"Zwei fast abgesprengte Hände": Ärzte und Politiker fordern erneut ein Böllerverbot

Dresden - Am Mittwoch ist Silvester. Danach sieht es vielerorts aus wie auf einem Schlachtfeld. Militärische Vergleiche sind angesichts von abgerissenen Fingern und immer wieder auch Todesfällen gar nicht so abwegig. Ärzte und Politiker in Sachsen werden deshalb nicht müde, ein Böllerverbot einzufordern.

Die guten Gedanken fürs neue Jahr sollten zu Silvester zünden, nicht Böller und Raketen, sagen Gegner der Knallerei.  © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Thomas Baitz ist leitender Oberarzt am Klinikum Chemnitz: "Am Silvestertag haben wir oft noch relativ wenig Patienten, aber nach Mitternacht kommen die Massen." Kämen sonst rund 80 Patienten in die Notaufnahme, seien es am Neujahrstag regelmäßig rund 120.

Deutlich mehr als sonst sind es auch an den Unikliniken in Dresden und Leipzig. Die schwersten Fälle bleiben lange im Kopf. "Das habe ich noch nie gesehen - zwei fast abgesprengte Hände", erinnert sich Baitz an einen Fall. Solche Verletzungen kommen im normalen Klinikalltag praktisch nicht vor.

Der Mediziner und viele seiner Kollegen sind für ein striktes Böllerverbot.

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"Wir reden über explodierende Kosten im Gesundheitswesen, Ressourcenknappheit in der Pflege. Und dann erlauben wir uns als Gesellschaft, an wenigen Tagen im Jahr das Gesundheitswesen an seine Grenzen zu bringen, weil Böller frei verkauft werden", sagt Professor Adrian Dragu (52), Direktor der Abteilung für Plastische und Handchirurgie am Universitätsklinikum Dresden.

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Auch in Sachsen werden jedes Jahr Millionenbeträge für Feuerwerk ausgegeben. Am Montag startet der Verkauf.  © picture alliance/dpa
Solche Kugelbomben für professionelles Feuerwerk konfisziert die Polizei regelmäßig. Sie können schwere Verletzungen verursachen.  © picture alliance/dpa
Vielfach können von Knallern abgerissene Gliedmaßen wieder angenäht werden. Meist bleiben jedoch Einschränkungen.  © Annette Schneider-Solis/dpa-Zentralbild/dpa
Tatütata: Silvester und Neujahr bringen Rettungskräfte regelmäßig an die Grenzen der Belastbarkeit. Bei diesem Einsatz wurden 2024 drei Jungen in Pirna-Copitz schwer verletzt.  © Daniel Förster
Leere Kassen, aber Böllern - für Adrian Dragu (52), Leiter der Abteilung Plastische und Handchirurgie am Universitätsklinikum Dresden, ein Paradox.  © picture alliance/dpa

Sachsens Innenminister lehnt Pauschalverbot ab

Kein Nein zum Böllern - Sachsens Innenminister Armin Schuster (64, CDU).  © Sebastian Kahnert/dpa

Auch Politiker werben seit Jahren für ein zentrales Böllerverbot.

"Nichts spricht dagegen, unsere Traditionen zu bewahren – aber wir können sie weiterentwickeln", sagte Franziska Schubert (43, Grüne) Anfang des Monats im Rahmen einer von ihrer Partei angestoßenen Debatte im Landtag und denkt dabei etwa an Licht- und Lasershows.

Auch Leipzig und Berlin diskutierten dieses Jahr über ein Verbot - ohne Erfolg. Sachsens Innenminister Armin Schuster (64, CDU) lehnt dagegen ein Pauschalverbot ab: "Feuerwerk gehört für viele Menschen zu festlichen Momenten dazu."

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