Taschengeld für Kinder - wertvolle Tipps einer Kinderpsychologin

"Mama, wann bekomme ich Taschengeld?" - wenn dieser Satz fällt, können Eltern ins Schwitzen geraten. Ergibt Taschengeld für Kinder Sinn? Das verrät Kinderpsychologin Daniela Köppe.

Warum Taschengeld an Kinder zahlen?

Taschengeld für Kinder: Dadurch lernt der Nachwuchs den Umgang mit dem Geld.
Taschengeld für Kinder: Dadurch lernt der Nachwuchs den Umgang mit dem Geld.  © 123RF/nikocingaryuk

Kinder, die Taschengeld erhalten, lernen den Umgang mit Geld.

Das funktioniert aber nur, wenn der Betrag festgelegt wird und das Kind keine "Außer-der-Reihe-Geschenke" von den Eltern erhält.

Der Nachwuchs soll mit den verfügbaren Mitteln haushalten und kann nun selbst entscheiden, wofür er sein Taschengeld ausgibt oder ob er dieses sparen möchte.

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TAG24 spricht mit Kinderpsychologin Daniela Köppe, die wertvolle Tipps zum Taschengeld gibt.

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Warum ist Taschengeld sinnvoll?

Kinderpsychologin Daniela Köppe: "Der Umgang mit Taschengeld stärkt das Gefühl der Selbstbestimmung."
Kinderpsychologin Daniela Köppe: "Der Umgang mit Taschengeld stärkt das Gefühl der Selbstbestimmung."  © Kinderpsychologin Daniela Köppe

TAG24: Warum ist Taschengeld sinnvoll?

Daniela Köppe: Kinder können auf diese Weise einen von den Eltern regulierten Umgang mit Geld erlernen. Sie lernen zu haushalten und für Wünsche zu sparen, was der wichtigen Fähigkeit der Bedürfnisaufschiebung dient.

Zudem stärkt der Umgang mit Taschengeld das Gefühl der Selbstbestimmung und in der Folge das Selbstbewusstsein.

Fazit: Taschengeld hilft, den Umgang mit Geld zu erlernen, und fördert die Selbstbestimmung des Kindes.

Taschengeld: Ab welchem Alter?

TAG24: Gibt es ein Alter, ab wann Taschengeld gezahlt werden sollte?

Daniela Köppe: Das lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern sollte je nach Entwicklungsstand des Kindes entschieden werden.

Die Eltern sollten den Eindruck haben, dass das Kind ein Mengengefühl für Geld hat und damit umsichtig umgehen kann. Aus fachlicher Sicht sind diese Kompetenzen nicht vor dem sechsten Lebensjahr ausgebildet.

Fazit: Eltern sollten Kindern Taschengeld frühestens nach dem sechsten Lebensjahr zahlen, sobald es ein Mengengefühl entwickelt.

Je nach Entwicklungsstand des Kindes kann Taschengeld gezahlt werden. Sobald der Nachwuchs zählen und rechnen kann, ist das sinnvoll.
Je nach Entwicklungsstand des Kindes kann Taschengeld gezahlt werden. Sobald der Nachwuchs zählen und rechnen kann, ist das sinnvoll.  © 123rf/komokvm

Taschengeld für jüngere Geschwisterkinder?

TAG24: Sollten auch jüngere Geschwisterkinder Taschengeld erhalten, um zu vermeiden, dass sie sich benachteiligt fühlen?

Daniela Köppe: Aus psychologischer Sicht würde ich diese Frage mit "Nein" beantworten, da sich das große Kind anderenfalls ebenfalls benachteiligt fühlt, weil es in dem jüngeren Alter kein Taschengeld bekam.

Fazit: Jüngere Geschwisterkinder sollten erst dann Taschengeld erhalten, wenn sie in dem Alter sind, in welchem das größere Geschwisterkind Taschengeld erhalten hat.

