Zoff im Stadtrat: Hat ein Mitglied die Opfer des Magdeburg-Anschlags verhöhnt?
Havelberg - Es ist eine gewöhnliche Stadtratssitzung im sachsen-anhaltischen Havelberg - doch plötzlich macht sich ein Ratsmitglied über den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt lustig. Die Empörung ist groß.
Alles in Kürze
- Ratsmitglied verhöhnt Opfer des Magdeburg-Anschlags
- Bürgermeister und Fraktionsvorsitzender verurteilen Aussage
- Rechtliche Schritte gegen Ratsmitglied geprüft
- Empörung im Stadtrat nach Attentat-Kommentar
- Bürgermeister distanziert sich von der Aussage

In einer Debatte über das neue Sicherheitskonzept für den anstehenden Pferdemarkt in der Hansestadt stellt Bürgermeister Mathias Bölt (parteilos) dem Ratsmitglied Rolf Scheider (partei- und fraktionslos) die Frage, ob er denn wüsste, was am 20. Dezember 2024 in Magdeburg passiert sei.
Darauf Scheider: "Der Oma sind die Obstmesser weggenommen worden und der Attentäter hat die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht eingehalten", zitiert ihn die Volksstimme.
Ein Raunen geht durch den Raum, vereinzelt Gelächter über das Gesagte. Die Empörung ist groß, da er scheinbar nicht nur die Opfer des Magdeburg-Anschlags, sondern auch die der Messerattacke in Solingen verhöhnt.
Der Fraktionsvorsitzende der bürgerlichen Mitte, Sven Hetke, verurteilt sowohl Scheiders Aussage als auch die Lacher aus dem Publikum scharf: "Wie man zu solchen Aussagen kommt, bei der Anzahl der Toten, das finde ich erbärmlich. [...] Das ist unterste Kanone!"

Nach Attentat-Kommentar in Havelberg: Jetzt werden rechtliche Schritte geprüft!
"Mein Verständnis hört auf, wenn über Leben, die zu Ende gegangen sind aufgrund von terroristischen Ereignissen, gelacht und Polemik betrieben wird. Wir sind jetzt auf einem Niveau, bei dem ich hier als Stadtrat langsam nicht mehr mitmachen will", so Hetke.
Er gab am Freitag bekannt, mögliche rechtliche Schritte gegen das Ratsmitglied prüfen zu wollen.
Auch Bürgermeister Bölt ist erschüttert. "Bei allen Diskussionen, die wir zurzeit [...] auch kontrovers führen, so was geht nicht, und ich distanziere mich davon."
Titelfoto: Bildmontage: IMAGO/Schöning, Hendrik Schmidt/dpa