Halle (Saale) - Wird man zu einer besseren Lehrerin, wenn man viel von der Welt gesehen hat? Für Franziska Henze (30) aus Halle (Saale) in Sachsen-Anhalt ist die Antwort eindeutig: Ja! Sie hat nach dem Vorbereitungsdienst zum Lehrer einen mutigen Schritt gewagt.
"Ich glaube, ich habe so viele Erfahrungen gemacht, dass das für die Schüler auch interessanter ist", sagte Franziska im TAG24-Interview.
Nach dem Lehramt-Studium ist sie nicht direkt in die Schule gegangen. Durch Zufall sah sie eine Jobanzeige für "WeRoad", eine Agentur, die besondere Individualreisen anbietet. "Eigentlich hat so ein Job bei mir nicht gepasst. Das Referendariat ist sehr anstrengend", erinnerte sie sich.
Trotzdem schickte sie eine Bewerbung ab und bekam eine Zusage als sogenannter Travel Coordinator.
Bei "WeRoad" bucht man ein festes Reiseziel zusammen mit einer kleinen Gruppe aus Personen, die in der Regel zwischen 25 und 49 Jahren alt sind. Die Travel Coordinator wie Franziska suchen dann zusätzliche Erlebnisse raus, die perfekt auf die Teilnehmer zugeschnitten sind, und kümmern sich darum, dass es allen gut geht.
Fast so wie eine Lehrerin, die ihre Schulklasse betreut.
Auch ein Regierungssturz hält sie nicht auf
"Ich kriege oft das Feedback, dass alle sich gut umsorgt und strukturiert fühlen - und das ist vermutlich ein typisches Lehrer-Ding", schmunzelte Franziska.
Sie ist aber nicht einfach nur Reiseleiterin, denn sie fliegt an Orte, an denen spontan alles ganz anders ablaufen kann.
Im Oktober begleitete die 30-jährige Reisende nach Madagaskar. Zwei Tage vor der Einreise wurde dort die Regierung gestürzt, Flüge wurden storniert, ab 18 Uhr gab es Ausgangssperren. "Ich hatte so zu tun, das alles zu organisieren", erzählte die Hallenserin TAG24.
Trotzdem machte sie die Reise zu einem einzigartigen Erlebnis. Als Lehrerin unterrichtet sie Sport, Französisch und Spanisch. Auf Madagaskar sprach sie mit Einheimischen und lernte die Kultur hautnah kennen.
"'WeRoad' schafft es auf fast jeder Reise, dass der Weg geschaffen wird, authentische Erlebnisse zu erleben", sagte Franziska. "Es besteht so viel Interesse, die Kultur wirklich zu erleben und das alles mitzumachen."
Franziska will den Schülern von ihren Reisen erzählen
Franziska Henze hat es keinen Tag bereut, als Travel Coordinator gearbeitet zu haben. Mittlerweile sucht sie die neuen Coordinators aus und hilft ihnen.
Im nächsten Schuljahr will sie sich wieder als Lehrerin bewerben. "Man muss aufhören, wenn es am schönsten ist", sagte sie. "Das wird immer das Highlight meines Lebens sein, weil es für mich einfach ein Traum ist."
Ihre Erfahrungen will sie in den Unterricht einbringen. Die Zeit auf Reisen habe ihr geholfen, die Leidenschaft für den Beruf zurückzugewinnen und den Kindern zu zeigen, wie sie das Gelernte in der Realität anwenden können.
In dieser Woche besuchte sie ihre alte Klasse im Spanisch-Unterricht, zeigte den Schülern einhundert-prozentigen Kakao aus Ecuador und kombinierte so die Praxis mit der Theorie.