Die U23-Regel gilt auch in der Regionalliga Nordost: Zwei Top-Klubs haben Probleme!

Berlin/Cottbus/Jena/Erfurt - Viele Fußballfans kennen die U23-Regel vor allem aus der 3. Liga, doch auch in der Regionalliga Nordost findet sie Anwendung. Das sorgt für Probleme unter einigen Top-Klubs. TAG24 betrachtet die Kadersituation der vier vermeintlich größten Meisterschaftskandidaten mit Blick auf die U23-Regel.

Felix Meyer (21, l.) zählt in seiner dritten Herrensaison, seine dritte beim BFC Dynamo, noch immer unter die U23-Regel.
Felix Meyer (21, l.) zählt in seiner dritten Herrensaison, seine dritte beim BFC Dynamo, noch immer unter die U23-Regel.  © Picture Point / Gabor Krieg

Wenn am 28. Juli die Regionalliga Nordost startet, muss jeder Klub auf den Spielberichtsbogen vier Spieler führen, die am Stichtag die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, kein A-Nationalspieler eines anderen Landes sind und am 1. Juli noch nicht das 23. Lebensjahr vollendet hatten.

Und in der Praxis sind die Regularien der NOFV Spielordnung (§ 20, Punkt 7) eine knifflige Angelegenheit für Trainer und Sportdirektoren. Denn viele sportlich wertvolle Talente haben die Liga verlassen oder sind schlichtweg dem U23-Alter entwachsen. TAG24 zeigt den Planungsstand der vier großen Aufstiegskandidaten.

BFC Dynamo: Acht U23-Spieler minus einen.

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Die Ost-Berliner trotzten am Mittwoch Zweitligist Hansa Rostock in einem Testspiel ein 1:1 ab. In Erlind Zogjani (19), Karim El Abed (19), Felix Meyer (21), Louis Malina (21) und Leonidas Tiliudis (22) kamen fünf Spieler, die die Kriterien der Regel erfüllen, zum Einsatz.

Sie dürften während der Saison vornehmlich die Regel bedienen, mit Paul Hainke (18) und Luca Heinrich (18) weiß man zudem zwei Eigengewächse in der Hinterhand. Ein Wermutstropfen ist der Ausfall von Neuzugang John Liebelt (21), der sich zu Beginn der Vorbereitung einen Kreuzbandriss zuzog und mindestens ein halbes Jahr ausfällt.

Problematischer dürfte es beim BFC werden, jeden Spieltag fünf arrivierten Akteuren zu sagen, dass sie es nicht in den Kader schaffen aufgrund eben jener Regel. Denn von den 19 älteren Spielern, darunter zehn Neue, dürfen maximal 14 ins Aufgebot.

Energie Cottbus hat nur vier U23-Spieler im Aufgebot, davon will in Arnel Kujovic einer gehen

Schleichender Abgang? Arnel Kujovic (21) ist U21-Nationalspieler Montenegros. Bei Energie Cottbus ist die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld so groß, dass er gehen möchte.
Schleichender Abgang? Arnel Kujovic (21) ist U21-Nationalspieler Montenegros. Bei Energie Cottbus ist die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld so groß, dass er gehen möchte.  © PICTURE POINT / S. Sonntag

Energie Cottbus: Vier U23-Spieler plus/minus einen.

Der Meister der Vorsaison hat gehörige Probleme! Infolge der Abgänge zahlreicher Talente wie Jonas Böhmert (19), Edgar Kaizer (19), Niklas Geisler (22, alle FSV Luckenwalde), sowie Tobias Eisenhuth (21, Jahn Regensburg) und Eric Hottmann (offen) wurde das Thema zum Vorbereitungsstart offensichtlich.

Aktuell fallen die Eigengewächse Elias Bethke (20) und Janis Juckel (18), Neuzugang Alexander Prokopenko (21) sowie der U21-Nationalspieler Montenegros Arnel Kujovic (21), TAG24 hakte beim Verein nach, darunter.

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Dabei dürfte es aber nicht bleiben, denn der gebürtige Berliner hat seinen Wechselwunsch hinterlegt. Energie würde das Mittelfeld-Juwel nur gegen Ablöse abgeben und steht nach Aussagen von Trainer Claus-Dieter Wollitz (58) in Verhandlungen mit einem höherklassigen Klub.

Doch die Zeichen deuten darauf hin, dass Karl Pischon (19), der A-Junioren-Torwart der vergangenen Saison, bald einen Vertrag erhalten könnte - am Mittwoch durfte er mit aufs Mannschaftsfoto. Damit hätte Energie selbst bei einem Kujovic-Wechsel die vier erforderlichen Akteure auf dem Papier.

Jedoch: Als Langzeitlösung ist diese schmale Besetzung höchst riskant, zwei weitere U23-Spieler täten gut. Außerdem müsste Keeper Alexander Sebald (26) auf die Tribüne, bei vielen anderen Vereinen der Liga wäre er wohl die Nummer eins.

Derzeit erfüllen sechs Akteure von Carl Zeiss Jena die U23-Regel, bei Rot-Weiß Erfurt sind es zehn

Daniel Krasucki (20, l.) durchlief sechs Jahre das NLZ von RB Leipzig. Ab der neuen Saison wird der Deutsch-Pole das Trikot von Rot-Weiß Erfurt tragen und auch die U23-Regel bedienen.
Daniel Krasucki (20, l.) durchlief sechs Jahre das NLZ von RB Leipzig. Ab der neuen Saison wird der Deutsch-Pole das Trikot von Rot-Weiß Erfurt tragen und auch die U23-Regel bedienen.  © Picture Point / Roger Petzsche

Carl Zeiss Jena: Sieben U23-Spieler minus einen.

Beim besten Rückrundenteam der abgelaufenen Nordost-Saison stellt sich die Situation nur geringfügig besser dar. Von sieben deutschen U23-Spielern fällt in der nominellen Nummer zwei, Alexios Dedidis (22), einer voraussichtlich die komplette Hinrunde mit einem Daumenbruch aus.

Darum dürfte Maximus Backe (19) als Ersatztorhüter im Kader gesetzt sein, genauso wie Neuerwerb Fynn Kleeschätzky (22) und Angreifer Max Grimm (19). Drei der weiteren Kandidaten - Josien Nathaniel (19), Benjamin Zank (18) und Justin Smyla (19) bestreiten ihr erstes Profijahr, brauchen unter Umständen noch Entwicklungszeit.

Nathaniel und Smyla kamen am Mittwochabend im Test gegen Erzgebirge Aue (1:2) zum Beispiel erst relativ spät in die Partie.

Rot-Weiß Erfurt: Zehn U23-Spieler.

Wenig Probleme jeden Spieltag vier Akteure zu nominieren, die nicht nur aus formellen Gründen auf dem Spielberichtsbogen stehen, sollte Rivale Rot-Weiß Erfurt haben. Mit Lukas Schellenberg dürfte - nach dem Abgang Franco Flückigers (32) - ein 22-Jähriger sogar vorerst die neue Nummer eins im Tor sein.

Darüber hinaus holte RWE in Daniel Krasucki (20, einst RB Leipzig) ein großes Talent für zwei Jahre. Ein anderes kommt per Leihe von Borussia Dortmund: Noa-Gabriel Simic (18) spielte schon für die kroatische U19-Nationalmannschaft, besitzt aber auch einen deutschen Pass.

Titelfoto: PICTURE POINT / S. Sonntag

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