Union-Berlin-Blog: Besser, aber nicht gut - so etwas wie ein Saisonrückblick

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.
Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

Unions Stürmersuche: Ersetzt dieser Zweitliga-Bomber Ilic?
1. FC Union Berlin Unions Stürmersuche: Ersetzt dieser Zweitliga-Bomber Ilic?

Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

27. Mai: Besser, aber nicht gut - so etwas wie ein Saisonrückblick

Am Ende der Saison durften sich die Union-Fans über den erneuten Klassenerhalt und den Aufstieg der Frauenmannschaft in die Bundesliga freuen.
Am Ende der Saison durften sich die Union-Fans über den erneuten Klassenerhalt und den Aufstieg der Frauenmannschaft in die Bundesliga freuen.  © Matthias Koch/dpa

Unionfux: Zuerst einmal: Eine Saison, die mit einem Klassenerhalt endet, eine Saison, in der das sogar nach dem 30. Spieltag rechnerisch und nach dem 27. Spieltag faktisch feststeht, eine Saison, die überdies die (etwas veraltete) magische Vierzig-Punkte-Marke knackt und die vorherige Saison um immerhin acht Punkte übertrifft, kann keine so schlechte Spielzeit gewesen sein. Die eigentlich einundvierzig (der zu Unrecht aberkannte Punkt sollte hier nicht aberkannt bleiben) Zähler stellen die immerhin knapp viertbeste Bilanz der letzten sechs Jahre dar - und der Klassenerhalt ist ja immer noch das oberste Ziel und unbedingt aller Ehren wert.

Nichtsdestotrotz war die sechste Bundesliga-Saison nicht so wirklich besser als die davor, sie war über lange Zeit äußerst anstrengend und insgesamt höhepunktsarm, es gab wiederum einen, fraglos notwendigen, Trainerwechsel: Steffen Baumgart löst nach Weihnachten und nach kurzen fünfzehn Spielen den mit soviel Vorschusslorbeeren gestarteten Bo Svensson ab, der aber nur anfangs überzeugen kann. Dazu kommen jede Menge Unsicherheiten und gar nicht so selten Zweifel an der wirklichen Bundesligatauglichkeit unserer Mannschaft, es gibt genügend Spiele, die kaum zu ertragen sind, am liebsten gegen die vermeintlich kleinen Gegner der Liga. Allein die Heimbilanz gegen die drei letzten Mannschaften der Tabelle spricht für sich: Da gibt es nur einen Punkt, auswärts sind's wenigstens vier, aber in der Endabrechnung einfach zu wenig. Gegen die Großen der Liga sieht's hingegen bedeutend besser aus.

Eigentlich rettete uns der Anfang und das Ende der Spielzeit, zwischendrin fiel man von einer Ohnmacht in die nächste: Am siebten Spieltag haben wir beachtliche vierzehn Punkte (ein Schnitt von zwei Punkten pro Partie), am 24. Spieltag haben wir übersichtliche dreiundzwanzig Punkte, d. h. wir haben in den darauffolgenden siebzehn Spielen nur neun Punkte sammeln können (die Bilanz eines abgeschlagenen Absteigers) und sind obendrein in der 2. Runde des Pokals bei einem Drittligisten (okay, der spätere Pokalfinalist) ausgeschieden, bevor wir einen ebenso überraschenden wie ordentlichen Endspurt von siebzehn Punkten aus zehn Spielen hinlegen.

