Union-Berlin-Blog: Ach du dickes Ei…

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.
Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

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1. FC Union Berlin Union Berlin verliert nächstes Eigengewächs: U19-Kapitän wechselt zu Zweitligist

Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

7. Mai: Ach du dickes Ei…

Schmerzhafte Niederlage für Benedict Hollerbach.
Schmerzhafte Niederlage für Benedict Hollerbach.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Nicht genug damit, dass wir Bochum nicht mehr schlagen konnten, jetzt bekommen wir auch noch Schlagzeilen mit einem erneuten Trainer-Wechsel. Aus Fan-Sicht ist das alles schwere Kost. Ok, war es ja auch schon das Spiel. Ich dachte wirklich, wir drehen das Ding noch. Aber mit dem 4.Tor haben die Bochumer uns den Stecker gezogen. Obwohl mich die zweite Halbzeit dann doch wieder optimistisch stimmte. Es wurde wieder gekämpft. Und vor allem, es wurden 3 Tore geschossen.

Ich gehe mal nicht davon aus, dass Mainz am Wochenende gegen Dortmund Punkte holt. Trotzdem müssen wir in Köln punkten. Möglichst sogar drei Stück mit nach Hause nehmen. Und das vorweg, natürlich ist das möglich. Wir werden wieder mit einer Dreier-Kette antreten, Khedira und Vogt wieder auflaufen und wenn wir klug agieren, dann beachten wir, wer in der zweiten Halbzeit "Zug" in unser Spiel nach vorn brachte.

Musste unser Präsidium so handeln und einen Trainer-Tausch vornehmen? Nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe und die bekannt gewordenen Fakten betrachtet habe, komme ich zu dem Schluss: "ja".

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1. FC Union Berlin Grote soll Union retten: Kommt die Notbremse zu spät?

Ohne Nenad zu nahe zu treten, es lief zuletzt einfach zu viel schief. Ob das alles Fehler waren oder einfach nur Pech sei dahingestellt. Keiner will sich vorwerfen lassen, trotz neuer Erkenntnisse (das Bochum-Spiel) und klar sichtbarer Punkte-Defizite – nicht gehandelt zu haben, wo es notwendig war.

Auch das macht ein gutes Unternehmen aus und nichts anderes sind wir, ein Fußball-Unternehmen mit 200 Millionen Euro Umsatz und 300 Angestellten. Dazu noch 60.000 eingetragenen Mitgliedern. Und wahrscheinlich weiteren Sympathisanten in sechsstelligen Zähler-Bereich. Alle diese Menschen wollen den 1.FC Union in der Bundesliga sehen. Ich möchte mit der Verantwortungs-Bürde von Dirk Zingler nicht tauschen wollen und bin heilfroh, dass er diesen Job für uns alle – so souverän macht. Und das mehr als 20 Jahre am Stück.

An Nenad sei gesagt, Danke für Dein Engagement, Deine Emotion und Deinen Einsatz. Nein, Du hattest auch kein Glück bei uns gehabt. Wären die zwei "Holz-Treffer" von Volland reingegangen, so hätte wir die Historie wahrscheinlich neu schreiben müssen. Nun ist es so gekommen.

Und unsere Köln-Aufgabe? Die Rheinländer werden sich kaum freiwillig ergeben. Wir werden sie zur Punkte-Abgabe zwingen müssen. Mit Einstellung, Disziplin und Kämpferherz. Bochum hat es uns vorgemacht, wie man auswärts auftritt. Und ob nun Hinz oder Kunz spielt – ist am Ende gar nicht Kriegsentscheidend. Wir haben 18,19 Spieler annähernd auf gleichem Niveau. Und das meine ich positiv.

Ginge es allein nach der nominellen Qualität des gesamten Kaders, so ständen wir im gesicherten Mittelfeld der Bundesliga mit Blick nach oben. Geht’s aber nicht. Fußball ist Gott sei Dank so vielschichtig, dass eben "Kleine" auch mal ganz groß aufspielen und "Gute" eben auch versagen. Auf nach Köln und alles für 3 Punkte im Rheinland. Eisern

6. Mai: Eine gute Viertelstunde gegen fünf schlechte Viertelstunden reicht nicht!

Nach der Niederlage gegen Bochum ist den Spielern von Union Berlin die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
Nach der Niederlage gegen Bochum ist den Spielern von Union Berlin die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Eigentlich fällt mir, offen gestanden, zu unserer Mannschaft im Moment nicht mehr viel ein. Fragezeichen, Flüche, Schulterzucken, Frust. Aber so geht's ja auch nicht, also: Was, zur verdammten Abstiegshölle, ist das denn?

An eine dermaßen grottige erste Hälfte, gegen einen Abstiegskonkurrenten, der zudem die schwächste Auswärtsmannschaft stellt, kann ich mich kaum erinnern - denn da stimmt bei uns nichts.

