Frust bei Union Berlin: Kein Handschlag, Bonucci sauer, dritte Pleite in der Königsklasse

Berlin - Der Frust sitzt tief: Nach der neuerlichen Niederlage (0:1) von Union Berlin in der Champions League - es ist wettbewerbsübergreifend die neunte Pleite in Folge - ist die Stimmungslage angespannt.

Ein Bild, das mehr als 1000 Worte sagt: Ein völlig ausgepumpter und enttäuschter Robin Gosens (29) liegt nach Abpfiff auf dem Rasen.
Ein Bild, das mehr als 1000 Worte sagt: Ein völlig ausgepumpter und enttäuschter Robin Gosens (29) liegt nach Abpfiff auf dem Rasen.  © Andreas Gora/dpa

Das zeigte besonders eine Szene in der Partie vom Dienstagabend. In der 70. Minute wurde David Datro Fofana (20) ausgewechselt und war damit anscheinend ganz und gar nicht einverstanden.

Urs Fischer (57) erwartete seinen Schützling an der Seitenlinie, um ihm für seine gute Leistung zu danken, doch die Leihgabe vom FC Chelsea verweigerte dem Schweizer den Handschlag - nicht gerade die feine englische Art!

Fischer war daher sichtlich erzürnt und versuchte den Ivorer sogar noch aufzuhalten und zur Rede zu stellen, doch der lief einfach wortlos in Richtung Bank weiter und würdigte seinen Coach keines Blickes.

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Manager Oliver Ruhnert (51) setzte sich neben den zutiefst enttäuschten jungen Kicker und machte ihm wohl in aller Ruhe klar, dass das ein ungebührliches Verhalten sei und eine Entschuldigung beim Trainer erfordere.

Der 20-Jährige saß auch lange nach Schlusspfiff noch allein auf der Bank, während sich seine Mitspieler bei den wieder einmal tollen Fans bedankten, die Kapuze seiner Regenjacke tief ins Gesicht gezogen und selbiges in seinen Händen vergraben. Es war wohl eine Mischung aus Enttäuschung und dem Wissen, einen großen Fehler gemacht zu haben.

David Datro Fofana entschuldigt sich für verweigerten Handschlag mit Urs Fischer

David Datro Fofana (20) hat Urs Fischer nach seiner Auswechslung am Dienstagabend den Handschlag verweigert.
David Datro Fofana (20) hat Urs Fischer nach seiner Auswechslung am Dienstagabend den Handschlag verweigert.  © Swen Pförtner/dpa

Immerhin ließ die Entschuldigung nicht lange auf sich warten. "Nach meinem Verhalten bei meiner Auswechslung möchte ich mich beim Klub, dem Trainer, meinen Teamkollegen und den Fans entschuldigen", teilte der Stürmer auf Englisch bei Instagram mit.

Diese Geste sei nicht beabsichtigt gewesen und spiegele in keiner Weise seine Einstellung wider. Das Ganze sei aufgrund seiner Frustration geschehen, weil er der Mannschaft weiter dabei helfen wollte, ein positives Ergebnis zu erzielen.

Auch Christopher Trimmel (36) wollte den Vorfall nicht zu hoch hängen, denn solche Situationen kämen immer wieder im Fußball vor. "Wichtig ist nur, wie er drauf reagiert. Ob er sich entschuldigt oder nicht", erklärte der Union-Kapitän nach Spielschluss.

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Doch Fischer droht auch von anderer Seite Ungemach, denn er ließ seinen neuen Star-Verteidiger Leonardo Bonucci (36) nach der 0:3-Heimpleite gegen den VfB Stuttgart auch in der Königsklasse 90 Minuten auf der Reservebank schmoren, gab erneut seinem genesenen Abwehrchef Robin Knoche (31) den Vorzug.

Aus diesem Grund wolle der Italiener am heutigen Mittwoch auch das Gespräch mit seinem Trainer suchen, wie Transfer-Guru Fabrizio Romano (30) bereits während der Begegnung im ausverkauften Olympiastadion bei X, vormals Twitter, verlauten ließ.