Er wurde schon verabschiedet: Union holt Jeong jetzt doch
1. FC Union Berlin Er wurde schon verabschiedet: Union holt Jeong jetzt doch

Ganz klar: Man ist heilfroh, als die Saison endlich beendet ist. Denn es gibt kaum ein Spiel, bei dem man von der ersten bis zur letzten Minute das Gefühl hat, dass nur wir den Platz als Sieger verlassen werden, nur zwei Siege fallen nicht knapp aus, wobei lediglich in Hoffenheim das Spiel rund zwanzig Minuten vor Abpfiff entschieden ist. Ansonsten zittert man bei jedem Sieg bis zum Schluss, soll heißen: Souveränität ist im Grunde ein absolutes Fremdwort. Unsere beinahe schon legendäre Heimstärke ist zum Teufel (fünf Heimsiege mit Abstand die schwächste Ausbeute seit langer Zeit). Ausreißer gibt es nur nach unten, aber eigentlich kaum nach oben - überzeugend ist anders.

Bemerkenswert sind vielleicht der Heimerfolg gegen Dortmund, der letztlich hohe Sieg in Hoffenheim und der überraschende Auswärtssieg in Frankfurt mit seinem Herzinfarktfinale, dazu die beiden Unentschieden gegen Bayern und in Leverkusen. So gesehen erstaunt beinahe der ungefährdete Klassenerhalt - nie waren wir schlechter als Platz vierzehn und auch den hatten wir nur vier Spieltage inne. Unsere beste Platzierung hingegen war der vierte Rang nach dem achten Spieltag, wenn, dann stand uns das Wasser nur gefühlt an der Oberkante Unterlippe, wirklich dramatisch wurde es nie - obzwar insbesondere nach der überraschenden Heimniederlage gegen Kiel (gleich nach der höchsten Niederlage in Dortmund) schon der ratlose Angstschweiß auf vielen Stirnen stand, aber dann folgte ja der ziemlich überraschende Zwischenspurt von zehn Punkten aus vier Spielen - und schon waren wir gerettet, natürlich auch dank eines relativ schwachen Tabellenendes - schon sechsundzwanzig Punkte hätten für die Relegation gereicht, dreißig für den sicheren Klassenverbleib, die hatten wir nach dem Auswärtssieg in Freiburg eingetütet.

Die hauptsächlichen Ursachen für diese komplizierte Spielzeit sind sicherlich die weiterhin unübersehbaren spielerischen Defizite und die offensive Schwäche, vier Stürmer, die Anfang der Saison im Kader stehen, bringen null Tore zustande: Prtajin, Volland, Jordan und Skarke bleiben tatsächlich ohne Treffer und auch der im Winter verpflichtete Ljubicic trifft lediglich einmal, mit seiner ersten Ballberührung in der Bundesliga in Hoffenheim und ebenso Vertessen, im Winter nach Salzburg verkauft, hat nur ein Tor erzielen können. So eine Riege erschreckend erfolgloser Angreifer ist natürlich kaum zu kompensieren - wobei man natürlich sagen muss, dass Stürmer bei uns kein leichtes Leben haben. Man kann kaum einem der sechs genannten Offensiven vorwerfen, ein ernsthafter Chancentod zu sein. Aber die traurige Trefferbilanz spricht natürlich für sich und setzt den Negativtrend der Spielzeit 2024/25 fort.

Zudem bleibt die Torgefahr aus dem Mittelfeld ja auch aus, Jeong, Benes, Skov, Khedira, Schäfer und Kemlein (Tousart und Haberer bleiben ohne Tor) können insgesamt nur zehn Tore markieren, ziemlich übersichtlich.

Letztendlich bleiben zwei Stürmer übrig, die annähernd die Hälfte unserer Tore markieren: Benedict Hollerbach mit neun Treffern und der in der ersten Saisonhälfte noch vollkommen ignorierte Andrej Ilic, ausgeliehen von Stade Rennes, mit sieben Treffern - gar nicht schlecht für eine halbe Saison. Unterm Strich stehen jedoch nur zwei (bzw. drei) Mannschaften offensiv schlechter da: der Absteiger VfL Bochum sowie der FC St. Pauli (und der FC Augsburg). Gerettet hat uns die ziemlich ordentliche Defensive, die in der Bundesliga den siebten Platz belegen würde, doch auch hier schwankte die Qualität zwischen erstaunlich gut und erschreckend mäßig, fraglos aber der verlässlichste Mannschaftsteil und immerhin konnten acht Treffer durch Rothe, Querfeld, Vogt, Doekhi und Leite beigesteuert werden.

