Salam! Immer mehr Ärzte aus Syrien heilen (in) Sachsen
Leipzig/Dresden - Die Zahl syrischer Ärzte in Sachsen hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht, obwohl der Freistaat für viele nicht eben eine Traum-Destination ist. Beides hat gute Gründe.

Hussein Alyahoud (30) hat keine Flüchtlingsbiografie. Er hat sich von Syrien aus für ein deutsches Visum beworben und schon im Land die Sprache der Dichter und Denker gelernt.
"Dort hatten wir keine Sicherheit und keine Zukunft", sagt Alyahoud. Er ist Kardiologe, seine Frau will Hausärztin werden.
Im Freistaat arbeiten nach Angaben der Sächsischen Landesärztekammer (SLÄK) 19.251 Ärzte, 14,64 Prozent oder 3084 von ihnen kommen aus dem Ausland.
Die Anzahl der syrischen Ärzte hat sich in den vergangenen neun Jahren von 52 auf 356 mehr als versechsfacht. Nur aus Tschechien kommen noch mehr ausländische Ärzte.
Kammerpräsident Erik Bodendiek (56) freut sich über die wachsende Zahl, "denn viele Einrichtungen in Sachsen sind auf die Unterstützung durch sie angewiesen".

Kardiologe will in Leipzig bleiben

Aber die Anerkennung als Arzt dauert für Ausländer in Sachsen lange, laut Bundesregierung im Schnitt 359 Tage. "In Schleswig-Holstein erhält ein Antragsteller innerhalb eines Tages seine Anerkennung", monierte der Leiter der Techniker Krankenkasse Sachsen (TKK), Alexander Krauß (47), bereits im März und forderte Konsequenzen.
Inzwischen ist klar, wo Hussein Alyahoud seine Zukunft verbringen wird. In einer Nacht im Herbst vergangenen Jahres schickt er eine Online-Bewerbung ans Leipziger Herzzentrum, früh um sieben kommt die Einladung zum Bewerbungsgespräch. Es klappt, er wird Assistenzarzt.
Fast wäre es anders ausgegangen. Alyahoud wollte eigentlich nicht in Sachsen bleiben. Als ihn seine Eltern während seines Jobs am Krankenhaus in Freiberg besuchen, wird seine Mutter zweimal öffentlich beleidigt, regelrecht diskriminiert.
Hussein will weg aus dieser Atmosphäre. Den Job in NRW, den er bereits in der Tasche hat, lässt er nur sausen, weil der ärztliche Direktor am Herzzentrum für ihn eine der größten Koryphäen in ganz Europa ist.


Wie die Dinge sich ändern: Dank der weltoffenen Atmosphäre in Leipzig fühlt sich Familie Alyahoud mittlerweile in Sachsen wohl. Inzwischen sind sie zu dritt. Der kleine Amer wird hier sicher aufwachsen. "Ich bin dankbar", sagt sein Vater.
Titelfoto: Bildmontage: Ralf Seegers, Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa