Flüchtlinge sollen mangelnde Versorgung vorgeworfen haben: DRK widerspricht!

Apolda/Hermsdorf - Nach dem tödlichen Brand in einer Flüchtlingsunterkunft in Apolda (Weimarer Land) wurden schwere Vorwürfe laut. Scharfe Kritik gab es unter anderem an der Versorgung. Von den Verantwortlichen wird diese entschieden zurückgewiesen.

Die Kritik bezieht sich sowohl auf die Evakuierung als auch auf die Versorgung der Flüchtlinge.
Die Kritik bezieht sich sowohl auf die Evakuierung als auch auf die Versorgung der Flüchtlinge.  © Johannes Krey - JKFOTOGRAFIE & TV

Fast zwei Wochen sind nach der Katastrophe von Apolda vergangen. An jenem 4. Juni (Sonntag) starb ein ukrainisches Kind im Alter von acht Jahren infolge eines Brandes. Mehrere Menschen wurden verletzt. Mehr als 200 Flüchtlinge mussten evakuiert und zwischenzeitlich in der Erstaufnahmeeinrichtung des Freistaats in Hermsdorf (Saale-Holzland-Kreis) untergebracht werden.

Evakuierung und Versorgung wurden scharf kritisiert. Zunächst von verschiedenen Initiativen. Zum Ende der vergangenen Woche legte die Initiative Seebrücke Erfurt mit einer Mitteilung nach, in der die Kritik erneuert wurde. So soll es erst nach "Einlass ins Lager" etwas zu essen gegeben haben. Einige Betroffene blieben den Angaben nach - von einem Apfel abgesehen - bis zu 13 Stunden nach dem Feuer ohne Mahlzeit. Dabei beruft man sich auf übereinstimmende Berichte von Betroffenen und einem Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Die Redaktion konfrontierte den DRK-Kreisverband Gera-Jena-Eisenberg mit den Vorwürfen. Der wiederum leitete unser Anliegen an den DRK-Kreisverband Gera-Stadt weiter, da dieser den Angaben nach für das DRK in Hermsdorf verantwortlich ist. Auch das Landesverwaltungsamt als Einrichtungsträger sei in Kenntnis gesetzt worden.

DRK und Landesverwaltungsamt: Essen für alle, circa 300 Portionen!

Der DRK-Kreisverband Gera-Stadt sowie das Landesverwaltungsamt kritisieren die "ungebundenen" Helfer der Seebrücke und werfen ihr unkontrollierte Kleidungsausgabe vor. (Symbolbild)
Der DRK-Kreisverband Gera-Stadt sowie das Landesverwaltungsamt kritisieren die "ungebundenen" Helfer der Seebrücke und werfen ihr unkontrollierte Kleidungsausgabe vor. (Symbolbild)  © Hannes P. Albert/dpa

In einer gemeinsam abgegebenen Erklärung teilte man mit, dass es sich bei dieser Aussage um eine "Falschdarstellung" handelt. "Es ist korrekt, dass es bei Ankunft der Betroffenen aus Apolda im ersten Schritt nur Obst und Getränke gab." Innerhalb der ersten Stunde nach Ankunft sei die Essensausgabe zu den Geflüchteten nach draußen verlagert worden und es sei warmes Essen "an alle" verteilt worden. Den Angaben nach wurden circa 300 Portionen Essen vorbereitet und ausgegeben. Bei Bedarf seien auch mehrere Portionen ausgegeben worden.

Wie die Initiative Seebrücke Erfurt am vergangenen Freitag auch mitteilte, wurde vielen Betroffenen, an deren Kleidung "der giftige Rauch des Feuers klebte", am Montagabend "trotz vorheriger Versprechungen vom Roten Kreuz" keine neue Wechselkleidung ausgehändigt.

Auch diesen Vorwurf weisen DRK-Kreisverband Gera-Stadt sowie das Landesverwaltungsamt entschieden zurück! So sei bereits am Sonntag - am Tag der Brand-Katastrophe - Bekleidung an die Geflüchteten verteilt worden.

