Bautzen - Diesmal blieb die Beklemmung weitgehend aus: Tausende zogen am Sonntag unter dem Regenbogenbanner zum dritten "Christopher Street Day" durch Bautzen. Zwar hatten sich auch wieder Hunderte Neonazis aus ganz Deutschland eingefunden, doch ihr Protest blieb weitgehend wirkungslos.
Kurz vor 12 Uhr steht Jonas Löschau (25) unter Adrenalin: "Wir gehen heute gemeinsam auf die Straße, um zu zeigen, dass queeres Leben auch im ländlichen Raum Teil der Gesellschaft ist", sagte er TAG24.
"Das ist nicht nur ein Großstadtthema, sondern hier leben Menschen und wir wollen einfach gemeinsam und solidarisch zeigen: Wir stehen zusammen!", so Löschau.
Im Gegensatz zum vergangenen Jahr gebe es diesmal auch mehr Unterstützer. Laut Veranstalter kamen 4300 Teilnehmer zum Aufzug, die Polizei zählte 3000.
Auf dem Friedrich-Engels-Platz sammelten sich zeitgleich erstmal nur rund 250 Neonazis, schrien Drohparolen und bedrängten die Presse. Dieser Protest wuchs später nochmal auf rund 450 Personen an, da es Zugverspätungen gab.
Bautzner Oberbürgermeister: "Geht um eine vielfältige und tolerante Gesellschaft"
Die Neonazis kamen nicht nur aus Sachsen, sondern auch aus Berlin und anderen Bundesländern.
Auf der Kundgebung traten die beiden Rechtsrapper Dominik "Kavalier" Raupbach (23) und Kai "Proto" Naggert (33) auf. Letzterer landete später in einer Polizeimaßnahme, da eine seiner tätowierten Runen wohl verboten war.
Beim CSD selbst bekam man davon recht wenig mit: Als der bunte Zug die Kundgebung passierte, hielt die Polizei die Pöbler auf Abstand. Später hängte sich eine linke Demonstration hinter den CSD, hielt so viele Zwischenkundgebungen ab, dass die Neonazis sehr oft lange Pausen einlegen mussten.
Dort war diesmal auch der Bautzner Oberbürgermeister dabei: "Das ist viel mehr als nur der CSD", sagt Karsten Vogt (54, CDU) gegenüber TAG24. "Es geht um eine vielfältige und tolerante Gesellschaft, für die wir uns einsetzen und jeder sich engagieren sollte."
CSD zieht durch die Innenstadt
Gegenprotest deutlich kleiner
Kraftklub macht Stimmung auf dem Kornmarkt
Außerdem sprachen unter anderem die Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sophie Koch (32, SPD), und die Journalistin Georgine Kellermann (67).
Die Band "Kraftklub" sorgte für Stimmung auf dem Kornmarkt. Kurz nach 17 Uhr ging der CSD dann langsam am Bahnhof zu Ende: "Das war richtig, richtig krass", so Organisator Löschau.
"Diese Bilder zu sehen, die vollen Plätze! So viele bunte, farbenfrohe Menschen, über 4000, die Spaß haben, die zeigen: So sieht queres Leben im ländlichen Raum aus. Wir sind hier ein Teil der Gesellschaft! Wir lassen uns diesen Platz nicht nehmen!"
Die Polizei sprach von einem insgesamt recht friedlichen Verlauf.