Anlagebetrug mit Politiker-Namen: Kriminelle klonen sächsischen Landrat
Leipzig - Der Messenger-Betrug nimmt in Sachsen immer dreistere Formen an. Kriminelle haben jetzt den Leipziger Landrat Henry Graichen (49, CDU) "geklont", um dessen Kontakte und Follower in eine Cybertrading-Gruppe auf WhatsApp zu locken.

Dass mutmaßliche Anlagebetrüger Ende letzter Woche seinen digitalen Zwilling bastelten, davon hat Henry Graichen zunächst nichts gemerkt.
"Die haben meine Accounts auf Instagram und Facebook geknackt und dann mit den Bildern neue Profile erstellt", berichtet er TAG24.
Zahlreiche seiner Kontakte erhielten dann am Wochenende einen freundlichen Gruß vom vermeintlichen Landrat - und die Aufforderung, sich einer WhatsApp-Gruppe anzuschließen. "Da ging es um den Verkauf von Anlageprodukten."
Erst als er am Sonntag von mehreren verwunderten Bekannten kontaktiert wurde, bekam der Politiker mit, was hinter seinem Rücken lief. "Ich habe sofort Anzeige erstattet und den Meta-Konzern über die Fake-Accounts informiert", erzählt der Landrat.
Millionenschäden durch Cybertrading-Gruppen auf WhatsApp

Trotz der kopierten Fotos war der Graichen-Klon nicht perfekt. Graichen: "Da war ein zweites 'n' an meinen Nachnamen angefügt - was man aber schnell mal übersehen kann."
Die Masche mit den Cybertrading-Gruppen auf WhatsApp entwickelt sich zur Landplage, vor der Sachsens Landeskriminalamt (LKA) bereits warnt.
Dort offerieren vermeintliche Börsenprofis hohe Gewinne durch tagesaktuellen Handel mit Kryptowährung und Wertpapieren.
Wer in die Falle tappt und investiert, wird mit gefälschten Kursgewinn-Informationen zu immer weiteren Investments animiert. Wenn die Kunden dann die Auszahlung wünschen, bricht der Kontakt zu den Firmen meist ab, warnt das LKA.
In Dresden verlor ein Mann (48) auf diese Weise jüngst zwei Millionen Euro. Nach Angaben des LKA erbeuteten Anlagebetrüger seit 2018 im Freistaat mehr als 217 Millionen Euro.
Titelfoto: Bildmontage: Petra Hornig; Privat