Heimat-Kennzeichen kontra Kreiskonstrukte: Während der "Total Doofe Ossi" ausstirbt, ist der MEI dominant

Leipzig - Für viele Sachsen war es eine hochemotionale Angelegenheit, als im Zuge der Kreisgebietsreform 2008 die geliebten Heimatkennzeichen verschwanden. Vier Jahre später brachte die nächste Reform die ANA-, WUR- und FLÖ-Tafeln zurück. Seither haben die Autobesitzer bei der Zulassung die Wahl der Identifikation. Und die fällt von Region zu Region recht unterschiedlich aus.

Was die freudig erregte Dame mit dem Lenkrad zum Ausdruck bringen will, bleibt ihr Geheimnis. Doch in Sachsen freuen sich viele Autobesitzer über die regionale Individualisierung ihrer Kennzeichen.
Was die freudig erregte Dame mit dem Lenkrad zum Ausdruck bringen will, bleibt ihr Geheimnis. Doch in Sachsen freuen sich viele Autobesitzer über die regionale Individualisierung ihrer Kennzeichen.  © Y

Am härtesten traf es damals wohl die Torgauer, Delitzscher und Oschatzer, die sich kreistechnisch plötzlich als Nordsachsen verorten mussten.

Weil die Buchstaben-Kombi NS wegen der Abkürzung für "Nationalsozialismus" als Auto-Kennzeichen in Deutschland verboten ist, bekamen sie 2008 TDO zugewiesen. Der Spott ließ nicht lange auf sich warten - "Total Doofer Ossi" hieß es fortan landauf, landab.

Im Jahr 2012 kam dann auf sächsische Bundesratsinitiative die Rückkehr zu den alten Heimatkennzeichen. Seither haben die Torgauer ihr TG, die Delitzscher das DZ und die Oschatzer ihr OZ zurück. Wer will, kann aber weiter als TDO unterwegs sein.

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Laut Zulassungsbehörde sind das aber nur noch knapp 39.000 Fahrzeuge in Nordsachsen, während 139.000 mit Heimatkennzeichen auf Achse sind.

Seit 2015 kunterbunter Kennzeichen-Mix

Seit 2012 bekommt man in den Kfz-Zulassungsstellen wieder die alten Heimatkennzeichen, was das Städte-Raten im Stau deutlich abwechslungsreicher macht.
Seit 2012 bekommt man in den Kfz-Zulassungsstellen wieder die alten Heimatkennzeichen, was das Städte-Raten im Stau deutlich abwechslungsreicher macht.  © Montage: y + picture alliance / dpa + IMAGO/Hanke

Ähnlich sieht es im Kreis Görlitz aus, wo nur noch 92.000 Fahrzeugbesitzer dem Kreis-Kennzeichen GR die Treue halten, während gut 117.000 mit NY (Niesky), NOL (Niederschlesische Oberlausitz), ZI (Zittau), LÖB (Löbau) und WSW (Weißwasser) unterwegs sind.

Andernorts ist es jedoch umgekehrt: Im Kreis Meißen dominiert noch immer MEI (136.000 Zulassungen). Die Altkennzeichen GRH (Großenhain), RIE (Riesa) und RG (Riesa-Großenhain) bringen es zusammen gerade mal auf 65.500 Tafeln.

Seit 2015 ist es in Deutschland zudem erlaubt, bei einem Umzug in einen anderen Landkreis das bisherige Kennzeichen mitzunehmen. Was für einen kunterbunten Mix sorgt.

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So sind etwa im Kreis Mittelsachsen nach Auskunft des dortigen Landratsamtes bereits 101 Berliner-B und 57 Münchner-M zugelassen.

Titelfoto: Montage: y + picture alliance / dpa + IMAGO/Hanke

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