Freiburg im Breisgau - An der Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr werden erstmals 48 Nationen teilnehmen, doch das Ende der Fahnenstange scheint noch nicht erreicht. Mittlerweile sind für die WM 2030 sogar 64 Teams im Gespräch. Für Ex-Bundestrainer Joachim Löw (65) ist das eine bedenkliche Entwicklung.
"Ich sehe das vollkommen kritisch aus Sicht eines Trainers", erklärte der 65-Jährige am Mittwochabend am Rande des EL-Spiels des SC Freiburg gegen den FC Basel (2:1) im Interview mit RTL.
"Die Gesundheit oder die Qualität der Spieler steht immer an allererster Stelle. Ich war jetzt auch schon kein Freund einer Klub-Weltmeisterschaft, die über so lange Zeit dauert", führte der Trainer-Held vom deutschen Triumph 2014 in Brasilien seine Kritik aus. "Ich finde das schon auch völlig überzogen."
Bereits im März hatte Uruguays Verbandspräsident Ignacio Alonso (47) im FIFA-Rat den Vorschlag einer weiteren WM-Aufstockung auf 64 Mannschaften eingebracht, am Mittwoch hinterlegte Südamerikas Fußballverband Conmebol den Wunsch bei einem Treffen mit FIFA-Boss Gianni Infantino (55) erneut. Dieser soll die Pläne unterstützen.
Für Löw ist das nicht nachvollziehbar: "48 Mannschaften sind schon insgesamt ein Qualitätsverlust - ohne den Kleineren nahetreten zu wollen. Eine WM oder EM lebt auch von hochklassigen Spielen, das wollen die Leute sehen. Und 64 Mannschaften sind völlig überzogen", erklärte der ehemalige DFB-Coach.
Joachim Löw steht mit seiner Kritik an einer WM-Aufstockung nicht allein da
Ein Turnier mit derart vielen Teilnehmern würde laut Löw dann auch fünf oder sechs Wochen dauern, was im Hinblick auf die ohnehin schon große Belastung der Profis kaum noch tragbar wäre.
"Das macht absolut keinen Sinn", polterte der Ex-Bundestrainer in Richtung des Weltverbands.
Allein ist Löw mit seiner Beurteilung keinesfalls. UEFA-Präsident Aleksander Čeferin (57) wiegelte schon im April ab: "Ich halte das für eine schlechte Idee, sowohl für die WM selbst als auch für unseren Qualifikationswettbewerb."
Selbst Asiens Verbandschef, Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa (59), wies gegenüber der Nachrichtenagentur AFP auf einen möglicherweise gefährlichen Trend hin.
"Dann wird die Tür nicht nur offen für die Erweiterung des Turniers auf 64 Teams sein, sondern jemand könnte kommen und verlangen, die Zahl auf 132 Teams zu erhöhen. Wo würden wir dann landen? Es würde zum Chaos werden", mahnte der 59-Jährige.