Vorne absolut harmlos und hinten böse unsortiert, drei Tore gefressen (und keine Sonntagsschüsse, Konter, unberechtigte Elfmeter oder unglückliche Eigentore), kaum einen Zweikampf gewonnen (und sich nicht eine Gelbe Karte abgeholt!), lethargisch, Fehlpässe en masse, taktisch schlecht, schwache Standards - wie man mit so einer Einstellung in eine derart wichtige Begegnung gehen kann, ist mir absolut schleierhaft, zumal der Gegner uns vormacht, wie man auftreten muss, wenn man den Abstieg vermeiden will.

Bjelica hätte nach dem zweiten, spätestens aber nach dem dritten Gegentor reagieren müssen und sofort die Wechsel vornehmen sollen, die dann nach der Pause stattfinden - allein schon, um ein klares Zeichen zu geben und um seine offenbar falsche Startaufstellung zu korrigieren.

Auch nach der Pause wird es zunächst kaum besser, bis Vertessen nach einer knappen Stunde schön aus über zwanzig Meter ins lange Eck trifft (der erste echte Torschuss, denn Leites Kopfball nach 34 Minuten fängt Riemann mit der Mütze), eine Viertelstunde später haben wir gar insgesamt drei Tore gemacht, durch Bedia (ja, genau der Bedia) und Hollerbach - dummerweise aber dazwischen die Bochumer zu einem weiteren, leichten Tor eingeladen.

Trotzdem bleiben noch gut zwanzig Minuten inklusive Nachspielzeit, um den Ausgleich zu machen, aber dazu gelingt letztlich zu wenig, zu ungenau, zu hektisch sind unsere Aktionen, zu wenig Druck und Wucht wird aufgebaut, Bochum kann sich wieder befreien und bringt den Sieg knapp, aber verdient über die Ziellinie.

Ja, vielleicht kann so ein Spiel auch mal passieren, aber der letzte Sieg ist mittlerweile sieben Wochen her, wenn wir nicht wenigstens den VfL Bochum zu Hause im Griff haben, wen denn dann? Zwischenzeitlich schienen wir uns gefangen zu haben, aber die Talfahrt seit Mitte März ist beängstigend und nicht etwa das Resultat einer langen Verletztenliste oder ständigen Pechs - wir spielen einfach extrem sparsamen Fussball.

Die Punktausbeute in Form von zwei Zählern (beides torlose Auswärtsunentschieden) aus den letzten sechs Spielen (von theoretisch möglichen achtzehn) ist mit Abstand die dünnste der Liga - und das alles mit der teuersten und, zumindest den Namen nach, prominentesten Union-Mannschaft aller Zeiten. Und ständig beteuern alle, dass sie nun wüssten, was die Glocke geschlagen hat, wie ein fauler Schüler, der kurz vorm Sitzenbleiben steht - und dann kommt das Diktat und wieder mit x Fehlern und sogar der eigene Name falsch geschrieben.

Und Nenad Bjelica macht einen hilflosen und überforderten Eindruck, ändert ständig die Aufstellung und nichts kommt dabei heraus, auch hat er die technischen und taktischen Defizite nicht abbauen können. Natürlich müssen es letztlich die Spieler auf dem Platz richten, aber der Trainer steht nun mal ebenso in der Pflicht, sich für die bestehenden, unübersehbaren Probleme was einfallen zu lassen und aus den Jungs wenigstens Normalform rauszukitzeln.

Keine leichte Aufgabe, sicher nicht, trotzdem wüsste ich gern, was unsere Verantwortlichen in Bjelica gesehen haben: den gewieften Taktiker, den großen Motivator, den Bessermacher? Das alles scheint er nur bedingt zu sein, denn so richtig haben wir uns nie freigeschwommen, wirklich überzeugend war nur der erste Sieg gegen Gladbach, ansonsten ist es doch viel Gegurke.

Weil Mainz in Heidenheim glücklicherweise über ein Unentschieden nicht hinauskommt, haben wir immer noch alles in der eigenen Hand, aber seit gestern wüsste ich jetzt nicht mehr so recht, wie das Wunder aussehen soll, wie wir die sechs (oder doch mindestens vier Punkte) holen wollen - zu ernüchternd sind die Leistungen der letzten Wochen. Das Ausbleiben echter Lichtblicke und das Spiel gegen Bochum ist da, im wahrsten Sinne des Wortes, der traurige Gipfel.

Darüber kann auch die furiose Viertelstunde nicht hinwegtäuschen, die drei Tore, eine Seltenheit bei uns, sind am Ende leider nur Makulatur, weil die restlichen fünf Viertelstunden einfach schlecht bis sehr schlecht sind - so besteht man gegen niemanden nirgendwo.

