Weil Energie und Heizen immer teurer werden: Tausende von Mahnungen und Stromsperren betroffen
Dresden - Energiearmut: Hohe Kosten überfordern immer mehr sächsische Haushalte. Das ist ein soziales Problem, das ein gesundheitliches nach sich ziehen kann, sagt das BSW.

"Wer im Kalten sitzt, wird krank - Energie ist Grundversorgung und kein Luxus", erklärt der BSW-Landesvorsitzende Ronny Kupke (48). Seinen Angaben zufolge verschickten sächsische Versorger im vergangenen Jahr insgesamt 270.000 Mahnungen wegen nicht bezahlter Strom- oder Gasrechnungen.
Allein die SachsenEnergie-Unternehmensgruppe hatte insgesamt 146.600 Mahnungen an Kunden geschickt. Bis Ende August wurden rund 100.000 Mahnungen versendet. "Teilweise werden Kunden mehrfach im Jahr gemahnt - im seltensten Fall bis zu elfmal", so eine Sprecherin auf TAG24-Anfrage.
Familien mit Kindern, Rentner und Bürgergeldempfänger, deren Regelsätze die tatsächlichen Stromkosten nicht abdecken, seien besonders betroffen, so Kupke.
Liegen die Ausgaben für Heizen, Warmwasser und Strom bei mehr als zehn Prozent des Nettoeinkommens, spricht man von Energiearmut, so die Verbraucherzentrale.




Wer nicht zahlt, dem wird der Strom abgeklemmt

"Aktuell ist der Beratungsbedarf besonders akut, weil viele Haushalte die Abrechnungen für 2024 erhalten und es ab Januar 2024 keine Gas- und Strompreisbremsen mehr gab", sagt Denis Schneiderheinze (41), Energiereferent bei der Verbraucherzentrale Sachsen (VZS).
Die Folge sind nicht selten hohe Nachzahlungsaufforderungen - und der verzweifelte Gang zur VZS.
Wer nicht zahlt, dem wird der Strom abgeklemmt. Im Jahr 2024 kam es in Dresden zu 2373, in Leipzig zu 1200 und in Chemnitz zu 1958 Stromabschaltungen, ein Gesamtplus von 35 Prozent im Vergleich zu 2023.
Susanne Schaper (48, Linke), die die Zahlen bereits im Frühjahr erfragt hatte, forderte deshalb ein gesetzliches Verbot von Strom- und Gassperren, einen Härtefallfonds sowie sozial-ökologische Stromtarife.
Kupke geht noch einen Schritt weiter. Er fordert, auch die CO₂-Bepreisung auf den Energiegrundbedarf auszusetzen. Kupke: "Energie ist ein Grundrecht - und muss bezahlbar bleiben."
Titelfoto: Hauke-Christian Dittrich/dpa