Schock-Zahlen aus Ministerium: So viel Unterricht ist an Sachsens Schulen ausgefallen
Von Jörg Schurig
Dresden - In Sachsen ist im vergangenen Schuljahr fast jede zehnte Unterrichtsstunde ausgefallen. Das geht aus einer Statistik des Kultusministeriums hervor.
Alles in Kürze
- Fast jede zehnte Unterrichtsstunde fiel in Sachsen aus.
- 9,2 Prozent der Unterrichtsstunden waren ausgefallen.
- Vor allem Oberschulen und Förderschulen sind betroffen.
- Gewerkschaft kritisiert verfehlte Bildungspolitik seit Jahrzehnten.
- Kultusminister will Stundenausfall mit Maßnahmen halbieren.

Demnach lag der Anteil der ausgefallenen Unterrichtsstunden am Gesamtstundensoll bei 9,2 Prozent. Die Schulbehörden teilen dabei in planmäßigen und außerplanmäßigen Ausfall ein.
Bei planmäßigem Unterrichtsausfall kann die Stundentafel nicht eingehalten werden, weil es von vornherein zu wenige Lehrer gibt oder Unterrichtsräume fehlen. Außerplanmäßiger Unterrichtsausfall entsteht etwa durch Krankheit von Lehrern, durch Fort- und Weiterbildung, Havarien, Streik, Bombendrohungen oder Bauarbeiten.
Vor allem an Oberschulen und Förderschulen ist der Ausfall ein Problem. An einigen Schulen übersteigt er die 20-Prozent-Marke. An der Brüder-Grimm-Schule Weißwasser (Förderschule) im Landkreis Görlitz betrug der planmäßige Unterrichtsausfall 30,5 Prozent.
An der Goethe-Oberschule in Breitenbrunn im Erzgebirge waren es 24,8 Prozent, an der Oberschule Sehmatal 23,4 Prozent.
Gewerkschaft sieht Bildungspolitik seit Jahrzehnten verfehlt

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach von einem "dramatischen Unterrichtsausfall" und bezeichnete ihn als Folge einer jahrzehntelangen verfehlten Bildungspolitik. "Im aktuellen Schuljahr 2025/26 wird der Unterrichtsausfall durch die Maßnahmen des Kultusministeriums nicht behoben, sondern lediglich zwischen den Schularten verschoben", hieß es.
Sachsens Kultusminister Conrad Clemens (42, CDU) hatte bereits im Februar angekündigt, den Stundenausfall mit einem Bündel an Maßnahmen halbieren zu wollen. Dafür werden etwa Lehrer aus anderen Schularten an Oberschulen abgeordnet. Zu Schuljahresbeginn zeigte er sich zuversichtlich, dass sich die Situation bessert.
Die GEW bleibt dagegen skeptisch. "Durch Abordnungen und starke Mittelkürzungen beim Vertretungsunterricht wird der Ausfall an Grundschulen und Gymnasien in diesem Schuljahr steigen", erklärte GEW-Chef Burkhard Naumann.
Clemens setze Daumenschrauben an, die letztlich zu weniger Lehrkräften führen, weil sich junge Menschen für andere Berufe entscheiden.
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