1. Mai: Volle Konzentration auf Bochum

Im Abstiegskracher gegen den VfL Bochum zählt für Union Berlin nur ein Sieg.
Im Abstiegskracher gegen den VfL Bochum zählt für Union Berlin nur ein Sieg.  © David Inderlied/dpa

Icke: Sonntag schlägt die Stunde der Wahrheit. Um 15.30 Uhr spielen wir gegen Bochum. Gewinnen wir, sind wir wahrscheinlich durch. Weil wohl Mainz in Heidenheim auch keine wirklich leichte Aufgabe hat. Am vorletzten Spieltag spielen wir in Köln, wo wir sehr oft ganz gut aussahen und Mainz hat Dortmund zu Gast. Auch kein Fallobst.

Und der letzte Spieltag sieht ein Heimspiel für uns gegen Freiburg vor, während Mainz in Wolfsburg antreten muss. Bochum tritt am letzten Spieltag in Bremen an und nach dem Spiel gegen uns empfangen sie Leverkusen. Alles ist in dieser engen Konstellation möglich und soll noch einmal aufzeigen, dass das Spiel gegen Bochum richtungsweisend wird.

Unser Trainer wird aus Sicherheitsgründen seinen "Stiefel" weiter so durchziehen, wie er es bis jetzt machte. Experimente wie eine Viererkette in der Abwehr gingen bislang schief. Es erscheint richtig, obwohl man sich schon einmal fragen darf, warum der Winter-Millionen-Einkauf Bedia weiterhin völlig außen vor ist.

Prinzipiell aber geht vielen bei Union der Berliner "Blätterwald" gehörig auf die Nerven. Die Gazetten überbieten sich gegenseitig im Trainer-Mobbing. Sie berichten über das nahende Ende von Bjelica bei Union. Und selbst, wenn es stimmen sollte, was die Herren der schreibenden Zunft dort selbst nicht genau wissen, gehört sich das schlichtweg nicht. Was auch der Trainer im so wichtigen Abstiegskampf braucht, ist Vertrauen. Er tut was er kann. Natürlich gelingt nicht alles. Aber wir vergessen, er übernahm den "sieglosen Trümmerhaufen" und führte ihn zumindest in eine Perspektive. Die haben wir jetzt und können den Abstieg aus eigener Kraft verhindern. Das war im Januar noch nicht der Fall.

Und viele vergessen, er musste den Kader so übernehmen, wie er war. Mit Becker, Behrens und Fofana haben wir selbst noch im Januar unfassbare Qualität für lächerliche 5 Millionen (Becker 3, Behrens 2, Fofana 0) abgegeben. Kann man machen, aber dann muss man adäquaten Ersatz holen. Das haben wir nicht gemacht. Vertessen ist ein linker Außenstürmer, der so gar nicht in unser System passt und Bedia, als Mittelstürmer geholt, spielt gar nicht. Und da bemängeln einige "Fachleute", unter Bjelica gab es keine spielerische Entwicklung. Ja zum Wahnsinn, wie denn auch, wenn er keine bundesligatauglichen Stürmer hat? Zumindest hat es Bjelica geschafft, unsere Abwehr zu stabilisieren. Rönnow hat sich dabei parallel zu einem der besten Keeper in der 1. Liga entwickelt. Wenn wir jetzt noch die nötigen Punkte holen, um nicht abzusteigen, ist es das Höchste, was man erwarten durfte. Alles andere ist Wunschdenken und Fantasterei.

Ob es dabei gut ist, dass sich Gosens, Doekhi und Leite schon mal nebenbei mit neuen Klubs beschäftigen, darf bezweifelt werden. Andererseits spielen die drei Spieler wohl allein 35-40 Millionen Euro in die Union-Kasse. Das macht einen Umbruch des Kaders - der wohl im Sommer erfolgen wird - sehr viel einfacher. Stöger und Kevin Schlotterback werden wohl die ersten Neuzugänge sein, die nach einem erfolgreichen Klassenerhalt bekannt gegeben werden. Beide verkörpern wieder das "alte Union" - solide, gut und bezahlbar.

Und jetzt lassen wir alles andere sein und konzentrieren uns auf drei Punkte gegen Bochum. "Wir schaffen das", ist leider negativ besetzt, deshalb sagen wir "Dit kriegn wa hin". Eisern!

29. April: Pech gehabt, Glück gehabt: Der 30. Punkt

So richtig zufrieden sind die Unioner nach dem Remis gegen Borussia Mönchengladbach nicht.
So richtig zufrieden sind die Unioner nach dem Remis gegen Borussia Mönchengladbach nicht.  © Federico Gambarini/dpa

Unionfux: Ich gebe schon zu, dass ich am Ende irgendwie erleichtert war - es gibt ja die alte Drohung, dass, wenn man vorne seine Chancen nicht nutzt, hinten unweigerlich noch einen kassiert.

Und in der Nachspielzeit der Nachspielzeit ist es tatsächlich fast soweit: die letzte Ecke des Spiels köpft der ehemalige Unioner Marvin Friedrich aufs Tor, doch Frederik Rönnow zeigt einmal mehr sein hervorragendes Stellungsspiel, auch der Abpraller wird nicht genutzt - und dann ist Schluss.

