Dresden - Der sächsische Lehrerverband SLV hat das Maßnahmenpaket des Kultusministeriums zur Kompensation des Unterrichtsausfalls scharf kritisiert. Auch die Bildungsgewerkschaft GEW Sachsen hält mit Kritik nicht hinterm Berg.
Die Maßnahmen hätten die tiefgreifenden strukturellen Probleme im sächsischen Bildungssystem nur verschärft, sagt der SLV-Vorsitzende Michael Jung (62). Zudem wachse der Druck auf Lehrkräfte und Schulleitungen, die sich vielfach überfordert sehen.
"Die Macher dieses Pakets haben leider keinen Bezug zur Praxis."
Im Schuljahr 2024/25 waren nach Angaben des Kultusministeriums sachsenweit 4,3 Prozent des Unterrichts ausgefallen. Die Zahl von fehlenden Lehrern beziffert das Ministerium selbst auf circa 1400. Laut SLV sollen sogar 3500 Lehrer fehlen.
Die Abordnungen von Lehrern an andere Schularten verlagerten die Probleme lediglich, teilte die Bildungsgewerkschaft GEW mit. Das sei nur "ein kurzfristiger Verschiebebahnhof", so der GEW-Vorsitzende Burkhard Naumann (38). Die Gewerkschaft hat gegen das Maßnahmenpaket bereits geklagt.
Schülerzahl in Sachsen sinkt laut Prognosen
Parallel dazu sinkt laut Prognosen der Kultusministerkonferenz die Schülerzahl auch in Sachsen. Nach den am Wochenende veröffentlichten Daten soll der maximale Wert mit 534.270 im Jahr 2027 erreicht sein.
Ähnliches werde schon seit Jahren prognostiziert, sagte Jung.
Zur Entlastung der Lehrer plädierte er für rund 1200 Schulsozialarbeiter mehr und forderte den Kultusminister dazu auf, die Maßnahmen wieder zu streichen.
Conrad Clemens (42, CDU) ist indes von der Wirksamkeit überzeugt.
"Zum ersten Mal seit zehn Jahren fällt weniger Unterricht an Sachsens Schulen aus", sagte er auf Anfrage.