Antisemitische Schmähfigur an Kirche: Wie das Problem gelöst wird

Von Dörthe Hein

Calbe - Eine judenfeindliche Schmähplastik an einer Kirchenfassade in Calbe im Salzlandkreis wird mit einem neuen Kunstwerk eingefriedet.

Die Schmähfigur an der Kirchenfassade in Calbe wird nun kunstvoll verhüllt.
Die Schmähfigur an der Kirchenfassade in Calbe wird nun kunstvoll verhüllt.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa

Die Finanzierung stehe, teilte die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland mit. Neben kirchlichen Mitteln gebe es Förderbescheide der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Kulturförderung des Landes Sachsen-Anhalt.

Verantwortliche der Kirchengemeinde hätten sich seit 2019 für eine entschiedene Distanzierung von dem steinernen Zeugnis für christlichen Judenhass eingesetzt.

Die Plastik zeigt einen Mann, der Teile seines Gesichts in den Hintern eines Schweins drückt. Schweine gelten im jüdischen Glauben als unrein.

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Die Figur war im Zuge von Sanierungsarbeiten abgenommen und anschließend wieder angebracht worden. Das löste Proteste aus.

Den Angaben zufolge ist die Figur derzeit mit Netz und Stricken gefesselt und somit verhüllt.

Landesbischof Kramer erfreut über Verhüllung der Schmähfigur

Der Künstler Thomas Leu aus Halle habe nun ein Geflecht aus Zweigen entworfen, das unter dem Titel "Einfriedung" den Blick auf die Plastik beschränken wird, hieß es.

Landesbischof Friedrich Kramer dankte der Kirchengemeinde für den langen Atem. "Es ist gut, dass über die Kontextualisierung mit Informationstafeln hinaus diese kluge Form der Verhüllung gefunden wurde. Somit wird die doppelte Verantwortung der Kirche, nämlich einerseits die anhaltende Verhöhnung von Jüdinnen und Juden zu brechen und auf der anderen Seite Verantwortung für die lange Geschichte der Feindschaft zu übernehmen, sensibel ausbalanciert", so Kramer.

"Gerade in diesen Tagen, wo der Judenhass neu aufflammt, ist es wichtig, hier ein klares Zeichen seitens der Kirche zu setzen: Antisemitismus muss widersprochen werden."

Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa

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