Erneut Kritik nach tödlichem Brand in Asylunterkunft: Keine Wechselkleidung für die Opfer!

Apolda - Infolge eines Brandes in einer Flüchtlingsunterkunft in Apolda (Weimarer Land) mussten in der vergangenen Woche mehr als 200 Flüchtlinge evakuiert werden. Inzwischen sind alle in die Kreisstadt zurückgekehrt. Unterdessen wurden erneut schwere Vorwürfe laut.

Die Kritik bezieht sich sowohl auf die Evakuierung als auch auf die Versorgung der Flüchtlinge.
Die Kritik bezieht sich sowohl auf die Evakuierung als auch auf die Versorgung der Flüchtlinge.  © Johannes Krey - JKFOTOGRAFIE & TV

Seit dem späten Donnerstagabend sind alle Flüchtlinge wieder in Apolda. Das teilte das Landratsamt mit. Mehr als 200 Menschen waren am vergangenen Sonntag vorübergehend in die Erstaufnahmeeinrichtung nach Hermsdorf gebracht worden.

Circa 100 Flüchtlinge wurden nun in Wohnungen und Unterkünften des Kreises untergebracht. Der andere Teil durfte bereits am Mittwoch zurück in die Asylunterkunft in Apolda. Den Angaben nach handelte es sich hierbei um Flüchtlinge, die in einem vom Brand nicht betroffenen Teil untergebracht waren.

Unterdessen wurden erneut schwere Vorwürfe zum Ablauf von Evakuierung sowie der Versorgung der Brandopfer laut. Wie die Initiative Seebrücke Erfurt am Freitag unter anderem mitteilte, wurde vielen Betroffenen, an deren Kleidung "der giftige Rauch des Feuers klebte", am Montagabend "trotz vorheriger Versprechungen vom Roten Kreuz" keine neue Wechselkleidung ausgehändigt.

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Zudem wurde die Kritik in Sachen Verpflegung erneuert. So soll es erst nach "Einlass ins Lager" etwas zu essen gegeben haben. Einige Betroffene blieben den Angaben nach - von einem Apfel abgesehen - bis zu 13 Stunden nach dem Feuer ohne Mahlzeit. Dabei beruft man sich auf übereinstimmende Berichte von Betroffenen und einem Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Bis zu einer halben Stunde dauerte es, ehe Krankenwagen und Feuerwehr eintrafen, heiß es zuletzt in einer gemeinsamen Pressemitteilung verschiedener Initiativen. Dabei berief man sich auf Berichte von Betroffenen.

Initiative: Verzögerung hätte verhindert werden können!

Es soll fast eine halbe Stunde gedauert haben, ehe die Feuerwehr eintraf, lautet einer der Vorwürfe.
Es soll fast eine halbe Stunde gedauert haben, ehe die Feuerwehr eintraf, lautet einer der Vorwürfe.  © Johannes Krey - JKFOTOGRAFIE & TV

Wie Landrätin Christiane Schmidt-Rose (CDU) zuletzt mitteilte, sei der Notruf um 4.57 Uhr in der Leitstelle des Kreises eingegangen. Die Alarmierung an die umliegenden Wehren sei um 4.58 Uhr erfolgt. Um 5.06 Uhr sei die Feuerwehr Apolda vor Ort gewesen und habe "unverzüglich" mit dem Löscheinsatz und der Evakuierung begonnen. Weitere Wehren seien unmittelbar gefolgt.

Am Freitag berichtete die Initiative Seebrücke Erfurt jedoch, dass es laut Berichten mehrerer Betroffener bereits um 4.40 Uhr in der Unterkunft gebrannt hätte. "Diese Verzögerung erklärt sich nach unseren Informationen dadurch, dass die Unterkunft in Apolda nicht direkt an die zentrale Meldestelle der Feuerwehr in Apolda angebunden gewesen ist", heißt es.

So aber seien die Notrufe von Bewohnern und Sicherheitsdienst nötig gewesen. Die Initiative ist der Ansicht: Die Verzögerung hätte verhindert werden können!

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Nach Angaben der Initiative blieben viele Fragen offen - unter anderem: "Können Brandursachen, die aus einer unzulänglichen Sanierung oder einem mangelhaften Zustand der Küchengeräte wie Herde etc. resultieren, ausgeschlossen werden?"

Wie ein Polizeisprecher zuletzt gegenüber TAG24 mitteilte, deutet nach derzeitigem Ermittlungsstand alles auf einen technischen Defekt hin. Ein achtjähriger ukrainischer Junge kam bei dem Brand ums Leben. Rauchgasvergiftung, lautete die vorläufige Todesursache.

Seebrücke Erfurt: "Wir sind allen Menschen dankbar"

Die Redaktion versuchte am Samstagvormittag, mit der Pressestelle des Thüringer Migrationsministeriums Kontakt aufzunehmen, jedoch vergeblich. Auch die Geschäftsführung des DRK-Kreisverbandes Apolda war am Vormittag nicht zu erreichen. Ebenso wenig die Pressestelle des DRK-Kreisverbandes Jena-Eisenberg-Stadtroda, bei dem es die Redaktion am Mittag versuchte.

Diese Darstellung der Evakuierung sowie eine vorherige Pressemitteilung soll laut Seebrücke Erfurt nicht die Bemühungen der Feuerwehrkräfte, Busfahrer, Sozialarbeiter und DRK-Mitarbeiter infrage stellen.

"Wir sind allen Menschen dankbar, die sich seit Sonntagmorgen unbürokratisch und mit großer Kraft für eine Verbesserung der Lage der Betroffenen einsetzen", heißt es.

Originalmeldung am 10. Juni, um 11.54, zuletzt aktualisiert um 12.41 Uhr

Titelfoto: Johannes Krey - JKFOTOGRAFIE & TV

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