Was man leider feststellen muss: Unsere Transferpolitik war (wieder mal!) wenig erfolgreich, so wirklich eingeschlagen hat niemand. Wahrscheinlich ist da Leopold Querfeld, im letzten Sommer von Rapid Wien verpflichtet, noch der beste Neuzugang. Und so kann die Antwort auf die Frage nach dem Spieler des Jahres wieder mal nur unser dänischer Keeper Frederik Rönnow lauten, der klar konstanteste und beinahe durchgängig überzeugendste Spieler, der allein mit vier gehaltenen Elfmetern oft den Unterschied machen konnte und unfassbar wichtig für uns ist, gefolgt mit einigem Abstand von Dauerbrenner Danilho Doekhi und der Lebensversicherung Benedict Hollerbach - dem Mann für die wichtigen Tore, der aber andererseits auch allzuoft den Ball-weg-Hollerbach gibt.

Damit die kommende Saison eine bessere und entspanntere wird, vielleicht mit einem knapp einstelligen Tabellenplatz, weniger Frust und Unsicherheit und auch mehr Fussball gespielt als nur gearbeitet wird, denn nur so kann man auf längere Sicht in der Liga bleiben, muss so einiges passieren: Vor allem eine wesentlich glücklichere Hand bei der Zusammenstellung des Kaders - so viele fehlgeschlagene Verpflichtungen wie in der jüngeren Vergangenheit kann sich normalerweise ein relativ kleiner (wenn auch längst nicht mehr ganz kleiner) Verein wie der unsere kaum leisten bzw. kompensieren. Hier müssen sowohl Horst Heldt als auch der zurückgekehrte Oliver Ruhnert sich unbedingt klar steigern, eine kluge, möglichst effektive Transferpolitik ist essentiell, damit uns Spieler auch mal wieder auf Anhieb besser machen oder in Zukunft der eine oder andere finanziell lukrative Weiterverkauf gelingt, das war nämlich in der Vergangenheit viel zu selten der Fall und ist auch ein Beweis, wie erfolgreich in dieser Angelegenheit gearbeitet wird - oder eben nicht.

Dann brauchen wir wieder eine weitgehend funktionierende Taktik, dazu mehr Geschwindigkeit und Variabilität. Ob die Zukunft tatsächlich in der Viererkette von Trainer Steffen Baumgart liegt, wird man jedoch erst noch sehen. Und überhaupt hat der Trainer zwar seine wichtigste Mission erfüllt, den Klassenerhalt, und dafür gebührt ihm jeder Respekt. Ob er aber ein Trainer ist, der die Mannschaft wirklich besser machen und voranbringen kann, einer, der, wie versprochen, die Alte Försterei anzünden (den Nachweis ist er mit lediglich zwei Heimsiegen weitgehend schuldig geblieben) und nicht zuletzt die entsetzliche Schwäche gegen Gegner aus dem unteren Tabellendrittel auch beheben kann, weil die Mannschaft endlich in die Lage versetzt wird, auch mal ein Spiel zu machen und hier und da auch einen Kontrahenten zu dominieren - das muss er erst noch beweisen, das war bisher nicht so wirklich zu erkennen.

