Zu wenige Parkplätze, zu viele Lkw: Sachsen steuert auf gefährliches Dilemma zu

Chemnitz/Neunsalz - 96 Plätze, 115 Lkw: Was auf der A4 am Rastplatz Auerswalder Blick bei Chemnitz gerade jede Nacht passiert, ist kein Ausnahmefall. Es ist täglicher Wahnsinn auf Sachsens Autobahnen, kritisiert der Auto Club Europa (ACE).

Die Parkplätze an den Autobahnen Sachsens sind überlastet.
Die Parkplätze an den Autobahnen Sachsens sind überlastet.  © Sven Gleisberg

"Dass hier nichts passiert, ist ein gefährliches Spiel auf Zeit", schätzt Jörg Vieweg (54) ein. Der Chemnitzer SPD-Stadtrat ist ACE-Kreis-Chef und hat mit weiteren Clubexperten in dieser Woche auf zwei Rastplätzen gezählt. Das Ergebnis: Die Lage ist dramatisch.

Die Überbelegung liegt in Auerswalde bei mehr als 20 Prozent. Mehrere Laster blockierten Zufahrten und Fahrspuren, parkten quer, in Einfahrten, manche sogar auf den Auto-Flächen.

Brummi-Fahrer müssten ihre Ruhezeiten einhalten, doch es gibt schlicht keine Stellplätze, so Vieweg. "Wer keinen legalen Platz findet, muss improvisieren. Und das kann schlimm enden", warnt der Verkehrsexperte. "Die Fahrer haben keine Wahl und wir riskieren Unfälle."

Auch an der A72 wird's eng: Fahrer zwischen Strafe und Erschöpfung

Lkw-Stellplätze überfüllt – Der ACE warnt vor täglicher Verkehrsgefährdung auf Sachsens Autobahnen.
Lkw-Stellplätze überfüllt – Der ACE warnt vor täglicher Verkehrsgefährdung auf Sachsens Autobahnen.  © Jörg Vieweg
Für die Lkw-Fahrer heißt es entweder Strafe kassieren oder übermüdet weiterfahren.
Für die Lkw-Fahrer heißt es entweder Strafe kassieren oder übermüdet weiterfahren.  © Sven Gleisberg

Auch in Neuensalz an der A72 das gleiche Bild: nur 23 Stellplätze, aber 33 Lkw, davon viele außerhalb der markierten Flächen. "Entweder falsch parken und Strafe riskieren oder weiterfahren und gegen die Ruhezeiten verstoßen. Beides ist ein Problem", sagt ACE-Kreisvize Lutz Meinhardt.

Die Erhebung wurde bewusst zur typischen Abend-Ruhezeit durchgeführt, wenn Berufskraftfahrer ihre gesetzlichen Pausen machen müssen. Doch wohin mit dem Lkw, wenn alles voll ist?

Der ACE will die Bilanz jetzt an die Politik übergeben und erwartet schnelles Handeln. "Wir brauchen mehr Stellplätze, klare Konzepte und Druck aus den Landesparlamenten", fordert Jörg Vieweg. "Wenn es kracht, fragt niemand mehr nach Zuständigkeiten. Dann ist es zu spät."

Titelfoto: Sven Gleisberg

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