Pilzsammler bringen Regionalbahnen aus dem Takt

Geithain - Pendler zwischen Chemnitz und Leipzig sind's ja fast gewohnt: Am Samstagmorgen hatten vier Züge des RE6 gute zwei Stunden Verspätung. Doch diesmal lag es nicht an Personalnot oder Baustellen - Pilzsammler hatten sich zu nah ans Gleisbett gewagt.

Eine Pilzsammlerin im Wald - dort stört sie jedenfalls keinen Verkehr. (Symbolfoto)
Eine Pilzsammlerin im Wald - dort stört sie jedenfalls keinen Verkehr. (Symbolfoto)  © 123RF

Das bestätigt die Bundespolizei am Sonntag auf TAG24-Nachfrage. Demnach ging der erste Notruf um 8.16 Uhr ein: Ein Lokführer hatte Personen wohl mit Korb am Arm am Gleis zwischen Obergräfenhain und Narsdorf (Landkreis Leipzig) gemeldet.

Die herbeigeeilten Bundespolizisten konnten zwar schon kurz nach dem Anruf niemanden mehr feststellen, trotzdem wird in solchen Fällen das "Fahren auf Sicht" angeordnet. Das erklärte ein Bahn-Sprecher. Heißt: mit maximal 40 km/h zuckeln die Dieselloks über die eingleisige Strecke. Da ist Verspätung vorprogrammiert.

Der Chemnitzer Pilzberater Peter Welt (65) reagierte im TAG24-Gespräch fassungslos auf die lebensgefährliche Aktion: "Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was die dort gesucht haben." Zwischen Gleisschwelle und Schotterbau wachse höchstens Löwenzahn.

Einen ähnlichen Anblick hatten Pilzsammler am Samstagmorgen, als sie auf ihrer Suche von den MRB gestört worden.
Einen ähnlichen Anblick hatten Pilzsammler am Samstagmorgen, als sie auf ihrer Suche von den MRB gestört worden.  © frank schneider

Zudem dürfte laut Experte die immer noch nicht elektrifizierte RE6-Strecke ähnlich wie asphaltierte Autobahnen Dieseldämpfe entwickeln. Mit Pilzgenuss habe das dann nicht mehr viel zu tun: "Wenn die Pilzsucher was gefunden haben, haben die damit keine Freude."

Titelfoto: Bildmontage: Frank Schneider, 123RF

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