Leonardo Bonucci frustriert über seine Situation bei Union Berlin

Leonardo Bonucci (36) musste zum zweiten Mal nacheinander für 90 Minuten auf der Bank Platz nehmen und ist mit seiner Situation bei Union Berlin unzufrieden.
Leonardo Bonucci (36) musste zum zweiten Mal nacheinander für 90 Minuten auf der Bank Platz nehmen und ist mit seiner Situation bei Union Berlin unzufrieden.  © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Sein Übungsleiter reagierte nach Abpfiff erstaunt über die Neuigkeit. "Ich kann sagen, dass ich die Woche mit Leo gesprochen habe. Darum überrascht mich das ein bisschen", so der 57-Jährige. Natürlich sei der Innenverteidiger mit seiner Reservistenrolle unzufrieden, "ich hoffe, dass alle meine Spieler unbedingt spielen wollen", ergänzte Fischer.

Bisher hieß es immer Knoche oder Bonucci, warum nicht mal beide zusammen ausprobieren? Eine mögliche Verletzung von Danilho Doekhi (25) - der Niederländer verließ nach 79 Minuten auf einen Betreuer gestützt das Spielfeld - könnte diese Maßnahme am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei Werder Bremen sogar erforderlich machen.

Und was war jetzt eigentlich mit dem Spiel selbst? Da zeigten die Unioner vor erneut mehr als 70.000 frenetischen Fans eigentlich eine ansprechende Leistung.

Der später frustrierte Fofana stand beim vermeintlichen 1:0 durch Janik Haberer (29) im Abseits und scheiterte in der ersten Halbzeit selbst mit einem Rechtsschuss an Neapels Schlussmann Alex Meret (26).

Giacomo Raspadori (23, r.) jubelt gemeinsam mit SSC-Kapitän Giovanni di Lorenzo (30) über seinen am Ende entscheidenden Treffer für Neapel.
Giacomo Raspadori (23, r.) jubelt gemeinsam mit SSC-Kapitän Giovanni di Lorenzo (30) über seinen am Ende entscheidenden Treffer für Neapel.  © Andreas Gora/dpa

Dritte bittere Champions-League-Schlappe für Union Berlin: Neapel nutzt eiskalt einzige Torchance

Union-Coach Urs Fischer (57) hat seiner Mannschaft trotz der Niederlage ein "tolles Spiel" attestiert.
Union-Coach Urs Fischer (57) hat seiner Mannschaft trotz der Niederlage ein "tolles Spiel" attestiert.  © Andreas Gora/dpa

Die Hausherren erspielten sich zwar nur wenige Torchancen, standen aber endlich wieder kompakt und ließen eigentlich nur einen einzigen Torschuss der Gäste zu - der zappelte dann in der 65. Minute allerdings auch gleich im Netz.

Die Neapolitaner taten sich in Abwesenheit ihres Star-Stürmers Victor Osimhen (24) schwer, Gefahr im Strafraum der Unioner heraufzubeschwören. Es bedurfte eines Geniestreichs von Khvicha Kvaratskhelia (22), der den Gelb-vorbelasteten Trimmel an der Grundlinie stehen ließ und die Kugel maßgeschneidert für Giacomo Raspadori (23) zurücklegte, der Frederik Rönnow (31) mit seinem Linksschuss aus fünf Metern keine Chance ließ.

Symptomatisch: Ein gut getimter Kopfball von Knoche strich in der 80. Minute denkbar knapp am linken Pfosten des SSC-Gehäuses vorbei - in den vorherigen Spielzeiten wäre das wohl sehr wahrscheinlich der Ausgleich gewesen.

Momentan ist aber einfach der Wurm drin und so mussten die Eisernen ihre dritte äußerst bittere Champions-League-Pleite hinnehmen, obwohl in allen drei Duellen ein Punktgewinn möglich gewesen wäre.

"Machst wirklich ein tolles Spiel, würde ich sagen, in der Situation, wo wir uns befinden, wendest unheimlich viel auf, machst es wirklich über 90 Minuten eigentlich perfekt. Ein Schuss aufs Tor, und es steht 1:0 und Du stehst wieder mit leeren Händen da", fasste Urs Fischer ein wenig ratlos den Spielverlauf am DAZN-Mikrofon zusammen.

Titelfoto: Swen Pförtner/dpa, Sebastian Christoph Gollnow/dpa, Andreas Gora/dpa (Bildmontage)

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