Dresden - Die Kletterer waren noch nicht mal zu sehen, der Wettkampf ließ noch eine halbe Stunde auf sich warten und trotzdem standen am Sonnabend in der Mittagshitze Tausende auf dem Neumarkt bei den Finals 2025 in Dresden vor der Frauenkirche. Sie wollten erleben, wie Leander Carmanns deutsche Geschichte schreibt.
Der Kölner hatte in diesem Jahr die Wand - 15 Meter hoch, fünf Grad überhängend geneigt, die Griff-Folge weltweit genormt - bereits in 5,000 Sekunden im Rahmen eines Wettkampfs bezwungen.
Und als Carmanns in seinem ersten Quali-Lauf nach 5,031 Sekunden anschlug, war klar: Diesmal fällt die magische Grenze.
Was es für einen Speedkletterer bedeutet, unter fünf Sekunden zu bleiben, erklärt Sebastian Lucke: "Alles, wirklich alles. Es ist der Heilige Gral." Der Düsseldorfer durfte im Finale gegen Carmanns erleben, wie dieser ihn sich schnappt und Lucke auf Platz zwei verwies.
In 4,958 Sekunden flog der Kölner die Wand hoch. "Ich habe es mir fürs Finale aufgespart", lachte er im Nachgang.
Dass er zuvor schon sieben Läufe gemacht hatte, merkte man dem Rheinländer nicht an.
Klettern bei den Finals 2025: Tausende jubeln den Athleten zu, das sorgt für Adrenalin
"Die Wettkämpfe sind gar nicht so anstrengend für uns. Im Training macht man das Doppelte. Den Fokus zu halten, die mentale Stärke - das ist entscheidend", so Carmanns.
Beim Kampf um die DM-Krone erwischte es den Titelverteidiger Linus Bader, der an der Wand kurz wegrutschte und seinen Traum tief enttäuscht begraben musste. "Je näher man an sein Limit geht, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man Fehler macht", weiß der neue Titelträger.
Nachdem er im Finale den Rekord knackte und am Seil abgelassen wurde, war's für ihn "der beste Moment. Die Menge feiert, du siehst den neuen Rekord - da ist das Adrenalin auf einem ganz anderen Level."
Und was geht jetzt noch? Carmanns: "Im Training bin ich schon mehrfach 4,8 Sekunden geklettert. Dies will ich jetzt im Wettkampf und 4,62 Sekunden ist der Weltrekord - da ist das Ziel."