Warum putzen sich Katzen? Fellpflege ist nicht der einzige Grund

Katzen gelten als reinliche Tiere, da sich die Samtpfoten regelmäßig und ausgiebig putzen. Wenn sich eine Katze gründlich das Fell leckt, dann bedeutet dieses Verhalten jedoch nicht unbedingt, dass sie schmutzig ist.

Katzen putzen sich mehrfach am Tag sehr gründlich.
Katzen putzen sich mehrfach am Tag sehr gründlich.  © Unsplash / Syed Ahmad

Sei es nach dem Streicheln, Essen oder vor dem Schlafen:

Katzen scheinen ständig einen Grund zum Putzen zu haben. Manchmal lecken sich Katzen sogar gegenseitig.

Katzen putzen sich insgesamt etwa drei Stunden pro Tag. Beim Anblick der sich umfassend leckenden Katze fragen sich manche Katzenhalter vielleicht, was genau ihre Katze da eigentlich die ganze Zeit aus dem Fell leckt.

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Das Putzen ist für Katzen jedoch nicht ein bloßer Aspekt der Körperhygiene und hat vor allem in der Interaktion mit Artgenossen eine tiefere Bedeutung.

Warum genau sich Katzen putzen, erklärt Dir der Katzenratgeber.

Warum putzen sich Katzen?

Das Putzen dient Katzen nicht nur zur Säuberung, sondern es erfüllt darüber hinaus noch weitere Funktionen:

Fellpflege

Katzen reinigen und pflegen ihr Fell, indem sie sich lecken. Die spezielle, raue Struktur der Zunge ermöglicht es der Katze, ihr Fell zu kämmen, lose Haare zu entfernen sowie Insekten, Pflanzenteile und andere Fremdkörper zu beseitigen. Durch das Putzen werden die Durchblutung der Haut und ebenfalls die Talgdrüsen angeregt, welche daraufhin Fett absondern. Die so auf dem Fell entstehende dünne Fettschicht ist wasserabweisend, wirkt isolierend und sorgt für glänzendes Fell.

Persönliche Duftnote

Beim Putzen verteilt die Katze ihren Speichel auf dem Fell und die Talgdrüsen werden stimuliert, wodurch sich ihr ganz individueller Geruch verstärkt. Die eigene Duftnote ist für Katzen ein wichtiges Kommunikationsmittel. Durch ihren Geruch unterscheiden sie sich von Artgenossen und können damit ihr Revier markieren.

Temperaturregulierung

Um an warmen Tagen die eigene Körpertemperatur zu senken, benetzen Katzen beim Putzen ihr Fell mit Speichel, welcher dann bei Hitze verdunstet. Das sogenannte "Einspeicheln" verschafft der Katze dann die gewünschte Abkühlung.

Katzen putzen sich im Sommer zum Teil auch, um ihre Körpertemperatur zu regulieren.
Katzen putzen sich im Sommer zum Teil auch, um ihre Körpertemperatur zu regulieren.  © Unsplash / Embla Munk Rynkebjerg

Katze putzt sich nach dem Essen

Kleben noch Reste vom Futter an den Pfoten, dann lecken Katzen diese ab. Doch selbst wenn die Katze ihre Pfoten beim Fressen scheinbar nicht beschmutzt hat, beginnt sie diese nach dem Fressen zu putzen.

Wer die Katze beobachtet, wird feststellen, dass sie ihre Vorderpfote leckt und sich dann damit über Ohren, Nase, Kopf oder ihren Mund streicht.

Katzen nutzen ihre Pfoten wie einen Waschlappen und reinigen Stellen, die sie mit der Zunge nicht gut erreichen können. Nach dem Essen entfernen sie auf diese Weise Nahrungsreste, Wassertropfen und Fremdgerüche aus dem Fell.

Wenn Katzen sich gegenseitig putzen

Kuscheln zwei Katzen miteinander, kommt es oft vor, dass sich die Miezen gegenseitig abschlecken. Was im ersten Moment für viele Katzenbegeisterte niedlich aussieht, hat für die Tiere eine wichtige soziale Funktion.

Das gegenseitige Putzen ist bei Katzen eine Form des sozialen Miteinanders, wodurch die Tiere ihre sozialen Beziehungen zwischen einander stärken.

Dieses Verhalten ist genetisch bedingt, aber die Kätzchen lernen das Putzen ebenso von ihren Müttern, denn diese lecken ihre Kitten in den ersten Monaten ständig ausgiebig ab.

Das Lecken pflegt das Fell, regt die Durchblutung an und verstärkt die Beziehung. Auch werden beim gegenseitigen Putzen Stellen erreicht, wo die Katze ohne Hilfe nicht ran kommt.

Zum gegenseitigen Putzen kommt es meist bei Katzen, die verwandt sind, sich seit der Kindheit kennen oder sich sehr mögen.

