Dresden - Am Mittwoch ist Silvester. Danach sieht es vielerorts aus wie auf einem Schlachtfeld. Militärische Vergleiche sind angesichts von abgerissenen Fingern und immer wieder auch Todesfällen gar nicht so abwegig. Ärzte und Politiker in Sachsen werden deshalb nicht müde, ein Böllerverbot einzufordern.
Thomas Baitz ist leitender Oberarzt am Klinikum Chemnitz: "Am Silvestertag haben wir oft noch relativ wenig Patienten, aber nach Mitternacht kommen die Massen." Kämen sonst rund 80 Patienten in die Notaufnahme, seien es am Neujahrstag regelmäßig rund 120.
Deutlich mehr als sonst sind es auch an den Unikliniken in Dresden und Leipzig. Die schwersten Fälle bleiben lange im Kopf. "Das habe ich noch nie gesehen - zwei fast abgesprengte Hände", erinnert sich Baitz an einen Fall. Solche Verletzungen kommen im normalen Klinikalltag praktisch nicht vor.
Der Mediziner und viele seiner Kollegen sind für ein striktes Böllerverbot.
"Wir reden über explodierende Kosten im Gesundheitswesen, Ressourcenknappheit in der Pflege. Und dann erlauben wir uns als Gesellschaft, an wenigen Tagen im Jahr das Gesundheitswesen an seine Grenzen zu bringen, weil Böller frei verkauft werden", sagt Professor Adrian Dragu (52), Direktor der Abteilung für Plastische und Handchirurgie am Universitätsklinikum Dresden.
Sachsens Innenminister lehnt Pauschalverbot ab
Auch Politiker werben seit Jahren für ein zentrales Böllerverbot.
"Nichts spricht dagegen, unsere Traditionen zu bewahren – aber wir können sie weiterentwickeln", sagte Franziska Schubert (43, Grüne) Anfang des Monats im Rahmen einer von ihrer Partei angestoßenen Debatte im Landtag und denkt dabei etwa an Licht- und Lasershows.
Auch Leipzig und Berlin diskutierten dieses Jahr über ein Verbot - ohne Erfolg. Sachsens Innenminister Armin Schuster (64, CDU) lehnt dagegen ein Pauschalverbot ab: "Feuerwerk gehört für viele Menschen zu festlichen Momenten dazu."