Baustellen gibt es genug, schon allein das ungenügende Passspiel und die technischen Unzulänglichkeiten sind oft zum Haare raufen, ebenso vermisst man nicht selten eingespielte Laufwege und auch bei den Standards gibt es eindeutig noch Luft nach oben. Kaum Sorgen machen hingegen die Fitness und Laufbereitschaft (zweitbeste Mannschaft der Liga) und die Einsatzfreude - so gesehen sind die Grundlagen ja nach wie vor gar nicht schlecht. Sollte das nicht oder nur unvollständig gelingen, könnten wir seit zwei Jahren auf einen Abstieg mit Ansage zusteuern, so gesehen zum Beispiel beim HSV, Schalke, Hertha, deren Klassenwechsel sich ja seinerzeit über einen längeren Zeitraum unmissverständlich angedeutet hat. Unnötig wäre das allemal und ob es sich so leicht korrigieren ließe, sei dahingestellt. Ein "Urlaub", wie man immer noch hier und da hört, ist unsere Bundesligazugehörigkeit nämlich mitnichten, auf jeden Fall nicht mehr.

Wir sind also gewarnt, auch wenn sich all diese Aufgaben natürlich wesentlich leichter aufschreiben als bewerkstelligen lassen. Doch trotz der bevorstehenden schon siebten Bundesligasaison und der berechtigten Freude darüber: Zeit für Selbstzufriedenheit (und die ist in unserm Verein ja immer latent vorhanden) ist keine. Was zweimal gerade noch gut gegangen ist, muss kein drittes Mal durchgehen, auch im Hinblick auf die starken Aufsteiger - mit anderen Worten: Die drei Monate zur nächsten Spielzeit sollten schon sehr gut genutzt und aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt werden. Vielleicht wird ja dann die kommende Spielzeit tatsächlich wieder etwas spaßiger, die Alte Försterei wieder zur Festung und der 1. FC Union kann einen weiteren Schritt zur endgültigen Etablierung im deutschen Oberhaus, immerhin ja nach wie vor eine der stärksten Ligen der Welt, machen - es wäre ebenso schön wie wichtig.

25. Mai: Wer verlässt den 1. FC Union?

Cheftrainer Baumgart (53) gibt den Unionern Anweisungen.
Cheftrainer Baumgart (53) gibt den Unionern Anweisungen.  © Daniel Löb/dpa

Icke: Leider wird beim 1. FC Union aktuell mehr über Abgänge als über Zugänge gesprochen. So deutet sich ein Abgang von Kevin Vogt zum VfL Bochum an. Gespräche, die nicht einfach sein werden.

Die vergifte Stimmung des Feuerzeug-Vorfalls und dem dann folgenden Theaterstück des Bochumer Torwarts sind noch lange nicht vergessen. Ich bin da eher skeptisch, dass Bochum Gehalt und (zumindest) eine kleine Ablöse stemmen kann. Mehr als zwei Millionen soll Vogt bei uns verdienen, einige berichten gar von 2,4 Millionen. Da könnte man sogar auf den Gedanken kommen, man solle froh sein, sein Gehalt einsparen zu können. Meine Meinung dazu: Nein! Ich halte Vogt immer noch für einen überdurchschnittlich guten Abwehr-Organisator. Einige Medien schrieben, Vogt sei zu langsam geworden. Dann schaut mal in die Fußball-Datenbanken. Vogt ist immer noch wesentlich schneller als sein Nachfolger Querfeld.

Und wenn Baumgart der Meinung ist, er habe drei bessere Innenverteidiger für die Abwehr gefunden, dann könnte man sich immer noch daran erinnern, dass Vogt sehr viele Spiele auch im zentralen Mittelfeld absolviert hat. Er ist nämlich einer der raren Sorte, die noch genaue und überraschende Pässe in die Tiefe spielen können. All das scheint aber bei Union keinen Wert mehr zu haben. Schade …

Auch Juranovic scheint sich auf seinen Abflug vorzubereiten. Aktuell scheint Leeds United die Nase vorn zu haben. Aber auch der FC Burnley soll ein großes Interesse haben. Union hat damals 8,5 Millionen für den 39-fachen kroatischen Nationalspieler ausgegeben. Kein Wunder, er hat einiges vorzuweisen. Zwei Europa- und eine Weltmeisterschaft hat er absolviert. Dazu ist er schottischer und polnischer Meister. Internationale Spiele begleiten seine Karriere, darunter auch die Champions-League mit drei Vereinen. Das Wichtigste aber, er hat bei Union in der 2. Halbserie nachgewiesen, dass er auf der linken Außenbahn genauso spielen kann, wie auf seiner angestammten rechten Seite. Genau das macht ihn aktuell wohl so interessant. Es hat den Anschein, dass wir in jüngster Zeit die Spieler in den eigenen Reihen nicht genügend wertschätzen. Bei Vogt wohl noch drastischer, als bei Juranovic.

