Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm: Bald Pflicht, Verfahren fehlt

Chemnitz/Boxberg - Kreislaufwirtschaft: Ab 2029 wird die Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm verpflichtend. Bisher gibt es dafür jedoch noch kein etabliertes Verfahren. Dennoch laufen überall in Sachsen Vorbereitungen.

Noch geht im Kraftwerk Boxberg Braunkohle durch den Schornstein. Künftig soll am Standort eine Verbrennungsanlage ausschließlich für Klärschlamm entstehen.
Noch geht im Kraftwerk Boxberg Braunkohle durch den Schornstein. Künftig soll am Standort eine Verbrennungsanlage ausschließlich für Klärschlamm entstehen.  © IMAGO/Andreas Franke

In Boxberg (Kreis Görlitz) und Chemnitz entstehen sogenannte Monoverbrennungsanlagen, in denen nur Klärschlamm verbrannt wird. Aus der zurückbleibenden Asche kann dann Phosphor gewonnen werden, der in Form von Phosphaten für die Düngemittel- und Tierfutterproduktion alternativlos ist.

Nach Angaben der Uni Braunschweig fallen jährlich bundesweit zwei Millionen Tonnen Klärschlamm an. Bisher landen sie auf der Deponie oder werden einfach in Kraftwerken mit verbrannt.

Auf die neue Klärschlammverordnung stellen sich auch die Abfallentsorger ein. Nach Angaben des Statistischen Landesamts erhöhte sich die durch Monoverfahren behandelte Menge an Klärschlamm in den letzten Jahren deutlich.

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Danach stieg die Menge von knapp 1500 Tonnen im Jahr 2021 auf rund 27.000 Tonnen Trockenmasse zwei Jahre später.

Mit Klärschlamm wird in solchen Faultürmen (im Foto die Anlage in Dresden-Kaditz) Faulgas zur Energiegewinnung erzeugt. Der Rest kann getrocknet und verbrannt werden.
Mit Klärschlamm wird in solchen Faultürmen (im Foto die Anlage in Dresden-Kaditz) Faulgas zur Energiegewinnung erzeugt. Der Rest kann getrocknet und verbrannt werden.  © Holm Helis
In Klärbecken wie diesem wird das Abwasser vorgereinigt. 92 Prozent der Haushalte in Sachsen waren 2023 an zentrale abwassertechnische Systeme angeschlossen.
In Klärbecken wie diesem wird das Abwasser vorgereinigt. 92 Prozent der Haushalte in Sachsen waren 2023 an zentrale abwassertechnische Systeme angeschlossen.  © Holm Helis

Wichtiger Beitrag zur Rohstoffwirtschaft

Monoverbrennungsanlagen, in denen nur Klärschlamm zur Phosphorrückgewinnung verbrannt wird, unterscheiden sich für den Laien äußerlich nur wenig von herkömmlichen Verbrennungsanlagen.
Monoverbrennungsanlagen, in denen nur Klärschlamm zur Phosphorrückgewinnung verbrannt wird, unterscheiden sich für den Laien äußerlich nur wenig von herkömmlichen Verbrennungsanlagen.  © picture alliance/dpa

Doch ein bewährtes Verfahren zur Rückgewinnung gibt es noch nicht. Das Problem lösen soll die weltweit erste Anlage zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm, die bis 2027 im sachsen-anhaltinischen Schkopau entsteht.

Ziel des Projekts ist es, mit dem recycelten Phosphor perspektivisch bis zur Hälfte der Importe nach Deutschland zu ersetzen.

Ein wichtiger Beitrag zur Rohstoffwirtschaft, zumal die etablierte Lieferkette aus der Ukraine mit Kriegsbeginn Lücken bekommen hat. Monoverbrennungsanlagen sind teuer.

Das komplexe Innere einer Monoverbrennungsanlage. Eine solche Anlage kostet rund 60 Millionen Euro.
Das komplexe Innere einer Monoverbrennungsanlage. Eine solche Anlage kostet rund 60 Millionen Euro.  © picture alliance/dpa

In Boxberg stecken Kraftwerksbetreiber Leag und der Umweltdienstleister Veolia rund 60 Millionen Euro in die neue Anlage. Ähnlich hoch dürften sie bei der "Klärschlammmanagement Westsachsen" für Chemnitz sein. Genaueres wollte das Unternehmen auf TAG24-Anfrage allerdings nicht mitteilen.

Titelfoto: Holm Helis

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