Rückblick auf September bis Dezember: Das waren die Schlagzeilen des Jahres in Sachsen
Dresden - Noch befinden wir uns im letzten Drittel des laufenden Jahres. Was in dieser Zeit passierte, ist also noch nicht allzu lang her. Und doch gerät im Stress der Vorweihnachts- und Feiertagszeit anderes schnell mal in Vergessenheit. Wir helfen der Erinnerung aber gerne nach...
Sirene zu laut
Lauta - Seit Anfang September müssen sich die neuen Sirenen in der Innenstadt von Lauta (bei Hoyerswerda) - zumindest bei kleineren Bränden - an die Nachtruhe halten, also stumm bleiben. Entschieden hatte das nach Beschwerden Bürgermeister Frank Lehmann (47, parteilos).
Die zuständige Ortsfeuerwehr hält das für gefährlich. Laut Wehrleiter Sebastian Pusch (34) wären die Leute beispielsweise bei einem Autobrand "schon gewarnt, bevor wir an der Tür klingeln. Bei solchen Bränden kann der Rauch schnell ins Fenster ziehen." Hoffentlich bleibt der Ort nachts künftig von größeren Bränden verschont.
Gefiederte Zeugin
Zittau - Als Einbrecher Mitte September in den Zittauer Tierpark einbrachen, wurden sie beobachtet. Trotzdem machten sie sich im Eingangsbereich am Spendenfrosch zu schaffen, knackten auf der Suche nach Geld noch seelenruhig einen Kaffeeautomaten auf. Verpfiffen wurden sie nicht, denn auch wenn Zeugin Frieda (30) durchaus sprechen kann, hielt sie dicht. Kein Wunder: Frieda ist eine Papageiendame. Vor Gericht hätte ihre Zeugenaussage ohnehin kaum Bestand gehabt.
Bier gerettet
Glauchau - Frauen und Kinder zuerst? Die waren zum Glück nicht dabei, als im September bei Glauchau ein Lkw in Flammen aufging. Also konzentrierte sich die Feuerwehr vor Ort darauf, die noch unversehrten Bierkisten von der Ladefläche zu retten. Mehrere Zigarettenstangen wurden dagegen vernichtet. Aus medizinischer Sicht vermutlich die richtige Entscheidung des Löschtrupps...
Helden-Verehrung
Chemnitz - Höhen und Tiefen kennt Rad-Idol Jan Ullrich (52) nicht nur von den Bergetappen. Der "Tour de France"-Sieger von 1997 versank nach seiner Karriere in Drogen, Alkohol und Selbstmitleid - und kam tatsächlich aus der Hölle zurück. Mitte September führte ihn die Radveranstaltung "European Peace Ride" auch nach Chemnitz, wo er von begeisterten Fans gefeiert wurde. Ullrich genoss das Bad in der Menge sichtbar. Straucheln kann jeder, aufstehen nicht. Respekt!
Goldjunge hilft Hund
Dresden - Der Pirnaer Biathlet Michael Rösch (42; Staffel-Gold bei Olympia 2006) fuhr Ende September während eines Gewitters Richtung Dresden, als er an der A17-Auffahrt einen völlig verängstigten Mischlingshund bemerkte. Rösch lenkte den Wagen in eine Parkbucht, konnte das durchnässte Tier schließlich anlocken und die Polizei zu Hilfe rufen. Die hat den schon vermissten Ausreißer, der offenbar orientierungslos war, wieder mit seinen Besitzern zu vereinen. Fazit: Reden ist Silber, helfen ist Gold.
Neue Pilzarten entdeckt
Gohrischheide - Waldbrände vernichten unsere Natur. Der Klimawandel scheint diese meist von Menschen verursachten Brände dabei noch zu befeuern. So weit, so schlecht. Ein Hoffnungsschimmer: Nach den verheerenden Bränden im Elbsandsteingebirge und in der Gohrischheide 2022 untersuchten Wissenschaftler die verkohlten Flächen und stellten fest: Bislang in Sachsen unbekannte Pilzarten hatten sich dort angesiedelt. Die Pilze ziehen wieder Moose nach sich, auch erste Bäume wachsen wieder. Die Natur macht also immer weiter. Ob künftig mit, gegen oder ohne uns, bleibt abzuwarten.
Tod in der Manege
Bautzen - Es war der absolute Horror, eine Tragödie: In Bautzen stürzte im "Circus Paul Busch" eine Trapezkünstlerin Ende September in den Tod. Das Unglück ereignete sich vor den Augen Dutzender Besucher: Die Spanierin Marina B. (27) balancierte am Trapez, ein Soloauftritt unter der Zirkuskuppel. Dann muss etwas schiefgelaufen sein - sie stürzte aus etwa fünf Metern in die Tiefe, fiel auf den Kopf und starb. In die Trauer mischt sich Unverständnis: Warum gibt es noch immer diese Nummern ohne Netz?
Sinnlose Brücke
Radeburg - Wie ein Schildbürgerstreich mutet die Brücke am Rande von Radeburg (Kreis Meißen) an. Kein Weg führt zu ihr hin, keiner weg. Darum schaffte es das Bauwerk auch ins neue Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes, wie wir Anfang Oktober berichteten - als Beispiel für extreme Geldverschwendung. 900.000 Euro hat der Bau bereits verschlungen. Das Gesamtprojekt werde fertig gebaut, sobald wieder Geld da ist, kontert dagegen das Landesamt für Straßenbau und Verkehr. Warten wir's mal ab.
