Baby pucken: Vor- und Nachteile dieser Einschlafhilfe

Das Pucken ist eine Wickeltechnik, die zur Selbstregulation des Babys dienen soll: Unruhige sowie unreife Neugeborene sollen sich im eingehüllten Zustand entspannen und besser schlafen können. Jedoch ist das Pucken nicht für jedes Baby geeignet.

Beim Pucken gibt es unterschiedliche Techniken. Hier befinden sich die Händchen auf Höhe des Kinns, sodass das Baby daran nuckeln kann.
Beim Pucken gibt es unterschiedliche Techniken. Hier befinden sich die Händchen auf Höhe des Kinns, sodass das Baby daran nuckeln kann.  © 23rf/katrinaelena

"Zwangsjacke", "besser einschlafen", "Hüftdysplasie" sind einige Schlagworte, wenn es um das Pucken von Babys geht.

Kontrovers wird das Thema Pucken zwischen Fachleuten behandelt, aber auch in den sozialen Medien zwischen Eltern diskutiert.

Gut zu wissen: Babys, die entspannt einschlafen, brauchen nicht gepuckt zu werden.

Welchen Babys das Pucken etwas bringen kann sowie die Vor- und Nachteile, Dein Baby fest in eine dünne Decke oder ein Tuch zu wickeln, erfährst Du jetzt!

Weitere Ratgeber mit Tipps und Infos findest Du übrigens unter "Alles über Babys".

Baby pucken: Was ist das?

Unruhige oder unreife Babys können gepuckt werden. Diese Wickeltechnik soll die Enge des Mutterleibs nachahmen und kann das Baby entspannen.
Unruhige oder unreife Babys können gepuckt werden. Diese Wickeltechnik soll die Enge des Mutterleibs nachahmen und kann das Baby entspannen.  © 123RF/tan4ikk

Beim Pucken werden Babys in den ersten Lebensmonaten von den Schultern abwärts in ein Tuch gewickelt, um eine Begrenzung für den Säugling herzustellen und den Mutterleib nachzuahmen. Das Baby kann sich spüren und manche Kinder brauchen das zum Entspannen.

Mithilfe eines Pucktuchs oder Pucksacks soll sich ein Baby beruhigen und besser schlafen.

Diese Wickeltechnik für Babys ist sehr alt und war bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland weit verbreitet. Damals nahm man an, dass die feinen Gliedmaßen der Babys stabilisiert werden müssen, und umwickelte sie.

Heute wird diese Technik von einigen Hebammen für bestimmte Babys zur Beruhigung empfohlen. Aufgrund einer US-amerikanischen Studienanalyse im Jahr 2016 sind viele Ärzte und Hebammen sehr vorsichtig in Bezug auf das Pucken geworden.

Die Aussage der Studienanalyse ergab nämlich, dass gepuckte Babys einem höheren Risiko ausgesetzt sind, am plötzlichen Kindstod (Sudden Infant Death Syndrome, kurz: SIDS) zu sterben, wenn sie auf dem Bauch oder der Seite liegen.

Wer sein Baby pucken möchte, sollte sich also unbedingt die richtige Technik, zum Beispiel von seiner Hebamme, zeigen lassen.

Eignet sich mein Baby fürs Pucken?

Manch müdes Baby braucht ein wenig Hilfe beim Einschlafen. Das Pucken kann es dabei unterstützen.
Manch müdes Baby braucht ein wenig Hilfe beim Einschlafen. Das Pucken kann es dabei unterstützen.  © unsplash/tim-bish

Für Frühchen und Babys mit Hirnschädigungen kann das Pucken die Selbstregulation verbessern. Das Pucken ahmt den Mutterleib und damit eine räumliche Begrenzung nach. Die Kleinen fühlen sich geborgen.

Selbst bei einem Schreibaby kann das Pucken wie ein Wunder wirken. Es wird ruhig und schläft besser ein. Mehr dazu liest Du bei Vorteile! Haben Eltern ein sehr unruhiges Baby, können sie das Pucken ausprobieren.

Wichtig ist, dass Du Dir die richtige Wickeltechnik von Deiner Hebamme zeigen lässt. Außerdem sollten Eltern auf die Reaktion ihres Babys achten und auf ihr Bauchgefühl hören:

  • Wird das Kleine ruhig und entspannt durchs Pucken? Oder:
  • Schreit es noch mehr und versucht, das Tuch wegzustrampeln?

Manche Kinder schreien vergeblich im gepuckten Zustand und werden ruhig, weil sie schließlich aufgegeben haben. Sie werden passiv und das darf auf keinen Fall passieren!

Wenn ein gepucktes Baby weiterhin unruhig ist und weint, mag es diese Begrenzung nicht. Eltern sollten das Tuch wieder lösen!