Taschengeld bei schmalem Budget der Eltern

TAG24: Was können Sie Eltern raten, deren Budget sehr knapp ist, sie aber ihren Kindern den Umgang mit Geld vermitteln möchten?

Daniela Köppe: Da ich selbst während meines Studiums über nicht viel Geld verfügte, aber bereits ein Kind hatte, kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass die Vorbildwirkung und eine offene Kommunikation über das begrenzte Familienbudget zwei wichtige Aspekte sind in der Vermittlung. Zudem kann man auch mit einem sehr kleinen Budget dem Kind Taschengeld geben.

Fazit: Wenn die wirtschaftliche Situation der Familie schwierig ist, können Eltern ihrem Kind oder ihren Kindern ein kleines Taschengeld zahlen, was der Vorbildfunktion dient und den Umgang mit dem Geld lehrt.

"Sinnlose" Taschengeld-Ausgaben - müssen Eltern eingreifen?

TAG24: Sollten Eltern bei "sinnlosen" Ausgaben eingreifen?

Daniela Köppe: Das kommt auf den Umfang der Ausgabe an. Bei großen Ausgaben sollten die Eltern einschreiten.

Prinzipiell sollten die Kinder jedoch lernen, mit ihrem Taschengeld selbstbestimmt umgehen zu dürfen, sodass bei kleinen Ausgaben nicht eingeschritten werden sollte. Was in diesem Falle große oder kleine Ausgaben sind, sollten die Eltern im Vorfeld mit dem Kind vereinbaren.

Fazit: Kinder müssen eigene Grenzen austesten und lernen dadurch den Umgang mit dem Taschengeld. Das ist wichtig, um als Erwachsener später mit vorhandenem Geld haushalten zu können.

Lerneffekt: Wenn es knapp wird, merken Kinder, dass Taschengeld einen Wert hat und manche Ausgaben vielleicht doch nicht so wichtig sind.
Lerneffekt: Wenn es knapp wird, merken Kinder, dass Taschengeld einen Wert hat und manche Ausgaben vielleicht doch nicht so wichtig sind.  © 123RF/madhourse

Taschengeld als Erziehungsmittel?

TAG24: Kann oder sollte Taschengeld als Erziehungsmittel eingesetzt werden?

Daniela Köppe: Kinder lernen aus den Folgen. Sanktionen sollten wenn möglich immer mit dem Fehlverhalten zu tun haben. Daher sollte Taschengeld nur dann als Erziehungsmittel eingesetzt werden, wenn das Fehlverhalten mit dem Taschengeld zu tun hatte.

Zudem sollten Kinder einen Teil ihres Taschengeldes abgeben müssen, wenn sie wiederholt ihre Besitztümer verlieren oder absichtlich zerstören.

Fazit: Grundsätzlich ist das Taschengeld kein Erziehungsmittel: Es soll weder als Belohnung noch als Bestrafung dienen. Die Zahlung sollte regelmäßig und in fester Höhe erfolgen. Unabhängig davon sollten Kinder im Haushalt mithelfen. Sonderaufgaben können belohnt werden.

Ständige Zuschüsse zum Taschengeld sind keine Lösung. Dadurch lernt das Kind nicht, sein Geld gut einzuteilen.

Sparen oder ausgeben? Taschengeld lehrt Kinder den Umgang mit Geld.
Sparen oder ausgeben? Taschengeld lehrt Kinder den Umgang mit Geld.  © 123rf/iidniel

Wie viel Taschengeld bekommen Kinder?

Das Deutsche Jugendinstitut gibt Empfehlungen, wie hoch das Taschengeld für Kinder in bestimmten Altersgruppen sein kann.

Die Sechs- bis Neunjährigen erhalten ein wöchentliches Taschengeld.

Sie erhalten kleine Beträge in kurzen Zeitabständen, weil sie ihr Budget über einen Monatszeitraum meist noch nicht überblicken können; während Kinder ab zehn Jahren ein monatliches Taschengeld erhalten können.

