Katastrophale Schulstudie: Jugendliche in NRW im Bildungstief
Von Yuriko Wahl-Immel und Alina Eultgem
Düsseldorf - Neuntklässler in Nordrhein-Westfalen schneiden laut dem neuen IQB-Bildungstrend 2024 deutlich schlechter ab als noch 2018 - vor allem in Mathe, Bio, Chemie und Physik.

Die Studie zeigt auch, dass NRW im Vergleich zu anderen Bundesländern im unteren Feld landet.
Besonders in Mathe sieht es düster aus: Rund 41 Prozent der Neuntklässler erreichen nicht einmal den Mindeststandard für den mittleren Schulabschluss.
Bundesweit ist es etwa jeder Dritte. Auch in Biologie, Chemie und Physik liegen die Werte unter dem Durchschnitt.
Die Forscher sehen dafür mehrere mögliche Gründe: Corona-Folgen, eingeschränkte Schul- und Sozialkontakte, aber auch gestiegene Belastungen durch Krisen und Kriege.
Selbst Gymnasiasten und Schüler ohne Migrationshintergrund haben im Schnitt schlechter abgeschnitten als vor sechs Jahren.
NRW plant Reformen: Doch Skepsis bleibt groß

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (59, CDU) zeigt sich besorgt, will aber gegensteuern.
Schulen müssten jetzt gestärkt und Lehrkräfte besser unterstützt werden. Geplant seien unter anderem regelmäßige Lernstandserhebungen, mehr Fokus auf Grundkenntnisse und eine praxisnähere Lehrkräfte-Ausbildung.
Doch die Opposition glaubt nicht, dass das reicht: SPD-Fraktionschef Jochen Ott (51) spricht von "halbherzigen Maßnahmen" und fordert mehr Freiraum für Lehrer und gezielte Hilfe bei seelischen Problemen von Schülern.
Die FDP kritisiert, die Landesregierung verzettele sich mit "ideologischen Projekten" und gefährde so eine ganze Schülergeneration.
Auch die Lehrergewerkschaft VBE warnt: Ohne mehr Personal und Geld könnten die Schulen den Rückstand kaum aufholen.
Titelfoto: Uli Deck/dpa