Kuriosum! Regionalligist verkündet Trainerabschied gut versteckt

Berlin - Ein Berliner Regionalligist hat den Abschied seines Trainers zum Saisonende bekannt gegeben. Doch Art und Weise sind ungewöhnlich: Denn dieses nicht unwesentliche Detail befindet sich in einem Lagebericht, der einer Generalabrechnung gleicht.

Seine Zeit läuft ab: BAK-Trainer Volkan Uluc (53) zieht am Saisonende Konsequenzen aus den jüngsten Arbeitsverweigerungen seiner Mannschaft.
Seine Zeit läuft ab: BAK-Trainer Volkan Uluc (53) zieht am Saisonende Konsequenzen aus den jüngsten Arbeitsverweigerungen seiner Mannschaft.  © Picture Point / Roger Petzsche

Volkan Uluc (53) hat als Trainer viel erlebt. Seit 1999 ist er Cheftrainer, stand bei 15 Vereinen im Herrenbereich an der Linie. Aktuell ist er zum dritten Mal Trainer des Berliner AK.

Die Moabiter legten seit November 2022 einen beispiellosen Sinkflug hin, rutschten vom Platz an der Sonne bis auf Platz 12 der Regionalliga Nordost (vor dem 32. Spieltag) ab. Dies machte vor Trainer Benjamin Duda (34) keinen Halt, der Ende März seinen Hut nehmen musste.

Es kam eben Volkan Uluc, dessen Mission klar definiert war: den Klassenerhalt mit dem schlingernden Team schaffen. Und siehe da: Nach einer Auftaktniederlage gegen Chemie Leipzig (1:2) brachte der Deutsch-Türke die Truppe wieder auf Kurs, holte in den folgenden vier Partien zehn Zähler, womit praktisch der Klassenerhalt sichergestellt war.

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Was danach folgte, war ein Spannungsabfall sondergleichen. 0:3 beim Chemnitzer FC, eine 1:8-"Beerdigung" (O-Ton Uluc) zu Hause gegen Carl Zeiss Jena, 0:1 bei Lok Leipzig, zuletzt 0:5 zu Hause gegen die U23 von Hertha BSC Berlin.

Das tat weh und hinterließ bei Uluc, der das Amt dem Verein zuliebe in einer prekären Situation übernommen hatte, Spuren. Nach der jüngsten Packung meinte der Coach am TV-Mikrofon: "Das ist alles irgendwo nicht mehr konkurrenzfähig. Du bist da im Moment auf der Intensivstation."

Regionalliga Nordost: Volkan Uluc, Trainer des Berliner AK, sprach von einer "Beerdigung" des Teams

Die Kommunikation und Ziele von Mannschaft, Trainer und Verein stimmen seit längerer Zeit nicht mehr überein.
Die Kommunikation und Ziele von Mannschaft, Trainer und Verein stimmen seit längerer Zeit nicht mehr überein.  © Picture Point / Roger Petzsche

Doch damit nicht genug: Zwei Tage später folgte auf der Website des Berliner AKs ein Lagebericht mit dem unverblümten Titel "Lustloser Auftritt". Es glich einer Generalabrechnung mit dem Kader: "Auf der BAK-Seite scheint es kaum noch Spieler mit Ambitionen zu geben."

Oder um es mit den Worten Ulucs auszudrücken: "Ich hoffe, dass der Verein die richtigen Schlüsse aus der Saison zieht." Er persönlich zog diese schneller als gedacht und kündigte vereinsintern seien Abschied nach Ablauf der Spielzeit an, will man dem Bericht Glauben schenken, in dem es heißt:

"Trainiert wird dieses dann leider nicht mehr von Volkan Uluc, der sichtlich resigniert über das Auftreten der Mannschaft seinen Rückzug bekannt gab. Unser Dank für den zwischenzeitlich sichergestellten Klassenerhalt ist ihm aber gewiss."

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Spannend ist in dem Zusammenhang die Form der Mitteilung. Den Abgang des Trainers - in einer Mischung aus Spielbericht und öffentlicher Abrechnung mit dem Team - als Nebenbemerkung zu vermelden, ist schon außergewöhnlich und alles andere als stilvoll.

Auch medial blieb dieser Schritt mehrere Tage scheinbar vollkommen unbemerkt. Denn weder die Überschrift des Berichts deutete darauf hin, noch gab es einen separaten Beitrag auf der Homepage oder Social Media. Als Außenstehender kann man durchaus den Eindruck gewinnen, als sollte das Thema möglichst kleingehalten werden.

Wie dem auch sei: Ein Neuaufbau des Teams auf und außerhalb des Platzes scheint für die jeher ambitionierten Berliner in der immer anspruchsvoller werdenden Regionalliga Nordost alternativlos.

Titelfoto: Picture Point / Roger Petzsche

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