Sachsens letzte Solar-Hoffnung in der Insolvenz
Thun/Hohenstein-Ernstthal - Der Schweizer Solarmodulhersteller Meyer Burger ist pleite. Die beiden deutschen Töchter haben Insolvenz angemeldet. Ein erneuter Tiefschlag für die deutsche, gar die europäische Solar-Branche.

Man ringe im Rahmen der laufenden Sanierungsverhandlungen weiterhin um den Erhalt der Standorte, teilte das Unternehmen mit.
Betroffen ist die Solarzellenfertigung in Thalheim bei Bitterfeld - Stichwort: "Solar Valley" - mit 331 Mitarbeitern und der Standort Hohenstein-Ernstthal. Dort arbeiteten nach Unternehmensangaben zuletzt 289 Beschäftigte im Maschinenbau und in der Entwicklung. Das Unternehmen ist wegen der übermächtigen chinesischen Konkurrenz schon seit knapp zwei Jahren in finanzieller Schieflage.
Das 2021 in Freiberg (Mittelsachsen) gestartete Solarmodulwerk wurde Anfang 2024 geschlossen, die Produktion komplett in die USA verlegt, wo Meyer Burger von der Milliardenförderung aus dem "Inflation Reduction Act" (IRA) profitierte. Aber auch dort lief es nicht rund.
Im April dieses Jahres musste Meyer Burger zunächst Kurzarbeit für die Werke in Deutschland anmelden, wenig später dann die Produktion in den USA komplett einstellen.


Für die deutsche Photovoltaikindustrie geht es erneut bergab

Damit ist die deutsche Photovoltaikindustrie erneut auf Talfahrt.
Schon in der ersten Krise 2012/13 halbierten sich die Beschäftigungszahlen bundesweit auf rund 56.000 Mitarbeiter. 2017/18 ging der Freiberger Solarmodulproduzent Solarworld pleite. Im Sommer 2024 verlegte der Dresdner Solarmodulhersteller Solarwatt seine Fertigung komplett ins Ausland.
Inzwischen produzieren nur noch wenige deutsche Hersteller, wie Heckert Solar (Chemnitz) oder AxSun (Laupheim/Baden-Württemberg) in Deutschland.
Bei Meyer Burger sollen der Standort am Hauptsitz Thun in der Schweiz mit 60 Mitarbeitern und die USA-Tochter (derzeit keine Beschäftigten) erhalten bleiben. Wie es mit den deutschen Töchtern weitergeht, ist völlig offen.
Derzeit laufen Finanzierungsgespräche mit dem Ziel einer Restrukturierung. Eine Frist zur Vorlage der Geschäftszahlen 2024 bis zum 31. Mai hatte das Unternehmen verstreichen lassen, stattdessen eine Fristverlängerung beantragt.
Titelfoto: Bildmontage: dpa/Sebastian Willnow, IMAGO/Sylvio Dittrich