Da ist der dreißigste Punkt endlich - und doch hätten es zwei mehr sein können, wenn nicht müssen. Während beim Lattenknaller von Volland in der ersten Hälfte noch Pech dabei ist, kann er die zweite Chance nach einer Stunde, als er den zu kurzen Rückpass von Elvedi auf Nicolas klug erkennt, aufs leere Tor schon mal machen, auch wenn der Winkel nicht so einfach ist.

Doch der eingewechselte Schäfer muss in der 73. Minute die Flanke von Tousart am langen Pfosten einschieben, ohne Wenn und Aber. Spätestens jetzt ist klar: auch nach sechs Wochen gibt es kein Uniontor, von Vertessens Ehrentreffer gegen die Bayern mal abgesehen, wir bleiben uns dahingehend traurigerweise treu.

Und so muss man am Ende zufrieden sein, dass wir weitgehend sicher hinten stehen, außerdem Mönchengladbach ebenso unfähig ist, die wenigen sich bietenden Chancen zu nutzen, so dass der schwierige April so wenigstens noch einen Punkt rausrückt, eben den dreißigsten, am einunddreißigsten Spieltag. Kein so schlechtes Spiel unsererseits, Mindestziel erreicht, auch wenn man weit entfernt von großem Jubel ist.

Die Lage hat sich weder vereinfacht noch übermäßig verkompliziert. Auch wenn die anderen Ergebnisse nicht so wirklich zu unseren Gunsten ausfielen, das Unentschieden zwischen Mainz und Köln war schon gut für uns. Und es bleibt ohnehin dabei: wir haben alles in der eigenen Hand.

Bochum, die schwächste Auswärtsmannschaft der Liga, müssen wir zu Hause schlagen, aus Köln, der zweitschlechtesten Heimmannschaft, was mitnehmen und Freiburg schlagen, am letzten Spieltag, den wir in allen Bundesligaspielzeiten vorher für uns entscheiden konnten.

Vierzig Punkte werden es ohnehin nicht mehr (und was haben alle über dieses bescheidene Saisonziel gelächelt …), aber mindestens fünfunddreißig, eher siebenunddreißig sollten es schon sein. Ich gebe zu, dazu muss unser Angriff unbedingt und endlich aus dem gewaltigen Knick kommen, doch am Sonntag war schon eine Art Aufwärtstrend zu beobachten inklusive der so oft geforderten Abschlüsse aus der zweiten Reihe.

Festzuhalten ist: wir haben nicht verloren, denn sonst wäre ich buchstäblich vor Wut geplatzt. Die ganz große Sauerei blieb uns also erspart, zum Glück.

24. April: Der siebte Sieg soll gegen BMG her!

Gegen Borussia Mönchengladbach hoffen die Fans von Union Berlin auf drei Punkte.
Gegen Borussia Mönchengladbach hoffen die Fans von Union Berlin auf drei Punkte.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Nun gilt es, am Sonntag um 15.30 Uhr in Gladbach etwas Zählbares zu holen. Bayern ist erledigt. Und wir schauen nach vorn. Und so schlecht sieht unsere Bilanz dort gar nicht aus.

Von insgesamt neun Bundesligaspielen gegen BMG haben die Gladbacher gerade mal ein Spiel gewonnen. Wir dagegen waren sechs Mal der Sieger. Zwei Unentschieden ergänzen diese Statistik.

Man nennt das Lieblingsgegner. Dorthin also mit breiter Brust und Hoffnung auf Punkte zu fahren, macht absolut Sinn. Jeder denkt, Gladbach ist durch und sicher. Nee nee, die haben auch nur zwei Punkte mehr auf dem Konto. Ergo könnten wir BMG bei einem Sieg schon einmal hinter uns lassen.

Interessant wird es sein, zu sehen, was sich Unions Trainer Bjelica einfallen lässt. Die Viererkette, wie kurz beim Bayernspiel versucht, wird er im Abstiegskampf nicht mehr wählen. Ganz sicher!

Alle hoffen, dass Khedira wieder spielen kann. Der Sechser ist für uns enorm wichtig. Schäfer wird wohl neben Khedira (oder Tousart) mehr defensiv spielen und auf die Acht rücken. Für Volland wird wahrscheinlich ein schneller Spieler wie Vertessen reinkommen. Dann bleibt nur noch die Frage, wer spielt rechts? Trimmel oder Juranovic? Die Frage auf der linken Außenbahn regelt sich von allein, weil Roussillon immer noch verletzt ist.

Das würde dann folgende Startelf ergeben: Rönnow – Doekhi, Vogt, Leite – Trimmel (Juranovic), Khedira (Tousart), Schäfer, Gosens – Aaronson – Hollerbach, Vertessen.

Gladbach hatte letztes Wochenende in der Nachspielzeit in Hoppenheim 3:4 verloren. Zugegeben sehr unglücklich und sehr spät. Hack erzielte dabei drei Treffer. Auf ihn müssen wir schon ein Auge haben. Honorat und Kone, die zwei besten Gladbacher Mittelfeldspieler und Säulen der Mannschaft, fehlten bei der Betriebssportgemeinschaft aus Hoppenheim. Sie sollen wohl gegen uns wieder im Kader stehen. Es ist gut möglich, dass wenigstens einer der beiden Spieler aufläuft.

Umso mehr gilt es, wachsam zu agieren. Unser Leihspieler Jordan ist verletzt und wird nicht spielen. Dafür aber Ex-Unioner Friedrich, der sich zuletzt einen Stammplatz gesichert hat. Ein kleines Fragezeichen steht auch noch hinter Stammkeeper Omlin. Der Schweizer Nationalkeeper hat Oberschenkelprobleme. Er wurde aber letzte Woche ganz hervorragend von Nicolas vertreten. Der spielte in unserer ersten Bundesligasaison - 2019/2020 als dritter Torwart bei Union.

Volle Konzentration nur auf das Spiel und eisernes Daumen drücken … auf drei Punkte und ein gutes und überzeugendes Spiel! Gewinnen wir es, so sind wir viele Sorgen los …

23. April: Nu macht aber mal n' Punkt!

Gegen konzentrierte Bayern war für die Eisernen nichts zu holen, jetzt gilt es, im Abstiegskampf gegen die direkte Konkurrenz zu punkten.
Gegen konzentrierte Bayern war für die Eisernen nichts zu holen, jetzt gilt es, im Abstiegskampf gegen die direkte Konkurrenz zu punkten.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Auch, wenn wir nur haarscharf an der höchsten Heimniederlage in der Bundesliga vorbeigeschrammt sind - gegen die Bayern kann man immer noch verlieren und leider auch in dieser Höhe, denn im Grunde können die sich nur selbst schlagen und den Gefallen haben sie uns nicht getan.

Dass die drei Gegentore in der zweiten Hälfte aussehen wie im verdammten Training tut natürlich weh, sind aber im Wesentlichen nebensächlich, denn sie waren Resultat von zwanzig schwachen Minuten. Im Grunde war die Messe schon nach Müllers technisch gekonntem Treffer, den sich unsere Stürmer gern in Dauerschleife ansehen können, gelesen, da werden dann die Füße schwer. Aber am Ende sind wir nicht völlig abgeschlachtet worden und machen gar noch den Ehrentreffer, bei dem Vertessen abermals zeigt, warum er in die Startelf gehört.

Wir verlieren, wie eigentlich erwartet, gegen eine der stärksten Mannschaften des Tableaus, da darf man nicht lange hadern und sich beeindrucken lassen, denn nun kommen im großen Finale vier Gegner, die allesamt machbar sind - hier muss gepunktet werden, ohne Wenn und Aber, aber nicht mit Weltuntergangsstimmung und Selbstzerfleischung im Hinterkopf, denn die sind in unserer Situation wenig hilfreich.

Ja, die Saison ist verkorkst, nicht zuletzt, weil es eine Saison ohne Sturm ist, aber sie kann noch ein gutes Ende nehmen. Und dafür braucht man Konzentration, einen kühlen Kopf und Willen. Spiele gegen Dortmund, Leverkusen, Bayern, Leipzig sind pillepalle, unwichtig. Natürlich gab es Zeiten, da haben wir auch diesen Mannschaften Paroli bieten können, aber nicht in dieser Spielzeit, da lief einfach zu wenig zusammen, da fehlten zu oft die entscheidenden Prozente, um die gewaltige individuelle Klasse dieser Mannschaften auszugleichen.

Es geht eben diesmal nicht um Wunder, sondern vordringlich um Machbares. Denn in dieser Saison spielen wir in den letzten Spielen dreimal gegen Mitbewerber und die kann man, die muss man sogar schlagen, die sind auf Augenhöhe, da muss man da sein. Lieber drei Punkte gegen Bochum als einen gegen die Bayern, da sollte man ganz pragmatisch sein. Und auch Trainer Nenad Bjelica muss noch lernfähig sein: Ein Robin Knoche ist eine Waffe, wenn es darum geht, einen Rückstand zu vermeiden oder einen Vorsprung ins Ziel zu bringen - ihn vollkommen zu ignorieren ist einfach unnötig. Und kann Bedia wirklich harmloser als Kaufmann sein? Auch Juranovic kann einiges, was bei uns kaum jemand kann, jetzt ist die Zeit, das zu zeigen, Vertessen hab ich schon genannt.

Denn es darf jetzt nicht nur wacker mitgespielt werden, sondern der jeweilige Gegner muss jetzt ganz klar spüren: Hier ist eine Truppe, die gewinnen will. Und wenn jeder nur ansatzweise seine Möglichkeiten auf den Platz bringt, ist das eigentlich auch kein Problem. Wenn meine Mutter mit mir rumdiskutierte, sagte sie, wenn es ihr zu bunt wurde: "Nu mach aber mal n' Punkt!“ Und das möchte ich unserer Mannschaft zurufen, denn genau das ist in Gladbach das unbedingte Mindestziel: Nu macht aber mal n' Punkt! Damit die schlechteste Spielzeit unserer Bundesligageschichte trotz allem noch ein gutes Ende findet. Und ich will keine Ausreden mehr hören - nur Taten sehen. Punkt. Punkt. Und nochmals Punkt.

21. April: Wo sind die Kämpfer-Gene?

Christopher Trimmel (37) spielt den Ball.
Christopher Trimmel (37) spielt den Ball.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Marlene Dietrich sang in ihrem wohl bekanntesten Song "wo sind sie geblieben". Damit meinte sie Blumen. Ich meine diese seit Jahrzehnten bekannten Kämpfer-Gene an der Wuhlheide. Keine einzige gelbe Karte für die Unioner sagt schon alles aus. Ein Spork, ein Schwanke, ein Hendel und ein Andrich würden sich verwundert die Augen reiben. In dem Team 2024 findet sich eben keiner, der ein "Zeichen" setzt. Ein 1:5 ist ein nicht zu akzeptierendes Resultat an der Försterei. Schon gar nicht, wenn keiner in der Lage zu sein scheint, mal ordentlich dazwischen zu langen. OK, Rani Khedira hatte einen Trainingsrückstand und fehlte. Aber das kann nicht allein die Erklärung für diesen „braven“ Fußball sein. Der zugegeben – in der 1. Halbzeit auch noch ganz ordentlich aussah. Sprich Union hatte auch Chancen in Führung zu gehen. Aber immer und immer wieder wird selbst die beste Chance nicht konzentriert zu Ende geführt.

Wie wertvoll ein Becker und ein Behrens waren, wird uns aktuell vor Augen geführt. Behrens traf nur zu Saisonstart. Aber er schaffte lichterlohe Momente im gegnerischen Strafraum, allein durch seine körperliche Präsenz. Und über Becker brauchen wir ja gar nicht reden. Seine Sprints und die Fähigkeit auch ungenaue Zuspiele zu sichern – die fehlen schmerzvoll. Bei einer der nächsten Gelegenheiten frage ich bei Union mal nach, warum Bedia verpflichtet wurde.

Die Halbzeit eins war aus Union-Sicht noch ganz ordentlich. Man kreierte Chancen und spielte teilweise sogar ganz ordentlich mit. Sprich, man konnte Hoffnung haben. Das änderte sich in Halbzeit zwei. Spätestens Thomas Müller mit seinem 3:0 machte den Deckel drauf. Wir gaben auf. Waren nicht mehr nah am Mann. Na gut, mal kräftig dagegen zu halten, versäumten wir schon in der ersten Halbzeit. Alle Messen waren gesungen.

Erstaunlich waren wieder einmal die Ultras von Union. Wie man bei einem Spielstand von 0:5 noch lauthals „Union“ schreien kann, wird mir ein Rätsel bleiben. Ich kann das nicht. Sie konnten es. Die Mannschaft - in Form von Vertessen – dankte es ihnen mit dem Anschlusstreffer.

Nun wird es eng bei Union. Zwar sind Köln und Darmstadt schon fast abgestiegen, aber es geht ja noch um den Religationsplatz 16. Gegen Bochum und Köln spielen wir noch. Da müssen einfach 6 Punkte her. Basta! Union, Mainz und Bochum kämpfen darum, nicht auf Platz 16 zu landen. Wobei Bochum 2 Punkte weniger hat als Union. Wo Mainz landet, entscheidet sich heute Abend, wenn sie in Freiburg antreten. Bisher haben sie 3 Punkte weniger als wir. Eisernes Daumen drücken - diesmal für Freiburg…

18. April: Ouvertüre gegen die Bayern

Im Heimspiel gegen die Bayern darf sich Union keine Abwehrpatzer leisten.
Im Heimspiel gegen die Bayern darf sich Union keine Abwehrpatzer leisten.  © Sven Hoppe/dpa

Unionfux: Da ist er wieder, der Abstiegskampf, ein Gefühl, was viele der jüngeren Unioner gar nicht kennen, es ist ewig her, dass wir in die Alte Försterei gingen, "Wir brauchen die Punkte!" murmelten und nervös auf die Mitbewerber schielten. Im Horror-Herbst hatten wir zwar schon einen grauenvollen Vorgeschmack, aber da war die Saison auch noch lang. Jetzt sind es nur noch fünf Spieltage und die Luft, die wir uns zwischenzeitlich verschafft haben, ist wieder verdammt dünn geworden.

