Extremes Gefälle! Frauen erhalten nur 0,9 Prozent der Champions-League-Prämien

Nyon (Schweiz) - Der Gender-Pay-Gap ist in aller Munde. Während er in manchen Branchen und Regionen nicht mehr existiert, ist er in anderen Bereichen umso krasser: zum Beispiel im Fußball. So soll die UEFA nur 0,9 Prozent aller Champions-League-Prämien an die Frauenteams ausschütten. Der Rest geht an die Männer.

Tabea Sellner (28, sitzend) betrauerte das verlorene Champions-League-Finale mit den Wölfinnen gegen Barça.
Tabea Sellner (28, sitzend) betrauerte das verlorene Champions-League-Finale mit den Wölfinnen gegen Barça.  © John THYS / AFP

Schon während der Frauen-WM in Australien und Neuseeland diesen Sommer wurde der sogenannte "Fußball-Pay-Gap" diskutiert.

Die FIFA hatte für die WM die Prämien für die Frauen auf insgesamt 110 Millionen Euro erhöht. Vier Jahre zuvor in Frankreich gab es nur 27 Millionen.

Zum Vergleich: Bei der Männer-WM in Katar im vergangenen Jahr schüttete die FIFA etwa 400 Millionen Euro aus. Aber dafür ist die FIFA verantwortlich. Mit der Champions League hat diese nichts zu tun. Dafür hat die UEFA die Zügel in der Hand.

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Diese genehmigt sich aber ganz andere Quoten bei den geschlechterspezifischen Prämien. Während für alle Männer-Teams in der Saison 2023/24 ein Prämientopf mit 2032 Millionen Euro wartet, müssen sich die Frauenteams mit 18,1 Millionen Euro begnügen.

Die Frauen bekommen also nur 0,9 Prozent aller Prämien ausgezahlt. Die Männer damit über 100-mal mehr als die Frauen.

Mit den Frauen lässt sich weniger einnehmen

Da macht das Siegen Spaß! ManCity's John Stone (29) und Rúben Dias (26) freuen sich nicht nur über den Champions-League-Sieg, sondern auch über einen Geldregen.
Da macht das Siegen Spaß! ManCity's John Stone (29) und Rúben Dias (26) freuen sich nicht nur über den Champions-League-Sieg, sondern auch über einen Geldregen.  © OZAN KOSE / AFP

Natürlich lässt sich hier relativieren, dass die Women-Champions-League aus nur vier Gruppen à vier Teams besteht, während es bei den Männern doppelt so viele Teilnehmer gibt. Trotzdem ist diese Differenz beträchtlich.

Frauen-Mannschaften, die sich für das Viertelfinale qualifizieren, erhalten 160.000 Euro von der UEFA. Männer erhalten allein für das Achtelfinale 64-mal mehr! Für einen Viertelfinaleinzug gibt es sogar 10,6 Millionen Euro pro Klub und damit neunmal so viel wie für den weiblichen Champions-League-Sieger.

Man kommt aus dem Staunen kaum heraus, wie krass dieser Unterschied ist. Freilich muss an dieser Stelle berücksichtigt werden, dass die UEFA mit den beiden Turnieren ganz unterschiedliche TV-Einnahmen generieren kann.

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Damit kämpft auch die FIFA. Die Frauen-WM brachte der FIFA beispielsweise 523 Millionen Euro ein, während das Männer-Turnier in Katar 6,9 Milliarden Euro in die Kassen des Fußballweltverbandes spülte.

In relativen Zahlen erhielten die Frauen von der FIFA daher sogar mehr an Einnahmen als die Männer.

Die UEFA vermarktet ihr Premium-Turnier nach Geschlechtern getrennt

Die meisten Frauenteams haben finanzstarke Männerteams hinter sich stehen: Wie die Champions-League-Siegerinnen vom FC Barcelona.
Die meisten Frauenteams haben finanzstarke Männerteams hinter sich stehen: Wie die Champions-League-Siegerinnen vom FC Barcelona.  © MAURICE VAN STEEN / ANP / AFP

Die Champions League der Frauen erhält in Deutschland meist nur Aufmerksamkeit, wenn es ein deutsches Team ins Finale geschafft hat, während bei den Männern kein deutsches Team beteiligt sein muss, um Gesprächsthema zu sein.

Es ist zurzeit aber nicht erkennbar, dass die UEFA gegen diese Aufmerksamkeitsdifferenz vorgeht. Anders als die FIFA mit ihren Weltmeisterschaften vermarktet der europäische Verband sein Premium-Produkt Champions League nach Geschlechtern getrennt. Das könnte sich ändern.

Das wäre ein erster wichtiger Schritt, um das extreme Gefälle zwischen Männern und Frauen zu korrigieren. Wer die Männer will, muss auch die Frauen vermarkten?

In anderen wirtschaftlichen Organisationen klappt das schließlich auch.

Die Alkoholabteilung eines Supermarktes macht mutmaßlich wesentlich mehr Umsatz als die Backwarenabteilung. Wäre es fair, wenn der Supermarkt die Kollegen bei den Getränken deshalb hundertfach besser bezahlt?

Titelfoto: Bildmontage: OZAN KOSE / AFP, JOHN THYS / AFP

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