Er nennt sogar Namen: Schiedsrichter-Legende zerpflückt deutsche Referees

Deutschland - Letzte Verwarnung von Urs Meier (66)! Die Schweizer Schiedsrichter-Legende hat seine deutschen Kollegen in einem Interview ordentlich zusammengefaltet, dabei sogar Namen genannt und große Defizite der hiesigen Referee-Landschaft offengelegt.

Urs Meier (66) war zehn Jahre als FIFA-Schiedsrichter an der Pfeife aktiv.
Urs Meier (66) war zehn Jahre als FIFA-Schiedsrichter an der Pfeife aktiv.  © Tom Weller/dpa

"Bei Siebert und Jablonski sehe ich Stagnation. Die Entwicklung fehlt", wetterte der 66-Jährige im Gespräch mit RTL/ntv und sport.de.

Sein vernichtendes Urteil: "International gehören die deutschen Schiedsrichter nicht zu den Top-Drei-Nationen. Das sollte zu denken geben."

Zwar zähle die Bundesliga für ihn grundsätzlich noch zu den besten Ligen der Welt und die Anzahl der Unparteiischen sei auch die größte, doch die Qualität, die damit eigentlich einhergehen sollte, sehe er nicht.

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"Es gibt keine professionellen Strukturen, keine echten Profi-Schiedsrichter in Deutschland. Das wäre längst überfällig", so Meier weiter. Schon vor Jahren forderte der langjährige FIFA-Schiri eine Professionalisierung in seinem Buch, getan habe sich seitdem wenig.

"Manche sind fünf, zehn Jahre in der Bundesliga, haben immer noch die gleiche Körpersprache, die gleichen falschen Laufwege", monierte der Schweizer. "Bei den letzten zwei Weltmeisterschaften, wo Deutschland früh ausgeschieden ist, hätten deutsche Schiedsrichter im Viertel-, Halb- oder Finale stehen müssen. Waren sie nicht."

Urs Meier sieht England als Vorbild und fordert mehr Ex-Profis

Unter anderem Sven Jablonski (35) bekam von Urs Meier sein Fett weg.
Unter anderem Sven Jablonski (35) bekam von Urs Meier sein Fett weg.  © Swen Pförtner/dpa

Als Lösung bringt der Ex-Referee ehemalige Profis ins Spiel, die nach einem frühen Karriereende die Pfeife in die Hand nehmen und sich aufgrund ihrer eigenen Erlebnisse besser in die Akteure hineinversetzen könnten.

"Wer nie auf dem Mount Everest war, kann nicht erklären, wie es sich dort anfühlt", zog er einen Vergleich und forderte, dass dazu vor allem die Altersgrenze nach unten aufgelockert werden müsse.

Außerdem kritisierte Meier den VAR, hinter dem die Schiedsrichter immer mehr "verschwinden" würden. "Akzeptiert auch mal einen Fehlentscheid. Seit acht Jahren gibt es den VAR in Deutschland – aber nicht weniger Diskussionen", sagte der 66-Jährige. "Der Schiedsrichter soll das Spiel leiten. Heute pfeifen sie nur. Sie sind keine Spielleiter mehr."

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In der Premier League würde das besser funktionieren. Die Unparteiischen hätten mehr Eigenverantwortung, während der Videoassistent nur als "Fangnetz für klare Fehlentscheidungen" einschreite. "In England ist klar: Es wird mehr laufen gelassen. Das wird von den Spielern akzeptiert."

Dass es auf der Insel seit vielen Jahren mindestens ebenso viele strittige Entscheidungen, Diskussionen und Kritik an den heimischen Schiedsrichtern gibt, erwähnte Meier hingegen nicht.

Titelfoto: Bildmontage: Tom Weller/dpa, Swen Pförtner/dpa

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