Taschengeld-Tabelle als Orientierung

Die Taschengeld-Tabelle zeigt, ab welchem Alter und wie viel die Kinder Taschengeld erhalten. Die Höhe der Beträge sind Empfehlungen des Deutschen Jugendinstituts und geben Eltern eine Orientierung.

Wöchentliches Taschengeld für Kinder:

  • < 6 Jahre: 0,50 bis 1,00 Euro
  • 6-Jährige: 1,00 bis 1,50 Euro
  • 7-Jährige: 1,50 bis 2,00 Euro
  • 8-Jährige: 2,00 bis 2,50 Euro
  • 9-Jährige: 2,50 bis 3,00 Euro

Monatliches Taschengeld für Kinder:

  • 10-Jährige: 16,00 bis 18,50 Euro
  • 11-Jährige: 18,50 bis 21,00 Euro
  • 12-Jährige: 21,00 bis 23,50 Euro
  • 13-Jährige: 23,50 bis 26,00 Euro
  • 14-Jährige: 26,00 bis 31,00 Euro
  • 15-Jährige: 31,00 bis 39,00 Euro

Für Jugendliche, die wirtschaftlich komplett von ihren Eltern abhängig sind (Schulpflichtige):

  • 16-Jährige: 39,00 bis 47,00 Euro
  • 17-Jährige: 47,00 bis 63,00 Euro
  • 18-Jährige und ältere: 63,00 bis 79,00 Euro

Budgetgeld als Zusatz zum Taschengeld für Kinder

Zusätzlich zum Taschengeld empfiehlt das Deutsche Jugendinstitut ein Budgetgeld ab einem Alter von 14 Jahren.

Das dient der finanziellen Eigenständigkeit und ist für notwendige Ausgaben gedacht wie Kleidung und Schuhe, Schulmaterialien, Bus- und Bahn-Tickets.

Dafür können Eltern ein Girokonto fürs Kind anlegen, auf das es eigenständig zugreifen kann.

Wie lange sollte man Taschengeld an Kinder zahlen?

Wann Eltern die Taschengeld-Höhe verringern oder komplett einstellen, hängt natürlich von der wirtschaftlichen Familiensituation ab.

Viele Jugendliche verdienen eigenes Geld mit Nebenjobs, um ihr Taschengeld aufzubessern, oder beginnen eine Ausbildung. Ein offenes Gespräch zwischen Eltern und Jugendlichen hilft zu entscheiden, wie viel Taschengeld die Kinder weiterhin erhalten.

Wie lange Taschengeld zahlen? Das besprechen Eltern mit ihren Kindern am besten im offenen Gespräch.
Wie lange Taschengeld zahlen? Das besprechen Eltern mit ihren Kindern am besten im offenen Gespräch.  © 123RF/jackf

Fazit: Taschengeld für Kinder ist sinnvoll, wenn finanziell möglich

Taschengeld für Kinder ist kein Muss. Auch die Höhe der Beträge in der Taschengeld-Tabelle sind nur Empfehlungen. Ob und wie viel Eltern ihren Kindern geben, hängt vor allem von der wirtschaftlichen Familiensituation ab.

Wird kein Taschengeld gezahlt, aber dem Kind hin und wieder ein Schein zugesteckt, wenn es etwas braucht, lernt es womöglich, dass Geld unbegrenzt zur Verfügung stehe. Der Lerneffekt für den Umgang mit Geld fehlt gänzlich.

Aus diesem Grund ist die Zahlung eines regelmäßigen Betrages für das Kind sinnvoll, auch wenn es sich um eine geringe Geldmenge handelt.

Taschengeld für Kinder ist also sinnvoll, damit sie den Umgang mit Geld und seinen Wert schätzen lernen. Es führt zur Selbstbestimmung und fördert das Selbstbewusstsein des Kindes.

TAG24 dankt der Kinderpsychologin Daniela Köppe für ihre Unterstützung für diesen Artikel!

Titelfoto: 123RF/nikocingaryuk

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