Wann kann ein Baby gepuckt werden?

Ein Baby sollte nur zu den Ruhe- und Schlafenszeiten gepuckt werden.
Ein Baby sollte nur zu den Ruhe- und Schlafenszeiten gepuckt werden.  © 123rf/marinademidiuk

Pucken sollte sogleich nach der Geburt erfolgen, da sich das Neugeborene noch an die Begrenzung im Mutterleib erinnern kann und es das Pucken eher akzeptiert.

Nach zwei bis drei Monaten, sobald das Kind beweglicher wird und erste Drehversuche unternimmt, darf es nicht mehr gepuckt werden!

Das Pucken eignet sich für Schreibabys und Frühchen, denen Eltern das Einschlafen erleichtern möchten.

Manche Babys haben einen ausgeprägten Moro-Reflex, der sie aus dem Schlaf schrecken lässt. Hier kann das Pucktuch helfen, dass das Baby weiterschläft.

Niemals darf ein Baby dauerhaft gepuckt werden, da es sonst ernsthafte körperliche Beeinträchtigungen erleiden kann.

Mehr dazu liest Du bei den Nachteilen!

Information: Was ist der Moro-Reflex?

Es ist die Reaktion des Babys auf Reize wie laute Geräusche oder ein Nach-Hinten-Kippen: Dabei breitet es die Arme ruckartig zur Seite aus, spreizt die Finger und atmet tief ein. Beim Ausatmen legt das Baby die Arme wieder an den Körper und bildet Fäuste.

Babys können dadurch aus dem Schlaf gerissen werden.

Der Moro-Reflex ist evolutionär begründet. Das Nachgreifen diente für einen sicheren Halt im Fell der Mutter.

Bis zum vierten Lebensmonat verschwindet dieser Reflex meist.

Baby pucken: Vorteile

Die Vorteile beim Baby pucken können mehr Ruhe, Entspannung und Schlaf sein.
Die Vorteile beim Baby pucken können mehr Ruhe, Entspannung und Schlaf sein.  © unsplash/luma-pimentel

Wer viele schlaflose Nächte mit einem quengelndem Baby verbracht hat und durchs richtige Pucken nun endlich zu Schlaf kommt, weiß um die Vorteile dieser Einschlafhilfe:

  • beruhigende Wirkung,
  • Baby schläft ruhiger und länger,
  • Selbstregulation wird gefördert bei Frühgeborenen und Babys mit Hirnschädigungen,
  • Moro-Reflex wird unterbunden, wodurch es ebenfalls länger schläft,
  • wenn das Kind (gut) schläft, sind Eltern entspannter.

Doch es gibt auch Probleme, die das Pucken mit sich bringen kann, wenn es nicht richtig gemacht wird und Sicherheitshinweise missachtet werden.

Baby pucken: Nachteile

Kinderärzte prüfen bei der Kinder-Untersuchung die Hüftstellung des Babys (Symbolbild).
Kinderärzte prüfen bei der Kinder-Untersuchung die Hüftstellung des Babys (Symbolbild).  © 123rf/romanzaiets

Das Pucken kann Nachteile oder Probleme mit sich bringen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) spricht sich gegen das Pucken aus! Wenn Babys dauerhaft und zu lang gepuckt werden, können körperliche Schäden entstehen:

  • Hüftfehlstellungen können entstehen, da sie die Beine nicht spreizen können.
  • Plötzlicher Kindstod, wenn das Baby auf die Seite oder den Bauch gelegt wird, droht es zu ersticken.
  • Überhitzung, bei Fieber, einem zu warmen Zimmer oder einer zusätzlichen Decke.

Ein zu enges Wickeln kann:

  • die Nerven des Babys einklemmen und
  • seine Atmung einschränken.

Daher ist die richtige Technik fürs Pucken sehr wichtig und dass sich Eltern vorher an einen Fachkundigen wenden. Eine Hebamme kann das richtige Pucken zeigen.

Richtige Technik fürs Baby pucken

Richtiges Pucken muss geübt werden, damit sich das Baby nicht verletzen kann.
Richtiges Pucken muss geübt werden, damit sich das Baby nicht verletzen kann.  © 123RF/halfpoint

Es gibt mehrere Falttechniken zum Pucken von Babys. Eltern können das Pucken zunächst an einer Puppe üben, damit sie es richtig beherrschen. Denn nichts ist schwieriger, als ein schreiendes Kind ungeübt einzuwickeln.

Wer sein Baby pucken möchte, hat die Wahl zwischen Pucktüchern und Pucksäcken.

