Dresden - Bei der Anschaffung neuer Möbel spielt es für viele Kunden eine kaufentscheidende Rolle - das FSC-Siegel, das für Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern steht. Auch Sachsenforst war seit 2020 dabei - und steigt nun aus. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) ist schockiert.
Den Ausstieg begründet der Staatsbetrieb mit zu viel Aufwand. Wenige positive Effekte des Zertifikats hätten einem erheblichen betrieblichen Aufwand etwa beim Personal gegenübergestanden, erklärt Sachsenforst-Sprecher Marco Horn.
Finanziell spare man mit dem Ausstieg kaum, lediglich Zertifizierungskosten im fünfstelligen Bereich entfielen. Außerdem hätte der FSC-Standard einen Umbau im sächsischen Lößhügelland von Fichte zu klimastabileren Mischwäldern verhindert, berichtet Horn. Denn mit der Zertifizierung galten strengere Regeln als gesetzlich verlangt, etwa die Schonung des Waldbodens oder Vorrang von heimischen Bäumen.
Bis Anfang September war rund ein Drittel der sächsischen Staatswaldfläche (74.000 Hektar) nach FSC zertifiziert. Nun sind es nur noch 3100 Hektar des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft.
Umweltverbände wie der NABU sehen den Ausstieg kritisch: "FSC-Standards wie die bleifreie Jagd könnten zurückgenommen werden, was vor allem Feuchtlebensräume schädigen würde", warnt NABU-Landesvorsitzende Maria Vlaic (45). Zudem sende der Rückzug ein fatales Signal: "Wenn Deutschland das Zertifikat nicht ernst nimmt, könnten andere Länder mit schwächeren Standards es ebenfalls ignorieren."
Wolfram Günther spricht von "herbem Rückschlag für Sachsens Wälder"
Auch politisch hagelt es Kritik. Ex-Umweltminister Wolfram Günther (51, Grüne), unter dessen Schirmherrschaft die FSC-Zertifizierung eingeführt wurde, spricht von einem "herben Rückschlag für Sachsens Wälder".
Angesichts von Klimakrise, Waldschäden und Artensterben brauche es "höhere ökologische Standards - nicht niedrigere".