Prtajin, der bei Union ohne Einsatz-Chance ist, soll auch etliche Angebote (Köln, Augsburg, Nürnberg) aus Deutschland haben. Nürnberg soll auf Grund der Kosten schon abgewunken haben. Natürlich stellt sich die Frage bei Union, warum hat man ihn mit Ablöse überhaupt verpflichtet? Neben Schwolow, der seinen Abschied schon bekannt gab und Ilic, Volland (geht zu 1860), Jeong (war nur ausgeliehen) und Roussillon (Vertrag wurde nich verlängert), die auch schon offiziell verabschiedet wurden - sind das schon einige potentielle Abgänge.

Das ist aber noch nicht alles … Benes beklagte sich schon (zurecht) in der Saison über fehlende Einsatzzeiten und sucht aktiv einen Verein. Das gleiche dürfte für Tousart gelten. Der ist zwar ruhig und beschwert sich nicht, spielt aber kaum noch. Auch Schäfer dürfte mit seiner Rolle des Einwechselspielers kaum zufrieden sein. Und Marin Ljubicic, der fast gar nicht zu Einsätzen kommt, dem gefällt – außer seinem Gehalt – aktuell wohl nichts bei Union. Dazu kehren J.Friedrich, Jaeckel und Grill im Sommer von ihren Leihen zurück. Alle drei werden wohl nicht mal im erweiterten Kreis des Stamms zu finden sein. Auch hier muss Heldt Lösungen suchen. Dagegen können Kral und Gosens - per Leih-Klauseln - wohl verkauft werden (können). Das sind dann zwei "Sorgen" weniger im aufgeblähten (inklusive den Leihspielern) Union-Kader.

17 Spieler sind das in der Summe, die entweder schon weg sind oder sich mit dem Gedanken tragen, einen neuen Verein zu suchen. Einige werden wohl trotzdem bleiben, auch weil bei Union inzwischen sehr ordentliche Gehälter gezahlt werden. Burcu, der ebenfalls nach Magdeburg verliehen war, wird zurückkehren und sich wohl versuchen bei uns durchzubeißen. Der 20-jährige hat in Magdeburg (2. Bundesliga) eine sehr gute offensive Rolle gespielt. Bestritt fast alle (31) Spiele und war uneingeschränkter Stammspieler beim Fast-Aufsteiger. Drei Tore und neun (!) Tor-Vorlagen bestätigen das noch einmal.

Das wird wohl ein größerer Umbruch in diesem Sommer. Eisern.

21. Mai: Kommt Selke doch zum 1. FC Wundervoll?

Davie Selke (30) hat in der aktuellen Saison 22 Tore für den Hamburger SV geschossen.
Davie Selke (30) hat in der aktuellen Saison 22 Tore für den Hamburger SV geschossen.  © Marcus Brandt/dpa

Icke: Nachtigall, ick hör dir trapsen. Zum Saisonschluss der 2. Liga kam heraus – die Klausel zur automatischen Vertragsverlängerung bei Selke wurde gestrichen. Davie Selke ist ablösefrei.

Baume holte ihn nach Köln und auch in Hamburg waren sie ein Team. Lässt sich Baume diese (ablösefreie) Gelegenheit entgehen? Es ist kaum anzunehmen! Zumal genau das auch der Hinweis zu Ilic sein kann.