Gut, direkt absteigen werden wir wohl eher nicht, aber der Relegationsplatz droht und nicht nur ich könnte sehr gut auf diese Saisonzugabe verzichten. Das Spiel am Samstag gegen die Bayern ist da sicher noch keine Vorentscheidung, es wird wohl eher auf die letzten vier Partien ankommen, aus denen wir sechs bis sieben Punkte holen sollten. Aber natürlich kann die Mannschaft gern den Bayern ein bis drei Punkte abknöpfen, dass das geht, haben die Bochumer und Heidenheimer unlängst ja bewiesen.

Für die Münchner ist die Bundesligasaison gelaufen, dafür haben sie in der Champions League noch alle Chancen: Sie stehen nach einem 1:0 gegen Arsenal nämlich im Halbfinale gegen Real Madrid. So gibt es also noch eine Chance, die verkorkste Spielzeit einigermaßen zu retten. Nichtsdestotrotz ist und bleibt es eine Herkulesaufgabe, da spielt eben eine Millionentruppe gegen eine Zigmillionentruppe mit hohem individuellen Können, die an guten Tagen nach wie vor europäische Spitze darstellt, wenn auch davon in jüngster Zeit eher wenig zu sehen war. Mitspielen ist also abermals nicht, es wird darauf ankommen, wie sicher wir hinten stehen - und vor allem, wie wir die wenigen Gelegenheiten im Konter nutzen.

Ich weiß zwar auch nicht, wie der derzeit harmloseste Sturm der Liga jetzt die große Angriffswucht entwickeln will - aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Auf jeden Fall würde ich Hollerbach und Vertessen (wenn er denn wieder fit ist) in die Startformation stellen, Kaufmann ist da einfach zu statisch und trotz seiner Größe leider auch alles andere als ein Kopfballungeheuer, wie wir in den letzten Spielen immer wieder sehen mussten. Leider haben wir zur Unzeit zu viele verletzte beziehungsweise angeschlagene Akteure, ob Juranovic und Roussillon, Gosens und Khedira und eben Vertessen: Fünf potentielle Stammspieler sind angeschlagen - mal sehen, wer es bis Samstag Abend schafft. Zurückkehren sollte auf jeden Fall Tousart, dessen Kampfgeist und Laufstärke gegen die Bayern allemal gefragt sein dürfte. Denn dagegenhalten müssen wir mit voller Wucht, das mag die Startruppe aus München ja nicht so. Mal sehen, was dann so geht.

Für mich sind diese letzten fünf Saisonspiele eine Wundertüte, ich bin nicht ohne Optimismus, wir haben alles noch in der eigenen Hand und wir haben immerhin drei Heimspiele. Aber es muss wieder eine deutliche Steigerung her - und niemand hätte was dagegen, wenn wir die schon an diesem Samstag konstatieren könnten. Sich am eigenen Schopf wieder rausziehen aus der kleinen Talsohle: Die Ouvertüre zum Saisonendspurt steigt gegen die Bayern in einer voraussichtlich nasskalten (acht Grad!), nichtsdestotrotz brodelnden Alten Försterei!

14. April: Wir gewinnen das Spiel für Augsburg

Union Berlins Rani Khedira (30, l.) und Danilho Doekhi (25, r.) bedanken sich nach dem Spiel bei den Fans für die Unterstützung. Zufrieden waren sie nicht.
Union Berlins Rani Khedira (30, l.) und Danilho Doekhi (25, r.) bedanken sich nach dem Spiel bei den Fans für die Unterstützung. Zufrieden waren sie nicht.  © Tom Weller/dpa

Icke: Diese Auswärtsfahrt nach Augsburg hätten wir uns sparen können. Wie eigentlich immer gegen diesen Gegner.

Aber Obacht, was war in der ersten Halbzeit zu sehen? Eine überlegende Union-Mannschaft, die das Spiel bis zum Strafraum der Augsburger gut kontrollierte und in der eigenen Abwehr perfekt stand.

Die Augsburger hatten in den ersten 45 Minuten nicht eine wirklich gute Chance. Das spricht für unsere Abwehr. Und die Offensive? Schäfer begann auf der linken Außenbahn und wirbelte los wie die Feuerwehr. Hatte dabei mehrere gute Szenen. Da durfte man noch hoffen, dass wir dort Punkte mitnehmen, so gut sah das aus.

Auch Aaronson hatte gefällige Dribblings im Repertoire. Allerdings wirbelte er sich auch des Öfteren am dritten oder vierten Gegenspieler fest. Und da auch Hollerbach sehr agil war, hatten wir die Platzhoheit. Nur war das leider brotlose Kunst. Im Strafraum war unser Latein am Ende und Augsburg stand im eigenen 16er sehr sicher. Vor allem hatten sie dort auch die Kopfballhoheit. Unser Mittelstürmer Kaufmann war immens fleißig, konnte sich aber nie wirklich durchsetzen.

