Änderung am Kraftwerk Lippendorf: Sachsens Kohle-Wirtschaft wird komplett tschechisch
Lippendorf - Die Schwaben verlassen das sinkende Schiff! Die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) verkauft ihren 50-Prozent-Anteil am Braunkohlekraftwerk Lippendorf. Käufer ist die EP Energy Transition des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský (49). Dessen Lausitzer Energiekonzern LEAG besitzt bereits die andere Hälfte.

Der zum 31. Dezember 2025 vollzogene Verkauf wird sich vorerst nur auf dem Papier auswirken.
Denn zwar gehört der EnBW einer der beiden Kraftwerksblöcke (Block S), der Süddeutschland mit Strom versorgt, doch faktisch wurde dieser bereits vom LEAG-Personal bewirtschaftet.
"Mit dem Verkauf setzen wir die Dekarbonisierung unseres Erzeugungsportfolios konsequent fort", erklärte EnBW-Vorstand Peter Heydecker (58). Das Unternehmen werde so Ende 2025 "braunkohlefrei".
Die LEAG, die bislang Eigentümerin von Block R ist, möchte an der Braunkohleverstromung in Lippendorf hingegen so lange wie möglich festhalten.

Kanzler Schröder weihte Lippendorf einst als modernstes Braunkohlekraftwerk Europas ein

Die im Jahr 2000 vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (81, SPD) als modernstes Braunkohlekraftwerk Europas eingeweihte Anlage war ursprünglich für eine Laufzeit bis 2040 ausgelegt. Mit der Energiewende steht nun der 31. Dezember 2035 als Finale im Kohleausstiegsgesetz.
Was die LEAG den Schwaben für die letzten zehn Jahre überweisen wird, ist geheim. Beide Seiten hätten "Vertraulichkeit" vereinbart, heißt es in einer Erklärung zum Verkauf. Die Transaktion stehe zudem noch unter Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung.
Die kohlebasierte ostdeutsche Energiewirtschaft wäre nach dem Deal dann komplett in tschechischer Hand.
Neben der LEAG, die die Kohle in der Lausitz fördert und die noch die Kraftwerke Jänschwalde, Boxberg und Schwarze Pumpe betreibt, gehört auch der mitteldeutsche Kohleförderer MIBRAG zum Křetínský-Imperium.
Titelfoto: Bildmontage: Jan Woitas/dpa ; IMAGO/ABACAPRESS