Wechsel-Wirbel in der 3. Liga: So kam es zum Bruch mit Energie Cottbus

Cottbus - Diese Meldung hatte es in sich: Energie-Star Maximilian Krauß (28) bricht seine Zelte in Cottbus ab und dribbelt künftig für Hansa Rostock auf. Was sind die Beweggründe für den Abgang des Fanlieblings nach weniger als anderthalb Jahren? TAG24 hat nachgeforscht.

Ikonischer Jubel: Angreifer Maximilian Krauß (28) bejubelt einen seiner vielen, wichtigen Treffer im Energie-Trikot.
Ikonischer Jubel: Angreifer Maximilian Krauß (28) bejubelt einen seiner vielen, wichtigen Treffer im Energie-Trikot.  © Sebastian Räppold/Matthias Koch/dpa

Die Situation ist kompliziert. Die Stimmung: stürmisch. Der Wechsel von Maximilian Krauß an die Ostseeküste schlägt nicht nur in Cottbus hohe Wellen.

Viele Fans (und auch Verantwortliche) bedauern den Abgang des kleinen Turbo-Dribblers, der Energie in der Rückrunde der Vorsaison maßgeblich aus der Regionalliga in den Profifußball ballerte.

Allerdings waren hinter den Kulissen schon länger die Fronten verhärtet. Krauß soll unzufrieden mit seiner Rolle als wiederkehrender Joker gewesen sein. Trainer Wollitz (59) probierte es mit Lobhudelei, bezeichnete seinen Schützling als "den besten Wechselspieler der 3. Liga".

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Doch die absolute Wertschätzung spürte Krauß dem Vernehmen nach nicht, obwohl er in der 3. Liga die beste Saison seiner Karriere hinlegte. Im Gegenteil: Immer wieder zählte Wollitz seinen Schützling direkt oder indirekt an, intern wie auch öffentlich.

Auch das im Winter vorgelegte Vertragsangebot, das laut Wollitz "über den Verhältnissen" der Cottbuser lag, entsprach nicht den Vorstellungen. Zugleich schwang das Gefühl mit: Ihr wollt mich nicht um jeden Preis halten.

Maximilian Krauß und Energie Cottbus können sich nicht auf einen neuen Vertrag einigen

Maximilian Krauß und sein einstiger Förderer Pele Wollitz (59) gehen im Unfrieden auseinander.
Maximilian Krauß und sein einstiger Förderer Pele Wollitz (59) gehen im Unfrieden auseinander.  © Julius Frick/dpa

Die Situation spitzte sich zu, als Energie die Vertragsgespräche im März auf Eis legte, keine Anstalten machte, sie wieder aufzunehmen. Nicht nur Maxi Krauß schaute sich nach Alternativen um.

Und driftete ab diesem Moment immer mehr zum Bankspieler ab, verlor seine Top-Form aus den Herbst- und Wintermonaten. Wollitz kritisiert dagegen, dass sein Spieler in den Sprints nicht mehr an das Maximum ging.

Ende April kam es zu einem erneuten Vorstoß von der Krauß-Seite. Laut Krauß-Berater Danny Bachmann soll der "Wunsch" im Wesentlichen dem Angebot von Energie entsprochen haben: bis auf die Höhe des Grundgehalts.

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Bachmann spricht von einem branchenüblichen Unterschied von 25 Prozent. Der Verein dementiert die Zahl und gab der Krauß-Seite zu verstehen, das nicht zahlen und bis Saisonende warten zu wollen.

Zu lange für den Geschmack des Spielers, der ein befristetes Angebot aus Rostock vorliegen hatte, wahrscheinlich das mit Abstand beste seiner Karriere.

Problem oder unglücklicher Zufall: das direkte Duell am 37. Spieltag gegen Hansa. Noch können beide aufsteigen. Krauß unterschrieb dennoch vor dem richtungsweisenden Spiel beim Konkurrenten.

Wollitz findet die Entscheidung von Krauß "legitim", das Verhalten und den Zeitpunkt aber "respektlos"

Vor einem Jahr trugen viele Fans den Stürmer nach dem Aufstieg auf Händen. Jetzt fühlen sich einige Anhänger von Krauß verschaukelt.
Vor einem Jahr trugen viele Fans den Stürmer nach dem Aufstieg auf Händen. Jetzt fühlen sich einige Anhänger von Krauß verschaukelt.  © Soeren Stache/dpa

Das Tischtuch war spätestens da zerschnitten. Wollitz bezeichnete den Wechselwunsch als "legitim", die Unterschrift seines Spielers kurz vor dem Derby allerdings als "respektlos" - und stellte Krauß am Mittwoch vor der wöchentlichen Videoanalyse frei.

Im Ostderby gegen Hansa und auch gegen Ingolstadt wird die Sturm-Rakete keine Rolle spielen und seine Zelte nach gut 15 Monaten, 56 Pflichtspielen, 17 Treffern und dem Aufstieg in die 3. Liga abbrechen.

Nicht alle können den Wechsel zu diesem Zeitpunkt verstehen. Einige werfen Krauß vor, er habe sich in der Schlussphase gegen Mannheim sogar vorsätzlich Gelb-Rot einhandeln wollen, um dem Gewissenskonflikt aus dem Weg zu gehen. Krauß kam mit Gelb davon.

Der einstige Fanliebling hat vorsichtshalber seinen Instagram-Account deaktiviert. Einen geräuschloseren Abschied des lange gefeierten Aufstiegshelden hätten sich wohl alle Seiten gewünscht.

Titelfoto: Julius Frick/dpa

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