Anerkennung statt Ausbeutung! Gewerkschaft fordert faire Löhne für Erntehelfer
Dresden - Süße Früchte, Knochenjobs: Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) fordert für die Erntehelfer in Sachsen faire Löhne und ordentliche Unterkünfte. Landwirten stößt das bitter auf.

"Die Obst- und die Gemüseernte ist harte Arbeit - gebückt, auf den Knien, oft im Regen oder in sengender Sonne. Die Menschen, die diese Jobs machen, müssen dafür auch ordentlich bezahlt und anständig untergebracht werden. Saisonarbeiter haben mindestens den Mindestlohn verdient. Ausnahmen darf es dabei auch in Zukunft nicht geben", erklärt Jörg Borowski. Er ist Bezirksvorsitzender der IG BAU Dresden.
In Sachsen arbeiten vor allem Erntehelfer aus Osteuropa und Kleinasien. Viele kommen seit Jahren her, meist zu den immer gleichen Betrieben. Borowski beklagt, dass Saisonarbeiter oft für miese Unterkünfte hohe Mieten zu zahlen hätten.
Jene, die den gesetzlichen Mindestlohn verdienen, hätten "am Monatsende nicht mehr wirklich viel übrig", so Borowski.



Bauernvertreter lehnen Gewerkschafts-Vorstoß ab
Spitzen-Vertreter vom Sächsischen Bauernbund weisen die Vorwürfe und pauschalen Behauptungen der IG BAU "auf das Schärfste" zurück. Gesetzliche Regelungen zu Unterbringung und Lohn werden eingehalten, betonen sie.
Die Geschäftsführerin vom Obstbauverband, Carmen Kaps, sagt: "Es gehört zur Realität, dass unsere Mitarbeiter nach Saisonende in ihre Heimatländer zurückkehren - in denen Mindestlöhne teilweise bei 3 bis 6 Euro liegen, mit wesentlich niedrigeren Lebenshaltungskosten und oftmals mangelnden Jobchancen. Der deutsche Mindestlohn ist für sie nicht nur attraktiv, sondern auch eine reale Verbesserung ihrer Lebenssituation."
"Wer behauptet, Saisonarbeiter würden 'abgespeist', ignoriert diese Lebenswirklichkeit und verkennt die beiderseitige Freiwilligkeit, auf der diese Arbeitsverhältnisse beruhen."
Titelfoto: Montage: imago images/Countrypixel, PR/IG BAU, dpa/Marcus Brandt