Man war allgemein erstaunt, dass Ilic verabschiedet wurde. Das wiederum ist ein klarer Hinweis dahin, dass Ilic nicht gekauft wird. Das macht dann auch Sinn, wenn Selke ablösefrei ist und er genau dem Baume-Profil für einen Center entspricht.

Selke ist kein Vorbereiter. Er ist ein eindeutiger Zielspieler. 22 Tore hat er in dieser Saison für den HSV geschossen und eingeköpft. Verdammt stark! Kein einziges Tor hat er für andere vorbereitet. So einen sucht wohl Baume. Einen Verwerter. Und mit einer Körpergröße von 1,95 Meter ist er auch im Luft-Duell kaum zu schlagen. So um ihn herum ein Hollerbach dribbelt und vorbereitet und ein Burke sprintet und vorbereitet – kann das ganz gut funktionieren.

Aber eben auch das zentrale Mittelfeld muss mithelfen so einen "Center" zu bedienen. Das würde heißen, entweder wünscht sich Baume (bei Heldt) auch eine neue "8" oder er entdeckt das alte Traum-Duo des HSV neu. Benes und Selke waren die Garanten der letzten Jahre in Hamburg.

Es würde jedenfalls nicht überraschen, wenn Selke kommt und anders als erwartet - Benes auch bleibt. Benes hatte seine Wechselgedanken bereits beim Verein hinterlegt. Steffen Baumgart aber sein Veto eingelegt. Alles ein wenig verwirrend. Zumal die Abteilung Attacke wirklich neu und besser aufgestellt werden muss. Noch einmal wird das so eher nicht gut gehen.

Wenn es dann Horst Held auch noch gelingt Asllani nach Berlin zu locken, dann können wir zufrieden sein. Hollerbach – Selke – Asllani – Burke und dahinter der talentierte Burcu - das liest sich und zwar ziemlich gut! Eisern.

18. Mai: Extrem effektive Traditionspflege: Union gewinnt das letzte Spiel der Saison

Der 1.FC Union Berlin gewann gegen Augsburg mit 2:1.
Der 1.FC Union Berlin gewann gegen Augsburg mit 2:1.  © Daniel Löb/dpa

Unionfux: Ja, das ist Fussball. Denn das ist im Grunde nur hier denkbar - ein ähnliches Spiel im Handball hätte 35:22 geendet oder im Basketball vielleicht 102:68. Aber wir gewinnen ein ziemlich schwaches Auswärtsspiel beim FC Augsburg, der uns eigentlich in allen Belangen an diesem letzten Bundesligaspieltag überlegen ist, fast grotesk in allerletzter Sekunde, nachdem unser Ausgleich schon ziemlich überraschend kommt.

Wir drehen ein weiteres Auswärtsspiel mit nur zwei Chancen, denn mehr haben wir in diesem Spiel offensiv nicht zu bieten, zweimal steht der eingewechselte Ilic in bester Mittelstürmermanier richtig und verwandelt eiskalt.

In der ersten Hälfte scheinen wir unsere sehr übersichtliche Leistung der letzten Spiele zu wiederholen: lauter Ungenauigkeiten, schwache Pässe, schlechte Ballannahmen, während wir hinten Augsburg so einiges gestatten, glücklicherweise kann die Abwehr und Keeper Schwolow in seinem letzten Spiel für uns (Rönnow verletzt sich beim Aufwärmen) letztlich klären, uns gelingt hingegen nicht ein vernünftiger Angriff. Kurz vor der Pause schickt der Augsburger Matsima Tietz mit einem klugen langen Pass, Querfeld lässt sich bei schwachem Stellungsspiel locker abhängen und Schwolow hat bei Schuss in die kurze Ecke kaum eine Abwehrchance, rettet aber kurz darauf großartig gegen den freistehenden Claude-Maurice (ja, der aus dem Hinspiel…), der eine gute Minute später nochmal von der Strafraumkante ziemlich knapp am rechten Pfosten vorbeizielt - da können wir gut und gern mit mindestens zwei Toren Rückstand in die Pause gehen, so bleibt es zum Glück bei der knappen Führung der Gastgeber.

