Verhängnisvolle Fütterei: Droht Störchen im Saalekreis erneut der Gummi-Tod?
Von Anke Brod
Bad Dürrenberg/Beuna - Schwebt der Storchennachwuchs im Saalekreis bald wieder in akuter Lebensgefahr? Es sieht ganz danach aus. Am Freitag beobachtete die Leipziger Wildvogelhilfe 17 Störche auf einem Müllberg voller Gummi und Plastik in einer angeblichen Kompostieranlage in Beuna bei Bad Dürrenberg auf verhängnisvoller Futtersuche.
Alles in Kürze
- Störche im Saalekreis fressen Gummi und Plastik.
- 17 Störche auf Müllberg in Beuna gesichtet.
- Tierschützer hatten Kompostieranlage bereits gemeldet.
- Störche verschlingen Gummibänder für Regenwürmer gehalten.
- Wildvogelhilfe fordert Schutzmaßnahmen für Vögel.

Besagte "Bio-Kompostieranlage" hatten die Tierschützer vorigen August nach langwieriger Erkundung bereits als Ursache für den Tod mehrerer Störche in der Gegend ausgemacht und dies der Naturschutzbehörde im Saalekreis gemeldet. Gespräche zur Vermeidung der Gefahr folgten.
Als schnelle Lösung wurde daraufhin das oberflächliche Abdecken der Komposthügel mit Grünschnitt oder gesiebtem Kompost ins Auge gefasst.
"Wir hatten auf wirksamen Vogelschutz gehofft, zweifeln aber an den bisherigen Maßnahmen", sagte Karsten Peterlein (49) am Freitagabend zu TAG24 und erklärte: "Deshalb haben wir uns heute erneut an die Behörden gewandt, mit der dringenden Bitte um Gespräche zum Schutz der Störche."
Wie eine Kompostieranlage sähen diese Müllberge nicht aus, eher wie eine Deponie, so der Eindruck der Vogelfreunde von vor Ort.


Nachwuchs verschlingt Plastikteile

Die Störche nehmen mit ihrer Nahrung also immer wieder Gummi und Plastik auf. Die traurige Bilanz: Nicht wenige Störche gingen in den letzten Jahren demzufolge nachweislich daran zugrunde.
"Bis heute liegt der Abfallberg mit Folien, Gummi und Plastik offen in der Natur, wo am Freitag neben Rabenvögeln und Greifvögeln heute auch die 17 Störche Nahrung suchten", kritisiert die Wildvogelhilfe. Das Aufsammeln von Gummibändern durch die Tiere sei belegt.
An zwei Horsten in Bad Dürrenberg verfolgte Peterlein mit seinem Team im Verlauf die Fütterung der Jungstörche. "Wir haben dokumentiert, wie dabei Gummibänder zu Boden fielen", schilderte er. Das Gros dieser vermeintlichen Regenwürmer würden die Kleinen oben im Nest gierig verschlingen.
"Wir fordern die zuständigen Behörden auf, unverzüglich Maßnahmen zum Schutz der Vögel anzuordnen und bieten unsere Unterstützung an", fordert die Leipziger Wildvogelhilfe nun mit Nachdruck.
Titelfoto: Wildvogelhilfe Leipzig