Jetzt wird auch Wohnen auf dem Land teurer

Heidenau - Woher das Geld für Modernisierungen nehmen? Das ist eine von vielen Fragen, die derzeit sozial engagierte Wohnungsvermieter im ländlichen Raum umtreiben. Sachsens Infrastrukturministerin Regina Kraushaar (61, CDU) besuchte am Mittwoch in Radeberg und Heidenau Wohnquartiere, um sich zu informieren.

Baustellenbesichtigung in Heidenau: Alexander Müller (50) vom Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft im Gespräch mit Ministerin Regina Kraushaar (61, CDU, M.), und Mirjam Philipp (58) vom Verband der Wohnungsgenossenschaften.  © Eric Münch

Der Geschäftsführer der WVH-Unternehmensgruppe, Tilo Koch (56), führte die Ministerin auf eine Baustelle in Heidenau. Ein alter DDR-Plattenbau Typ WBS 70 wird dort zu einem schicken Appartement-Block mit Aufzügen umgebaut.

Koch: "Hier entsteht preisgebundener Wohnraum." Der WVH-Chef ist sich sicher, dass die neuen Sozialwohnungen rasch vermietet werden können. Zuvor muss er allerdings noch ein Problem klären: In Heidenau gab es bisher noch keinen Wohnberechtigungsschein für Menschen mit kleinem Einkommen.

Im Speckgürtel von Dresden und speziell im oberen Elbtal spüren die Großvermieter, dass in Dresden Wohnungsknappheit herrscht. Zunehmend weichen Suchende ins Umland aus.

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In Kamenz, Hoyerswerda, Hainichen oder Glauchau sieht die Lage ganz anders aus - dort stehen günstige Wohnungen in Größenordnungen leer.

"Dieser Leerstand kostet uns pro Jahr 103 Millionen Euro", sagt Mirjam Philipp (58) vom Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften. Die fehlenden Mieteinnahmen (bei trotzdem gleichzeitig fälligen Nebenkosten) belasten die Bilanzen der Vermieter. Ihre Finanzdecke ist dünn - zu dünn, um fällige Sanierungen beherzt anzuschieben.

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Die Heidenauer WVH-Unternehmensgruppe investiert in modernen Wohnraum. Das Unternehmen hat 62 Mitarbeiter und 2400 Wohnungen in seinem Bestand.  © Eric Münch

Die Vermieter sind sich einig: Wir müssen an die Mieten ran. Aus "sozialer Scheu" gab es jahrzehntelang vielerorts keine Mieterhöhungen mehr. Philipp: "Wir brauchen ein neues Verständnis dafür, dass Wohnen auch kostet. Zudem brauchen wir staatliche Fördermittel für Modernisierungen, Neubauten und ebenso für Abriss."

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