Drohne stürzt ab
Kesselsdorf - Mit 2,98 Meter Spannweite und 2,40 Meter Länge hat die 75.000 Euro teure Drohne der Firma "German Copters" nichts mit den Spielzeugen gemein, mit denen Hobby-Flieger körnige Luftbilder schießen.
Die XXL-Drohne, über die wir erstmals im Mai berichteten, sollte Laborproben transportieren, tat dies auch bereits. Dann Anfang Oktober der Rückschlag: Bei einem Flug über Kesselsdorf stürzte Sachsens größte Drohne ab, fing kurzzeitig Feuer, viel passiert ist aber nicht. Hoffentlich nur ein kleiner Rückschlag, den hat es schließlich bei jeder neuen Technik gegeben.
Razzia in Uniklinik
Dresden - Im Auftrag der Staatsanwaltschaft wurden Mitte Oktober Räumlichkeiten des Dresdner Uniklinikums (UKD) durchsucht. Der Verdacht: Mitarbeiter könnten die Totenruhe gestört haben, wie es zunächst nebulös hieß. Wenig später wurde es konkreter: Im Fokus stehe die "unrechtmäßige Entnahme von menschlichen Felsenbeinen in 13 Fällen", wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Felsenbeine sind harte Knochen am Schädel, die das Innenohr schützen. Was genau passiert ist und warum, wird noch immer ermittelt.
Sachsens stärkster Opa
Neukirchen - Mit eiserner Disziplin, hartem Training und spezieller Ernährung formte Jens Berthold (56) jahrzehntelang seinen Körper. Der vierfache Opa aus Neukirchen im Erzgebirge war im Natural Bodybuilding schon je dreimal Weltmeister und Mr. Olympia. Nach einem Bandscheibenvorfall vor einem Jahr änderte er seine Trainingsmethoden - offenbar erfolgreich. Bei der Europameisterschaft in Slowenien im Oktober holte er seinen ersten Europameistertitel. Seine größten Fans seien die Enkel, freut sich Berthold. Die seien echt stolz auf ihren Opa.
Kelten-Gold entdeckt
Leipzig/Dresden - Ende Oktober präsentierte das Sächsische Landesamt für Archäologie (LfA) hat einen eher unscheinbaren Fund: eine Münze, kleiner als ein Euro-Cent. Aber Alter und Material sind entscheidend, handelt es sich doch um eine keltische Goldmünze, die rund 2200 Jahre alt sein soll. Damals waren Cäsar, Kleopatra und auch ein gewisser Jesus von Nazareth noch gar nicht geboren. Der Fund, entdeckt von einem Hobby-Schatzsucher mit Sonde, gilt somit als älteste Münze Sachsens.
Selbstbestimmt
Dresden - Zum 1. November 2024 trat das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft. Damit wurde es einfacher, seinen Geschlechtseintrag beim Standesamt ändern zu lassen. Ein Jahr später fragten wir im Standesamt der Landeshauptstadt Dresden nach, wie viele Menschen davon Gebrauch gemacht hatten.
Ergebnis: Vom 1. November 2024 bis zum 30. September 2025 sprachen 455 "Erklärende" im Standesamt Dresden vor, darunter 38 Minderjährige bis 18 Jahre (28 weiblich, 10 männlich). Die meisten derjenigen, die vorstellig wurden, waren einmal Frauen - 187 erklärten sich zum Mann, 129 als divers, 47 leben nun ohne Geschlechtseintrag. Auf der anderen Seite erklärten sich nur 166 Männer zur Frau. Gerade einmal 19 Männer sind jetzt divers, 18 ohne Eintrag.
Ohne Obdach
Oschatz - Weil zwei Wochen lang ein Obdachloser in einem Oschatzer Bushäuschen schlief, sollte die Haltestellen-Bank von Amts wegen verschwinden. Immer mehr Menschen empörten sich darüber. Das Rathaus ruderte zum Teil zurück, verwies darauf, dass man dem Mann Hilfe angeboten habe.
Der aber sah im Verhalten der Behörden einen Verstoß gegen die Menschenrechte, auch eine Vermittlung der örtlichen Tafel brachte zunächst keine Lösung. Offiziell liegt die Zahl der Wohnungslosen in Sachsen bei knapp 7000 Menschen. Die Dunkelziffer dürfte höher sein.
Liebesstress
Leipzig - Anfang Dezember wurde in Leipzig ein 36-jähriger Ex-Feuerwehrmann verurteilt. Grund: Er war selber zum Zündler geworden, hatte in Schkeuditz letztes Jahr eine Reihe von Bränden gelegt. Kurios die Begründung, die die Richterin jetzt dafür fand: Der Angeklagte sei mit zwei schwangeren Frauen - Ehefrau und Geliebter - einfach überfordert gewesen, habe offenbar ein "Ventil" gesucht und deshalb die Brandserie gestartet. Für die Betroffenen ist dies sicher nur bedingt nachvollziehbar.
Was war zuvor in 2025 in Sachsen los? Die Monate Januar bis April gibt es hier zum Nachlesen. Und die Monate Mai bis August an dieser Stelle.
Titelfoto: Bildmontage: Andreas Kretschel, Rafael Sampedro, Sebastian Gogol