Experte erklärt die verheerende Wirkung: Darum sind "Polen-Böller" so gefährlich

Dresden - Für viele Sachsen beginnt das neue Jahr im Krankenhaus: Immer wieder führt Feuerwerk zu schweren Verletzungen, die für manche Menschen tödlich enden. Darum warnt das Landeskriminalamt und zeigt auf drastische Weise, was selbst kleine Böller anrichten können und worauf man dringend achten sollte.

Entschärfer Axel Brehm (52) zeigt, wie eine Kugelbombe eine Platte durchschlägt.  © Steffen Füssel

Sie werden gerne als "Polen-Böller" und verboten bezeichnet, doch so einfach ist das nicht: "Wir haben ein europäisches Sprengstoffrecht, kein deutsches", sagt Axel Brehm (52), Entschärfer beim Landeskriminalamt. Heißt, was in Polen und Tschechien erlaubt ist, ist auch bei uns erlaubt. Aber nicht für jeden.

Brehm zeigt einen "Dum Bum"-Böller: "Das ist ein normaler Feuerwerkskörper der Kategorie F4", erklärt er. Wer diesen benutzen will, braucht dafür eine Genehmigung. Gleiches gilt für F3. Lediglich F2 darf ab 18 Jahren jeder zünden.

Der Unterschied zwischen dem "Dum Bum" und einem deutschen Böller ist der Sprengstoff darin: Sind die deutschen Knallkörper mit Schwarzpulver geladen, sind es beim "Dum Bum" fünf Gramm Blitzknallsatz. Eine Schaufensterpuppe macht deutlich, was das bedeutet:

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"Wir haben die Knochenstruktur nachgebildet und die Hand aus ballistischer Seife hergestellt", sagt der Experte.

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Die "Dum Bum 30" haben sogar 30 Gramm Blitzknallsatz.  © Steffen Füssel
Der "Dum Bum"-Böller fetzt die komplette Hand weg.  © Montage: Steffen Füssel

Kugelbomben sind eine tödliche Gefahr

Feuerwerkskörper der Kategorie F3 und F4 dürfen nur von Profis gezündet werden.  © Steffen Füssel

So entspricht sie in etwa dem echten Organ. Lässt der deutsche Böller die Hand weitgehend heil, reißt der gleich große "Dum Bum" sie komplett vom Arm: "Die Knochenstruktur ist zerstört", erklärt Brehm. "Also das bleibt nicht ohne Schaden! In die Hand gehört ohnehin außer einer Wunderkerze gar nichts."

Auch auf Kugelbomben geht Axel Brehm warnend ein. "Immer wieder sterben Menschen dadurch", warnt er. Beim vorigen Jahreswechsel starb in Uhyst (Lausitz) Marvin K. durch ein solches Geschoss. Auch diese Sprengkörper dürfen nur von Experten gezündet werden. In der Regel werden sie über ein Rohr in den Himmel geschossen, haben eine sehr lange Zündschnur.

Doch die ist trügerisch: "Die ist so lang, damit man sie ordentlich ins Rohr verladen kann", erklärt der Experte. "Aber die brennt nicht so lange wie im Film. Die schlägt sofort durch."

Unmittelbar nach der Zündung fliegt die Bombe bereits aus dem Rohr. Kugelbomben haben schon allein durch ihre Treibladung eine enorme Kraft.  © Montage: Steffen Füssel

Und wenn die Bombe fliegt, zerschlägt sie auch Holzplatten - wie der Versuch zeigt.

Allein bis Ende November hat die Polizei in Sachsen 1236 Pyro-Straftaten registriert, darunter 170 gefährliche Körperverletzungen.

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