Dann wurde die zweite Halbzeit angepfiffen und Leite spielte rückwärts und unbedrängt das Spielgerät in den Lauf von Tietz. Der sagte Dankeschön und netzte ein. Und wir? Schauten uns bedröppelt an. Ein Konzentrationsfehler der Marke "Katastrophe". Mit der Führung im Rücken wurde Augsburg zumindest gleichwertig. Das sie aber hinten weiter enorm stabil blieben, blieb unser Spiel immer wieder am Strafraum hängen. Halbflanken aus dem Feld helfen eben nur, wenn ich im Strafraum Spieler habe, die sich durchsetzen können. Die haben wir aber nicht.

Und wenn wir dann doch einmal eine gute Idee hatten, war da der gebürtige Berliner Uduokhai, der alles wegräumte. Schlussendlich machte der eingewechselte Ex-Unioner Michel den Deckel drauf. Entstanden aus einer feinen Direkt-Kombination, wobei natürlich wieder ein Berliner (Kral) schlief.

Summa Summarum … wie eigentlich immer … spielten Rönnow, Vogt und Doekhi sehr stark. Selbst unser Aufbauspiel im Mittelfeld (Khedira, Schäfer, Aaronson, Trimmel) erzeugte mit 53% mehr Ballbesitz. Wenn wir jetzt auch noch Stürmer hätten, die wissen wie es geht …

Unsere Punkte zum letztendlichen Klassenerhalt werden wir nicht nächste Woche gegen Bayern holen. Wahrscheinlich auch nicht den Spieltag darauf in und gegen BMG. Aber die letzten drei Spiele sind zum Punkte holen prädestiniert. Wir spielen erst zu Hause gegen Bochum, dann in Köln und am letzten Spieltag zu Hause gegen Freiburg. Absteigen werden wir nicht. Eisern

13. April: Außer Rönnow ...

Union Berlins Torwart Frederik Rönnow (31, r.) ist nicht zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft.
Union Berlins Torwart Frederik Rönnow (31, r.) ist nicht zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft.  © Tom Weller/dpa

Unionfux: Machen wir uns nichts vor: Das Spiel gegen höchst durchschnittliche Augsburger ist unsererseits in Hälfte eins noch erträglich und im Grunde ganz okay, auch wenn unsere Torchancen wieder nicht genutzt werden.

Die beste hat eigentlich Kral nach Flanke von Kaufmann, aber was in Hälfte zwei abgeht, das ist eigentlich nicht bundesligatauglich. Wir spielen die Augsburger stark, durch den unsäglichen Fehlpass von Leite auf Rönnow (endlich bringt unser Hintenrumgespiele mal was, nur leider nicht uns), der für Augsburgs Tietz eine leichte Übung ist und schon liegen wir hinten.

Und wir können, bei allem Bemühen, weiterhin keinen Druck aufbauen, fangen uns noch das zweite Tor durch ausgerechnet Michel (so schließt man ab!) und das war’s dann - wobei man ja sagen muss, dass Augsburg eher das dritte Tor macht als wir das erste, denen genügt eine mittelmäßige Leistung zu einem ungefährdeten und im Endeffekt auch verdienten Heimsieg.

Unsererseits ist das einfach zu wenig, wir sind, schon die gesamte Spielzeit, eine Mannschaft ohne Offensive. Rechnet man mal die zwei ersten Saisonspiele mit acht Treffern ab, dann machen wir siebzehn Tore in siebenundzwanzig Punktspielen, das sind gerundet 0,63 Tore pro Spiel, damit kann man einfach nichts bekennen. Schwache Standards, kaum Schüsse aus der zweiten Reihe, in der Luft weitgehend harmlos, Torgefahr geht ohnehin nur von wenigen Spielern aus, gelungene Aktionen sind an einer Hand abzuzählen - und das seit gefühlten Ewigkeiten.

Und wenn dann auch noch die Abwehr dermaßen patzt, was will man dann holen? So kann man kein Spiel gewinnen, diese Rechnung ist nun wirklich einfach. Da kommt bestenfalls mal ein Kampfpunkt rum, aber reicht das denn? Wohl kaum.

In den letzten sechs Spielen erzielen wir fünfmal kein Tor und da ist, offen gesagt, kaum Pech dabei. Auch heute hätte der Gegner im Wesentlichen ohne Keeper spielen können, so wie schon Leverkusen und Dortmund, Frankfurt und Stuttgart … Sollten wir das nicht in den verbleibenden fünf Spielen ändern, dann … - aber daran wage ich jetzt gar nicht zu denken.

Lediglich die Leistung von Frederik Rönnow ist ohne jeglichen Tadel, vom Rest erreicht, wieder mal, kaum Normalform, ich spare mir eine Einzelkritik, denn die würde böse ausfallen, zum Schönreden fehlt einfach die Substanz.

Nicht missverstehen: noch haben wir den Klassenerhalt in der eigenen Hand, nur dann muss mal ein Ruck durch die Mannschaft gehen. Ich weiß, das sagt sich so leicht, doch ein bisschen Fußball muss schon dabei sein, wenn man weiterhin Bundesliga spielen will. Gerne auch ein bisschen mehr.

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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