Wenn Katzen sich gegenseitig putzen, dann ist dies ein Zeichen für Wohlbefinden, Geborgenheit, Vertrauen und Zuneigung zum Artgenossen.

Dass Katzen sich gegenseitig putzen, zeugt von Zuneigung und Vertrauen.
Dass Katzen sich gegenseitig putzen, zeugt von Zuneigung und Vertrauen.  © Unsplash / Syed Ali

Warum putzen sich Katzen nach dem Streicheln?

Einige Katzenhalter werden es kennen, dass der kleine Stubentiger ankommt und sich ausgiebig kraulen lässt. Anschließend fängt die Katze jedoch an, sich intensiv zu putzen.

Es gibt keine unumstrittene Erklärung für dieses Verhalten von Katzen. Da Katzen sich putzen, um Gerüche zu entfernen, aber auch um Gerüche zu speichern, wäre es möglich, dass die Katze den Geruch von Fremden nach dem Streicheln entfernen und sich den von Bezugspersonen einprägen möchte.

Auch überträgt sich der Geruch der Katze beim Streicheln auf die jeweilige Person, sodass die Katze ihren eigenen Geruch nach dem Streicheln durch das Putzen vielleicht auffrischen möchte.

Denkbar wäre es auch, dass die Katze nach dem Streicheln ein Kribbeln im Fell verspürt, welches sie durch das Putzen linden möchte.

Katzen zeigen es sehr deutlich, wenn sie nicht angefasst werden möchten. Folglich ist das Putzen nach dem Streicheln kein klares Zeichen dafür, dass die Katze nicht gestreichelt werden wollte.

Dennoch sollte beim Schmusen mit der Katze darauf geachtet werden, die Katze nicht gegen den Haarwuchs oder an empfindlichen Stellen zu streicheln.

Katze putzt sich ständig – ist sie krank?

Dass Katzen sich häufig putzen, ist ein normales Verhalten. Katzenhalter sollten jedoch wachsam werden, wenn sich die Katze übermäßig viel leckt, denn das ist ein Anzeichen für gesundheitliche Probleme.

Erkennbare Warnsignale für ungewöhnliches Putzen bei Katzen sind:

  • Katze putzt sich ununterbrochen und übermäßig viel (insgesamt mehr als circa. 4 Stunden pro Tag).
  • Katze putzt sich zwanghaft und lässt sich durch nichts ablenken.
  • Katze leckt sich das Fell weg und kahle Stellen im Fell entstehen.
  • Trotz des ständigen Putzens sieht das Fell der Katze ungepflegt aus.
  • Katze leckt ständig nur bestimmte Körperstellen.

Übermäßiges Putzen bei Katzen wird auch "Overgrooming" genannt. Putzt sich die Katze krankhaft, schadet sie auch sich selbst und verursacht z. B. schmerzhafte Hautentzündungen.

Um ihrer Mieze zu helfen, sollten Katzenbesitzer ihr Tier medizinisch untersuchen lassen. Ohne entsprechende Kenntnisse ist es schwer, die Ursache für das schädliche Putzen bei der Katze festzustellen.

Mögliche Ursachen für übermäßiges Putzen bei Katzen:

Psychische Gründe:

  • Langeweile
  • Ersatzhandlung bei Überforderung (Putzen baut innere Anspannung ab)
  • Unsicherheit und Angst
  • Stress

Physische Ursachen:

  • Verfilzungen im Fell
  • Juckreiz durch trockene Haut oder Hauterkrankungen
  • Allergie
  • Fremdkörper
  • offene Wunden oder Verletzungen
  • Pilzinfektion
  • Parasiten
  • Schmerzen
  • organische Probleme und hormonelle Erkrankungen (z. B. Schilddrüsenüberfunktion)
  • Verdauungsprobleme

Lecken sich weibliche Katzen übermäßig die Vulva, hängt dies oft mit ihrem Zyklus zusammen.

Bei der tiermedizinischen Untersuchung können mögliche körperliche Ursachen erkannt und eine entsprechende Behandlung der Katze festgelegt werden. Gleiches gilt, wenn die Katze sich überhaupt nicht mehr putzt.

Ist die Katze körperlich gesund, dann sollten sich Katzenbesitzer zu eventuellen psychischen Auslösern für das ungewöhnliche Verhalten der Katze Gedanken machen.

Solange sich die Katze nicht die ganze Zeit ununterbrochen putzt, ist dieses Verhalten unbedenklich.
Solange sich die Katze nicht die ganze Zeit ununterbrochen putzt, ist dieses Verhalten unbedenklich.  © Unsplash / Hana Oliver

Fazit: Sich oft gründlich zu putzen ist bei Katzen ein völlig normales Verhalten und dient neben der Fellpflege weiteren Zwecken. Wird das Lecken jedoch zwanghaft und führt zu kahlen Stellen im Fell, sollte die Katze dringend tiermedizinisch untersucht werden.

Titelfoto: Unsplash / Syed Ahmad

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