Nach schwerem Jagdunfall in Thüringen: Verband weist auf Gefahren bei Erntejagden hin!

Erfurt - Nach einem schweren Jagdunfall im Kyffhäuserkreis hat der Landesjagdverband Thüringen betont, Jäger wiederholt auf die Gefahren sogenannter Erntejagden hinzuweisen.

Mitte November wurde bei einer Erntejagd nahe Greußen ein 50-jähriger Jäger schwer verletzt.. (Archivbild)
Mitte November wurde bei einer Erntejagd nahe Greußen ein 50-jähriger Jäger schwer verletzt.. (Archivbild)  © Silvio Dietzel

"Das Problem bei den Erntejagden ist, dass diese häufig kurzfristig zustande kommen, aber einer sehr genauen Vorplanung und auch einer großen Disziplin der an der Jagd beteiligten Jäger bedürfen", sagte der Geschäftsführer des Landesjagdverbands Frank Herrmann auf Anfrage.

Bei einer Erntejagd informiert ein Bauer Jäger kurz bevor dieser ein Feld abernten möchte, in dem er Wildtiere vermutet. Bei der Erntejagd selbst postieren sich mehrere Jäger dann um das Feld. Sie können dann das Wild erlegen, das beim Abernten aufgescheucht wird.

Vor einer Erntejagd habe eine schriftliche Belehrung der Teilnehmer zu erfolgen. "Jeder Teilnehmer bekommt einen Platz zugewiesen, den hat er von Anfang bis Ende der Jagd nicht zu verlassen", betonte Herrmann. Zudem würden jeweils Schusssektoren zugewiesen.

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Zwar könnte es bei Erntejagden auch zu Unfällen kommen, wenn ein abgefeuertes Projektil, das ein Wildtier durchdrungen hat, beim Aufprall auf dem Boden in eine andere Richtung abgelenkt werde.

Verdacht auf fahrlässige Körperverletzung

Nach bisherigen Ermittlungen wurde der 50-jährige Jäger versehentlich mit einem Schuss im Gesicht getroffen. (Symbolbild)
Nach bisherigen Ermittlungen wurde der 50-jährige Jäger versehentlich mit einem Schuss im Gesicht getroffen. (Symbolbild)  © 123RF/bartusp

"Meistens aber ist es menschliches Versagen", so Herrmann. Deshalb betone der Verband, wie wichtig es sei, die Vorgaben einzuhalten.

Ein 36 Jahre alter Jäger hatte Mitte November bei einer Erntejagd nahe Greußen einen anderen Jäger nach bisherigen Ermittlungen versehentlich mit einem Schuss im Gesicht getroffen.

Der 50-Jährige wurde dabei so schwer verletzt, dass er per Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus kam. Lebensgefahr hatte aber nicht bestanden.

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Ersten Ermittlungen der Polizei zufolge hatte der Schuss den Jäger getroffen, als dieser auf eine Rotte Wildschweine gezielt habe. Der andere Jäger habe anders gestanden als geplant.

Der 36 Jahre alte Kollege habe ihn nicht sehen können, hieß es kurz nach dem Vorfall. Ermittelt werde in der Sache inzwischen wegen Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung, sagte eine Polizeisprecherin.

Tödlicher Jagdunfall im Kreis Saalfeld-Rudolstadt

"Häufig sind die Landwirte, die zu Erntejagden laden, auch selbst Jäger", sagte Axel Horn, Sprecher des Thüringer Bauernverbands. "Niemand sollte dabei verletzt werden und auch Traktoren sollten nicht unter Feuer genommen werden."

Insgesamt komme es aber nur selten vor, dass bei solchen Jagden etwas Ernstes passiere.

Dass Gefahren bestehen, zeigt nicht nur der jüngste Fall: So starb vergangenes ein Jäger, nachdem er bei einer Erntejagd im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt von einer Kugel getroffen worden war.

2018 war ein damals sechs Jahre altes Mädchen durch einen bei einer Erntejagd im Landkreis Greiz abgefeuerten Schuss schwer verletzt worden.

Titelfoto: Silvio Dietzel

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