Meißen - Normalerweise sind sie ungebetene Gäste und sorgen dafür, dass Obstliebhaber beim Reinbeißen das Gesicht verziehen: Maden, Würmer, Schädlinge. Doch in diesem Jahr heißt es vielerorts: Freie Bahn für knackige Äpfel, süße Kirschen und saftige Pflaumen - ganz ohne krabbelige Proteinbeilage. Schuld daran ist nicht etwa ein neues Wundermittel, sondern schlicht die Natur selbst.
Ein strenger Frost im April des vergangenen Jahres hatte nicht nur vielerorts die Ernte vernichtet, sondern auch die Schädlinge kalt erwischt.
"Im April 2024 hatten wir minus sieben Grad. Das bedeutet: Pflaumen und Süßkirschen waren zu 100 Prozent erfroren, Sauerkirschen zu 90 Prozent und Äpfel zu 80 bis 90 Prozent", erklärt Steffen Geisler (69) vom "Meissner Obstgarten".
Der Schädling brauche Kulturen, um seine Eier abzulegen. "Aber alles, was geblüht hat, ist erfroren. Deshalb haben wir in diesem Jahr kaum Maden."
Die Natur gönnte den Obstbäumen damit sogar eine Art Erholungspause. "Die Bäume haben sich im letzten Jahr richtig ausruhen können", weiß Geisler. "Jetzt hängen sie so voll, dass manche Äste brechen." Und dazu kommt, dass man dieses Jahr kaum Maden findet.
Obstbauern setzen auf traditionelle Vorgehensweisen
Doch die Ruhe ist trügerisch, warnt Carmen Stefanie Kaps (40), Chefin des Obstbauverbands: "Natürlich gibt es heuer weniger Schädlinge, weil im Vorjahr ganze Generationen weggefallen sind. Aber schon im nächsten Jahr wird das alles wiederkommen und sich normalisieren."
Die Obstbauern setzen dann auf altbewährte Methoden. Sogenannte Pheromonfallen locken die männlichen Falter an und verhindern so die Befruchtung, Netze halten die Schädlinge von den Früchten fern, und gute Feldhygiene sorgt dafür, dass keine Brutstätten im alten, liegen gebliebenen Obst entstehen.
Doch in diesem Jahr ist die Freude bei Obstliebhabern erst mal groß. Selbstpflücken wie auch beim "Meissner Obstgarten" lohnt sich dieses Jahr besonders. Hier können von Freitag bis Montag Äpfel und Pflaumen vom Baum geholt werden.