Forscher rechnet aus: So teuer ist die Energiekrise für jeden Deutschen

Hamburg - Der Ukraine-Krieg trifft Deutschland finanziell hart. Wegen der Energiekrise verliert jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr etwa 2600 Euro.

Deutschland war vor dem Angriff auf die Ukraine abhängig von russischen Gaslieferungen und musste diese teuer ersetzen. (Archivbild)
Deutschland war vor dem Angriff auf die Ukraine abhängig von russischen Gaslieferungen und musste diese teuer ersetzen. (Archivbild)  © Stefan Sauer/dpa

Das ergab eine Berechnung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung für das ARD-Magazin "Panorama", teilte der NDR am Donnerstag mit. Durch die Kriegsfolgen sei das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) um fünf Prozent geschrumpft. Umgerechnet ergibt das die etwa 2600 Euro pro Kopf.

Die Zahlen basieren auf den Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) aus dem Herbst 2021 für das Bruttoinlandsprodukt für die Jahre bis 2024. Es war die letzte vor der russischen Invasion in der Ukraine und dem ab dem Winter 2021 einsetzenden Energiepreisanstieg durch geringere Gaslieferungen aus Russland.

Wirtschaftswissenschaftler Sebastian Dullien hat die IWF-Zahlen genommen und mit der aktuellen Schätzung aus dem Januar des BIPs für das laufende Jahr verglichen. Die Abweichung könne man grob als Folge der Ukraine-Invasion betrachten, so "Panorama", weil diese die größte Veränderung der Rahmendaten seit 2021 ist.

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Im Vergleich zu den anderen EU-Mitgliedern steht Deutschland besonders schlecht da. Der europäische Durchschnitt liegt bei etwa 880 Euro BIP-Verlust pro Einwohner. In Schweden sind es 1700 Euro, in Italien 230 Euro. Warum?

Das sind die Gründe für den hohen BIP-Verlust in Deutschland

Der Ökonom Sebastian Dullien hat die Auswirkungen der Energiekrise auf das BIP berechnet. (Archivbild)
Der Ökonom Sebastian Dullien hat die Auswirkungen der Energiekrise auf das BIP berechnet. (Archivbild)  © Bernd von Jutrczenka/dpa Pool/dpa

"Deutschland hat ein paar strukturelle Charakteristika, die es besonders verwundbar gemacht haben", sagt Professor Dullien.

Er fährt fort: "Wir haben einen sehr großen Industriesektor. Das heißt, wir verbrauchen viel Energie. Zweitens: Sehr viel dieser Energie kam in Form von Gas aus Russland. Und drittens hat die deutsche Bundesregierung relativ spät eingegriffen in die Gasmärkte." Das habe zu der besonders starken Belastung geführt.

Der erneute Import von russischem Gas in großem Stil, so wie es das Bündnis Sahra Wagenknecht und die AfD fordern, würde der Wirtschaft nur wenig helfen, so die "Panorama"-Recherchen. So beziehe Österreich weiter teils weit über 90 Prozent seines Erdgases aus Russland, der Preis für Verbraucher liege dort aber höher als in Deutschland.

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Die ganze Sendung "Panorama" gibt es am Donnerstag, dem 18. April, um 21.45 Uhr im Ersten und danach in der Mediathek zu sehen.

Titelfoto: Montage: Stefan Sauer/dpa, Bernd von Jutrczenka/dpa Pool/dpa

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