Zahlen "absolut alarmierend": Radikalisierung von rechten Jugendlichen nimmt zu

Von Bettina Grönewald

Düsseldorf - Die Zahl jugendlicher Tatverdächtiger im Bereich rechtsextremer Kriminalität hat sich in Nordrhein-Westfalen innerhalb eines Jahres beinahe verdreifacht.

Herbert Reul (72, CDU) ist besorgt: Die Zahl der polizeilich erfassten 14- bis 17-Jährigen stieg in NRW im Bereich rechter Kriminalität 2024 im Vergleich zum Vorjahr von 106 auf 299.
Herbert Reul (72, CDU) ist besorgt: Die Zahl der polizeilich erfassten 14- bis 17-Jährigen stieg in NRW im Bereich rechter Kriminalität 2024 im Vergleich zum Vorjahr von 106 auf 299.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Der Zuwachs wurde 2024 im Vergleich zu 2023 verzeichnet, wie aus einer Antwort von NRW-Innenminister Herbert Reul (72, CDU) auf eine Anfrage aus der SPD-Landtagsfraktion hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf vorliegt.

Die Auswertung zeige, dass die politisch motivierte Kriminalität von Rechts weiterhin eine zentrale Herausforderung für die innere Sicherheit in NRW bleibe.

Die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Dilek Engin (44), nannte die Zahlen "absolut alarmierend".

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Laut Kriminalpolizeilichem Meldedienst stieg die Zahl der polizeilich erfassten 14- bis 17-Jährigen im Bereich rechter Kriminalität 2024 im Vergleich zum Vorjahr von 106 auf 299. Schwerpunkte seien nach wie vor die Verbreitung von Propagandamitteln sowie die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen, teilte Reul mit.

Besonders steche diesmal aber der Anstieg bei Volksverhetzungsdelikten hervor. Nach jeweils neun erfassten Taten von Jugendlichen 2022 und 2023 seien für das vergangenen Jahr 48 solcher Fälle beim Kriminalpolizeilichen Meldedienst registriert worden - mehr als fünfmal so viele wie zuvor.

Reale Gewalt und Hetze im Internet nehmen zu

Nach Angaben des NRW-Innenministeriums habe auch "das Tatmittel Internet weiter an Bedeutung gewonnen". (Symbolbild)
Nach Angaben des NRW-Innenministeriums habe auch "das Tatmittel Internet weiter an Bedeutung gewonnen". (Symbolbild)  © Monika Skolimowska/dpa

"Auch die Entwicklung im Bereich der Gewaltdelikte indiziert eine gewisse Radikalisierung", stellte der Innenminister fest.

Während 2023 in NRW überhaupt keine jugendlichen Tatverdächtigen mit Gewaltdelikten aus rechter Gesinnung aufgefallen seien, seien 2024 insgesamt 13 jugendliche Tatverdächtige wegen Körperverletzungsdelikten, Landfriedensbruchs, Raubes oder Widerstands gegen die Staatsgewalt aktenkundig geworden.

Gleichzeitig habe "das Tatmittel Internet weiter an Bedeutung gewonnen", heißt es in der Antwort. Demnach hat sich die Zahl der Jugendlichen, die für ihre Straftat das Internet nutzten, von 38 im Jahr 2023 auf 84 Tatverdächtige im vorigen Jahr mehr als verdoppelt.

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"Die nordrhein-westfälischen Sicherheitsbehörden ermitteln im Rahmen ihrer Befugnisse intensiv im Internet", versicherte Reul. "Das betrifft die gesamte Bandbreite von Telegram über Instagram bis hin zu Tiktok."

Der Identifizierung und Bearbeitung von Hass-Postings, Hass-Propaganda und Gewaltaufrufen in virtuellen sozialen Netzwerken komme dabei besondere Bedeutung zu.

Titelfoto: Bildmontage: Monika Skolimowska/dpa, Monika Skolimowska/dpa

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