Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm: Bald Pflicht, Verfahren fehlt
Chemnitz/Boxberg - Kreislaufwirtschaft: Ab 2029 wird die Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm verpflichtend. Bisher gibt es dafür jedoch noch kein etabliertes Verfahren. Dennoch laufen überall in Sachsen Vorbereitungen.

In Boxberg (Kreis Görlitz) und Chemnitz entstehen sogenannte Monoverbrennungsanlagen, in denen nur Klärschlamm verbrannt wird. Aus der zurückbleibenden Asche kann dann Phosphor gewonnen werden, der in Form von Phosphaten für die Düngemittel- und Tierfutterproduktion alternativlos ist.
Nach Angaben der Uni Braunschweig fallen jährlich bundesweit zwei Millionen Tonnen Klärschlamm an. Bisher landen sie auf der Deponie oder werden einfach in Kraftwerken mit verbrannt.
Auf die neue Klärschlammverordnung stellen sich auch die Abfallentsorger ein. Nach Angaben des Statistischen Landesamts erhöhte sich die durch Monoverfahren behandelte Menge an Klärschlamm in den letzten Jahren deutlich.
Danach stieg die Menge von knapp 1500 Tonnen im Jahr 2021 auf rund 27.000 Tonnen Trockenmasse zwei Jahre später.


Wichtiger Beitrag zur Rohstoffwirtschaft

Doch ein bewährtes Verfahren zur Rückgewinnung gibt es noch nicht. Das Problem lösen soll die weltweit erste Anlage zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm, die bis 2027 im sachsen-anhaltinischen Schkopau entsteht.
Ziel des Projekts ist es, mit dem recycelten Phosphor perspektivisch bis zur Hälfte der Importe nach Deutschland zu ersetzen.
Ein wichtiger Beitrag zur Rohstoffwirtschaft, zumal die etablierte Lieferkette aus der Ukraine mit Kriegsbeginn Lücken bekommen hat. Monoverbrennungsanlagen sind teuer.

In Boxberg stecken Kraftwerksbetreiber Leag und der Umweltdienstleister Veolia rund 60 Millionen Euro in die neue Anlage. Ähnlich hoch dürften sie bei der "Klärschlammmanagement Westsachsen" für Chemnitz sein. Genaueres wollte das Unternehmen auf TAG24-Anfrage allerdings nicht mitteilen.
Titelfoto: Holm Helis