Bei Pucktüchern müssen Eltern ihr Baby behutsam in das Tuch einwickeln. Diese Schritt-für-Schritt-Anleitung fürs Baby pucken hilft:

Baby pucken: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Schritt-für-Schritt-Anleitung, damit Du Dein Baby pucken kannst.
Schritt-für-Schritt-Anleitung, damit Du Dein Baby pucken kannst.  © TAG24/cb

Das richtige Pucktuch muss quadratisch, atmungsaktiv und flexibel sein. Während des Puckens darauf achten, dass das Pucktuch keine Falten schlägt.

1. Schritt: Breite das Pucktuch wie eine Raute vor Dir aus. Klappe die obere Ecke bis zur Mitte des Tuchs ein. Lege Dein Baby auf das Pucktuch. Sein Nacken sollte auf der oberen Kante des Tuchs ruhen.

2. Schritt: Zur Entspannung des Babys können Eltern einige Male von oben nach unten am Körper entlangstreichen. Der rechte Arm wird locker an den Körper des Kindes gelegt und das Pucktuch über die rechte Schulter über den Körper gezogen. Das Tuchende wird unter die linke Gesäßhälfte des Babys gelegt.

3. Schritt: Die untere Ecke des Pucktuchs wird nach oben zur Schulter geschlagen und seitlich unter das Kind fixiert. Die Beinchen sollten die Begrenzung durch das Tuch spüren.

4. Schritt: Nun wird der linke Arm locker an den Körper des Kindes gelegt und die rechte Tuchseite um das Baby gezogen und unter dem Kind fixiert.

5. Schritt: Dein Baby kann sich nun entspannen.

Wichtig ist, dass zwischen Pucktuch und Brust sowie Bauch noch ein Finger passt, damit das Baby in der Atmung nicht eingeschränkt wird.

Mehr Sicherheit beim Pucken: Darauf ist zu achten

Kuschelmomente sind sehr wichtig. Unruhige Babys brauchen oft einfach die Nähe der Eltern!
Kuschelmomente sind sehr wichtig. Unruhige Babys brauchen oft einfach die Nähe der Eltern!  © 123rf/lavadumchev

Nicht jedes Baby möchte gepuckt und damit in seiner Bewegungsfreiheit begrenzt werden. Aber manche Babys entspannen sich durchs Pucken besser.

Wer sein schreiendes Baby mithilfe eines Pucktuchs beruhigen möchte, sollte auf diese Punkte achten:
  • Die Hüfte muss beweglich bleiben und das Baby seine Beine noch abspreizen können.
  • Die einzige Lagerung im Pucktuch ist die Rückenlage.
  • Das Pucktuch darf nicht zu eng gewickelt werden.
  • Ein Baby darf nur zu den Ruhe- und Schlafzeiten gepuckt werden.
  • Ist das Pucktuch zu dünn, sollte das Baby lieber etwas wärmer angezogen werden. Keinesfalls darf eine Decke darüber oder das Baby im gepuckten Zustand in den Schlafsack gelegt werden. Es droht Überhitzung!
  • Das Schlafzimmer des Babys sollte etwa eine Temperatur von 18 Grad haben.
  • Das Baby wird nur in den ersten zwei Lebensmonaten gepuckt.

Wer diese Punkte beachtet, kann seinem unruhigen Baby eine Möglichkeit geben, sich selbst zu beruhigen und besser zu schlafen.

Puckverbote

Bei Fieber darf ein Baby keinesfalls gepuckt werden!
Bei Fieber darf ein Baby keinesfalls gepuckt werden!  © 123rf/aidman

In einigen Fällen sprechen Fachleute ein Puckverbot aus. Eltern dürfen ihr Baby nicht pucken:

  • bei Hüftfehlstellung,
  • bei Fieber und nach einer Impfung,
  • bei Atemwegserkrankungen (Husten, Schnupfen),
  • sobald sich das Baby zu drehen beginnt,
  • in Bauch- und Seitenlage (Gefahr, dass sich das Baby auf den Bauch dreht) oder auch
  • bei lagerungsbedingter Kopfverformung (platter Hinterkopf), da das Pucken es verschlimmert.

Fazit: Baby pucken - die Bedürfnisse des Kindes beachten!

Eltern, die ihr Neugeborenes pucken möchten, erhoffen sich durch diese Wickeltechnik mehr Ruhe fürs Kind und natürlich für sich selbst. Voraussetzung fürs Pucken ist, dass sich das Baby wohlfühlt und Eltern das Pucken richtig und nur zu den Ruhe- und Schlafenszeiten anwenden.

Sind alle Sicherheitsaspekte bedacht und ein geeignetes Pucktuch gefunden, können Eltern ihr Baby pucken. Wer sich unsicher ist, sollte den Kinderarzt oder seine Hebamme um Rat fragen.

Titelfoto: 123RF/katrinaelena

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