Blind und völlig allein! Spaziergängerin findet ausgesetzte Babykatzen im Gebüsch
Reinhardtsgrimma (Glashütte) - Trauriger Fund im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge: In einem Gebüsch in Reinhardtsgrimma hat eine Spaziergängerin gleich sechs hilflose Katzenbaby entdeckt. Von der Mutter weit und breit keine Spur. Die Kätzchen sind mittlerweile in Sicherheit, doch der Fall zeigt ein großes Problem in Sachsen auf.
Alles in Kürze
- Spaziergängerin findet sechs ausgesetzte Babykatzen in Reinhardtsgrimma.
- Die Katzenkinder sind blind und keine drei Wochen alt.
- Ein Gnadenhof in Hetzdorf nimmt die Tiere auf.
- Die Polizei und das Veterinäramt wurden informiert.
- In Sachsen gibt es ein Problem mit ausgesetzten Babykatzen.

Sandra Richters Freundin war am Donnerstagmorgen gegen 9.30 Uhr mit ihrem Hund Gassi gewesen, als ihr Vierbeiner plötzlich die Katzenkinder in der Nähe eines Silos erschnüffelte. Schnell war klar, dass die Tiere ausgesetzt worden sein müssen - keine Katzenmama hätte ihre Babys so lange ungeschützt an der typischen Hunde-Runde allein gelassen.
Nach der Nachricht ihrer Freundin eilte Richter am Nachmittag nach Feierabend direkt zur Fundstelle und holte die Kätzchen ab. Über Kontakte landete sie mit den Tieren schließlich beim Gandenhof "Erlicht" in Hetzdorf, wo Betreiberin Heike Flaxa (64) sofort wusste, was zu tun ist.
Die Nacht hätten die sechs Babys wohl nicht mehr überlebt, weiß die erfahrene Tierretterin. Seit zehn Jahren betreibt sie mit Herzblut ihren Hof bei Freiberg für alte und kranke Tiere. Die Katzenkinder, die laut ihrem Kennerblick sogar aus zwei verschiedenen Würfen stammten, waren allesamt noch blind und keine drei Wochen alt. Damit wurden sie viel zu früh von ihrer Mutter getrennt, wo sie normalerweise bis zur achten Lebenswoche gesäugt werden würden.
Glücklicherweise befanden sich alle Samtpfoten in einem "guten Zustand", so Flaxa im Gespräch mit TAG24. Sie übergab die Babys ihrer Kollegin Yvonne, die ehrenamtlich eine Kitten-Pflegestelle in Gorbitz betreibt. Dort dürfen die sechs Katzen zur Ruhe kommen und werden liebevoll aufgepäppelt. Außerdem kümmere sich Linda um die medizinische Grundversorgung. Bei einem Arzttermin am heutigen Freitag werden die Kätzchen durchgecheckt und erhalten eine Wurmkur.

Ausgesetzte Babykatzen in Sachsen gerettet

Unterdessen stellte Retterin Sandra Richter auf Anraten von Gnadenhof-Besitzerin Flaxa eine Anzeige bei der Polizei und informierte das Veterinäramt. Es wäre wichtig, dass jeder Fund bei den Behörden dokumentiert wird, um darauf aufmerksam zu machen, dass es in Sachsen ein Problem mit ausgesetzten Babykatzen gebe.
Noch immer gibt es im Freistaat keine Kastrationspflicht für freilaufende Katzen - ganz zum Ärger von Tierrettern wie Heike Flaxa. Mehr als 2000 Gemeinden und Städte in Deutschland hätten laut des Deutschen Tierschutzbundes die sogenannte Katzenschutz- oder Kastrationsverordnung bereits eingeführt. In Sachsen hingegen kann die Straßenkatzenpopulation ungehindert weiter steigen.
Aber: Eine Kastration, dessen Kosten sich laut Allianz mittlerweile auf über 90 Euro belaufen, könne sich eben nicht jeder Katzenhalter leisten. Deshalb werden ausgesetzte Babykatzen, wie in diesem Fall, weiter zum traurigen Alltag gehören.
Umso wichtiger sind dann Einrichtungen wie der Hof von Heike Flaxa, wo ungewollte Tiere ein Zuhause finden - auf Zeit oder auch für immer. Da ihre Arbeit auf Spenden angewiesen ist, ist die 64-Jährige mit ihrem Herzensprojekt erneut Teil des "Benefiz Cup Dresden" (28. September 2025). "Jede Spende hilft um den Lebensabend meiner Schützlinge so angenehm wie möglich zu gestalten", so Heike, die eng mit dem Dresdner Verein "Die Tierstimme" zusammenarbeitet.
Titelfoto: Bildmontage/Sandra Richter (2)