annähernd verdoppelt.

Viele Medikamente wie etwa Fiebersäfte sind nach wie vor schwer zu bekommen.
Viele Medikamente wie etwa Fiebersäfte sind nach wie vor schwer zu bekommen.  © Waltraud Grubitzsch/dpa

Von Januar bis März seien 6469 Fälle registriert worden, teilte die KVSH am Freitag mit. Von Oktober bis Dezember 2022 seien es dagegen noch 1831 Fälle gewesen.

"Die Situation ist so ernst, weil es auf dem Markt so gut wie keine Antibiotika-Saftzubereitungen mehr gibt", kommentierte die KVSH-Vorstandsvorsitzende Monika Schliffke.

Von der Welle seien überwiegend Kindergarten- und Grundschulkinder betroffen. "Hinzu kommen auch noch deutliche Steigerungen durch andere Streptokokkenanginen und eitrige Mittelohrentzündungen, die ebenso wie Scharlach ernste Komplikationen auslösen können."

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Momentan fahren Eltern demnach von einer Apotheke zur anderen, zu Notdienstzeiten abends und an Wochenenden manchmal mehr als 30 Kilometer, um an ein Antibiotikum zu kommen.

"Wir erwarten in den nächsten Wochen kaum Besserung, der gesamte europäische Markt scheint leer zu sein", sagte Schliffke. Die Bundesregierung müsse sich um die Arzneimittelgrundversorgung kümmern, damit wenigstens für die nächste Saison ausreichend vorgesorgt werden kann.

"Der Sparzwang der letzten Jahre darf nicht länger auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden, erst recht nicht bei den Kleinsten."

Titelfoto: Waltraud Grubitzsch/dpa

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