"Du verlierst deine Urlaubstage!": Corona-kranke Amazon-Mitarbeiter bekommen täglich SMS

Illinois - Als ob Corona zu haben nicht schon stressig genug wäre!

Amazon wird vorgeworfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihre Krankheitstage von ihrem bezahlten Urlaub abzuziehen. (Symbolbild)
Amazon wird vorgeworfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihre Krankheitstage von ihrem bezahlten Urlaub abzuziehen. (Symbolbild)  © Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

Amazon hat einem Mitarbeiter anscheinend automatisierte Nachrichten geschickt, als er mit Covid-19 zu Hause war. In diesen wurde ihm mitgeteilt, dass die Schichten, die er an den Tagen sonst gearbeitet hätte, von seinem Urlaub abgezogen würden. Andere Angestellte haben ähnliche Probleme bei der Beantragung von Krankheitstagen.

Offenbar haben momentan viele Angestellte bei Amazon Probleme mit der Personalabteilung, besonders wenn es darum geht, Krankheitstage wegen Corona-Infektionen einzureichen.

NBC interviewte dazu neun Mitarbeiter des Konzerns, die über die gesamten USA verteilt waren und entweder einen Verdacht auf oder eine positive Corona-Infektion vorliegen hatten. Davon meinten alle, sie hätten große Probleme, jemanden von der Personalabteilung zu erreichen.

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Eine Mitarbeiterin sagte: "Ich habe um neun Uhr morgens angefangen anzurufen und bis sechs Uhr abends versucht jemanden zu erreichen. Ich war oft kurz davor mit jemandem zu sprechen und dann legte das Telefon jedes Mal auf."

Fünf der Befragten meinten, Amazon hätte ihnen die Krankheitstage fälschlicherweise vom bezahlten Urlaub abgezogen. So war es auch bei Drew Duzinskas.

Obwohl er seinem Arbeitgeber sofort über seine Corona-Infektion informierte, bekam er jeden Tag nervenaufreibende Nachrichten des automatisierten Personalbereichs von Amazon. Diese teilten ihm mit, dass er seine Schicht verpasst hätte und diese von seinen bezahlten Urlaubstagen abgezogen werden würden.

"Sie haben ein Selbstbedienung-ähnliches Personalsystem", sagte er. "Das scheint auch deren Ziel zu sein - die Leute aus dem Personalsystem zu nehmen."

Amazons Umgang mit Corona wird scharf kritisiert

Obwohl Angestellte auf engem Raum zusammenarbeiten, informiert Amazon angeblich nicht schnell genug über Corona-Infizierungen in Lagerhallen. (Symbolbild)
Obwohl Angestellte auf engem Raum zusammenarbeiten, informiert Amazon angeblich nicht schnell genug über Corona-Infizierungen in Lagerhallen. (Symbolbild)  © Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Diese Vorwürfe sind nur die Neusten in einer langen Liste an Vorwürfen, die gegen Amazon wegen ihrem Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erhoben wurden.

Im Juli 2021 lockerte die Firma ihre Maßnahmen gegen das Virus, trotz des starken Anstieg an Corona-Fällen in den USA. Außerdem schloss es seine internen, kostenlosen Testcenter.

"Es ist gruselig, wie viele Menschen Corona in unserem Gebäude haben", sagte eine Angestellte aus Texas. "Sich testen lassen ist schwer." Zum Teil wollen Testcenter vor Ort 100 US-Dollar (umgerechnet etwa 87 Euro) pro Test.

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Im November letzten Jahres hatte Amazon einen 500.000 US-Dollar (circa 470.400 Euro) außergerichtlichen Vergleich an die Generalstaatsanwaltschaft Kaliforniens bezahlt, wegen Vorwürfen, dass die Firma Corona-Fälle vor ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verheimlicht hätte.

Am 7. Januar kürzte die Firma die bezahlten Krankheitstage für asymptomatische Corona-Infektion von zwei Wochen auf 40 Stunden. Wegen Schwierigkeiten mit dem Personalsystem sind diese aber auch nicht garantiert - wie an dem beispielhaften Fall Drew Duzinskas zu erkennen ist.

Inzwischen hat Amazon den Prozess um Krankheitstage einzureichen gelockert, in der Hoffnung, das System zu entlasten.

Ein freier Dienstleister von Amazon der Telefonanrufe für die Personalabteilung entgegennimmt, sagte allerdings, die Covid-19 Hotline für Angestellte sei trotzdem maßlos überfordert. "Zu einem Zeitpunkt hatten wir 1700 Menschen in der Warteschleife", sagte er. "An manchen Tagen ist es echt überfordernd."

Titelfoto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

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