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Zudem sei am Tag darauf "den gesamten Vormittag" Bekleidung ausgegeben worden. Den Angaben nach wurde "nur das notwendige Maß an Bekleidung" verteilt, "da die Geflüchteten weder Stauraum noch Transportmöglichkeiten für die Bekleidung hatten". Auch weil die Aufenthaltsdauer nicht absehbar gewesen sei, habe man darauf geachtet, nicht zu viel Bekleidung auszugeben.

Kritik an Initiative: Bekleidung musste entsorgt werden!

Landrätin Christiane Schmidt-Rose (CDU) wies zuletzt bereits Kritikvorwürfe zurück. Zu einer möglichen Verzögerung, weil die Unterkunft in Apolda nicht an die zentrale Meldestelle der Feuerwehr in Apolda angebunden sei, äußerte man sich nicht. (Archivbild)
Landrätin Christiane Schmidt-Rose (CDU) wies zuletzt bereits Kritikvorwürfe zurück. Zu einer möglichen Verzögerung, weil die Unterkunft in Apolda nicht an die zentrale Meldestelle der Feuerwehr in Apolda angebunden sei, äußerte man sich nicht. (Archivbild)  © imago/Karina Hessland

Stattdessen kritisiert man die "ungebundenen" Helfer der Seebrücke. Diese hätten mit einer unkontrollierten Kleidungsausgabe für einen "erheblichen" Mehraufwand sowie ein "übermäßiges" Aufkommen von zu entsorgender Kleidung geführt.

Mehr als ein Sieben-Kubikmeter-Container mit Bekleidung sei entsorgt worden. Dies hätte den Angaben nach vermieden werden können, wenn die Initiative Seebrücke nicht versucht hätte, die Menschen mit einer Vollausstattung an Bekleidung zu versorgen. Darüber hinaus seien "viele" Artikel - darunter Hygieneartikel - verteilt worden, für die es keine Notwendigkeit gegeben habe.

Wie Christiane Schmidt-Rose (CDU), Landrätin im Weimarer Land, zuletzt bereits mitteilte, hätten sich die ersten drei Busse am 4. Juni um 12.30 Uhr nach Hermsdorf aufgemacht. Drei weitere seien kurz darauf gefolgt.

Das Feuer war in den frühen Morgenstunden ausgebrochen. Nach Angaben von Schmidt-Rose ging der Notruf um 4.57 Uhr in der Leitstelle des Kreises ein. Die Alarmierung an die umliegenden Wehren sei um 4.58 Uhr erfolgt. Um 5.06 Uhr sei die Feuerwehr Apolda vor Ort gewesen und habe "unverzüglich" mit dem Löscheinsatz und der Evakuierung begonnen. Weitere Wehren seien unmittelbar gefolgt.

Am vergangenen Freitag berichtete die Initiative Seebrücke Erfurt jedoch, dass es laut Berichten mehrerer Betroffener bereits um 4.40 Uhr in der Unterkunft gebrannt hätte. "Diese Verzögerung erklärt sich nach unseren Informationen dadurch, dass die Unterkunft in Apolda nicht direkt an die zentrale Meldestelle der Feuerwehr in Apolda angebunden gewesen ist", heißt es.

Landratsamt: Nichts mehr hinzuzufügen!

TAG24 konfrontierte das Landratsamt Weimarer Land mit den neuerlichen Vorwürfen. Hierzu heißt es jedoch lediglich: "Zu Spekulationen äußert sich Landrätin Christiane Schmidt-Rose nicht." Man verweist auf bereits veröffentlichte Informationen. Dem sei nichts mehr hinzuzufügen.

Jedoch betont man, dass die Geflüchteten mit Decken, Wasser und Obst versorgt sowie bei Bedarf Babynahrung und Windeln zur Verfügung gestellt worden seien.

Toiletten und Aufenthaltsräume standen den Angaben nach in einem angrenzenden Gebäude zur Verfügung.

Titelfoto: Johannes Krey - JKFOTOGRAFIE & TV

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