"Perspektivlos": Harzer Schmalspurbahnen benötigen 800 Millionen Euro für Erhalt

Von Simon Kremer

Wernigerode - Auf die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) kommen möglicherweise tiefgreifende Veränderungen zu.

Die Verfügbarkeit der Fahrzeuge seien bereits unzureichend. (Archivbild)
Die Verfügbarkeit der Fahrzeuge seien bereits unzureichend. (Archivbild)  © Matthias Bein/dpa

"Der Dampflokbetrieb ist in aktueller Form perspektivlos", heißt es in einer Analyse, die das Beratungsunternehmen SCI Verkehr für die HSB erstellt hat.

Es bestehe daher dringender Handlungsbedarf bei Dampfloks, Reisezugwagen und Triebzügen. Schon jetzt sei die Verfügbarkeit der Fahrzeuge unzureichend und ein neues Fahrzeugkonzept erforderlich.

So empfiehlt die Beratungsfirma die Anschaffung neuer Diesel-Hybrid-Triebwagen, die zusätzlich zu Dampfloks fahren könnten.

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Laut der Analyse, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, weisen Infrastruktur und Fahrzeugflotte so deutliche Instandhaltungsrückstände auf, dass der Betrieb der Schmalspurbahnen auch kurzfristig gefährdet ist. Das Beratungsunternehmen sieht für die Harzer Schmalspurbahnen bis zum Jahr 2045 Investitionskosten in Höhe von 544,1 Millionen Euro.

Dazu kommen noch einmal laufende Kosten von 253,2 Millionen Euro. Nur mit diesen finanziellen Mitteln komme die HSB sukzessive in die Lage, ein nachhaltig wirtschaftliches Unternehmen zu sein.

Empfehlung: Beschränkung auf weniger Strecken

Der Aufsichtsrat des Unternehmens hatte bereits entschieden, am Streckennetz festhalten zu wollen. (Archivbild)
Der Aufsichtsrat des Unternehmens hatte bereits entschieden, am Streckennetz festhalten zu wollen. (Archivbild)  © Matthias Bein/dpa

Allerdings beschränken sich die prognostizierten Millionenkosten auf eine Variante, in der sich der Betrieb auf die Brocken- und die Harzquerbahn beschränke.

Allein auf der Strecke zwischen Wernigerode und dem Brocken würden demnach 96 Prozent der Ticketverkäufe erlöst. Der reguläre Betrieb auf der Selketalbahn steht damit vor dem Aus.

Bei einem Erhalt des heutigen Angebots lägen die Kosten bei den Investitionen noch einmal um 34 Prozent, bei den notwendigen Betriebszuschüssen um mehr als 36 Prozent höher.

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Der Aufsichtsrat des Unternehmens hatte vergangene Woche bereits entschieden, am Streckennetz festhalten zu wollen. "Die Situation der HSB ist hochgradig kritisch", heißt es in der Analyse.

Die HSB wollen am Nachmittag die Ergebnisse der Analyse vorstellen und vorher die Belegschaft informieren. Stellenstreichungen sind laut Analysen nicht vorgesehen und auch nicht sinnvoll.

Mit rund 140 Kilometern in Thüringen und Sachsen-Anhalt betreibt die HSB das längste zusammenhängende Schmalspurnetz Deutschlands. Zuletzt fuhren die HSB bei rund einer Million Fahrgästen jährlich ein Millionendefizit ein.

Titelfoto: Matthias Bein/dpa

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