Auch nach dem Wechsel bleiben wir fünfundzwanzig Minuten lang weitgehend harmlos, Augsburg kommt zu einigen Gelegenheiten, jedoch nicht mehr ganz so zwingend wie vor der Pause. Doch dann kann Hollerbach, der vorher fast jeden Ball verliert, geschickt von Rothe und dem eingewechselten Ilic, einmal auf links durchgehen und aus viel zu spitzem Winkel abschließen, allerdings kriegt der Augsburger Torhüter den Ball direkt ins Gesicht, die Kugel prallt nach rechts und da ist Ilic in Position gelaufen und klinkt ein. In der Folge sind wir etwas besser im Spiel und wirken nicht mehr ganz so hilflos, auch wenn Augsburg weiter auf den Sieg drückt, bis tief hinein in die vierminütige Nachspielzeit. Plötzlich schickt Ljubicic Khedira, dessen Flanke verpasst Benes, aber da ist ja noch Andrej Ilic, Mittelstürmer, die 2.: er nimmt den Ball stark an und verwandelt kompromisslos neben den rechten Pfosten - da ist, ein bisschen unfassbar, der Auswärtssieg in Augsburg, denn Schiedsrichter Felix Brych, der sein 359. und letztes Bundesligaspiel souverän leitet, pfeift gar nicht mehr an. Und da sind die vierzig Punkte und sowas wie ein fast perfekter Abschluss der ziemlich schwierigen Spielzeit, wenn auch mit einem überaus mäßigen Spiel, indem wir allerdings extrem effektiv sind und am Schluss davon profitieren, dass der Gegner aufgrund seiner offensiven Ausrichtung hinten ziemlich offen ist.

Bedanken können wir uns bei Schwolow (den glücklicherweise folgenlosen Patzer nach ner guten Stunde verdrängen wir mal) und Ilic, der mit seinem sechsten und siebten Saisontor nochmal zeigt, dass er uns durchaus weiterhelfen kann, würde mich nicht wundern, wenn wir ihn doch noch fest verpflichten. Dazu hat Danilho Doekhi wirklich in jeder Minute der vierunddreißig Spiele auf dem Platz gestanden, das kann nur noch ein weiterer Feldspieler (Mainka aus Heidenheim) behaupten. Und als Sahnehäubchen hat Leo Querfeld tatsächlich das so prestigeträchtige Tor des Monats April geschossen, gut dreißig Prozent stimmen für ihn und seinen grandiosen Weitschuss im Heimspiel gegen Stuttgart. Und das ist, ohne jeden Zweifel, verdient. Freuen wir uns also über die positiven Schlusspunkte der Saison und darüber, dass wir eine gute Tradition weiterpflegen: das letzte Saisonspiel zu gewinnen.

Über das Für und Wider der letzten Spiele, ach, eigentlich der ganzen Spielzeit schauen wir an anderer Stelle, auch wenn wir wieder mal nicht übersehen können: es gibt viel zu tun, vor und in unserem siebenten Bundesligajahr. Eisern in die Runde!

15. Mai: Khedira verlängert vorm Saisonfinale in Augsburg

Rani Khedira (31) bleibt bei Union.
Rani Khedira (31) bleibt bei Union.  © Tom Weller/dpa

Unionfux: Rani Khedira hat verlängert, über die Vertragslaufzeit wird, wie üblich, (etwas hysterisch, wie ich finde) geschwiegen, ich gehe mal von zwei Jahren plus Option aus, ich denke nicht, dass sich unsere Nummer Acht mit 31 Jahren auf nur ein Jahr eingelassen hat. Im Sinne der Kontinuität und dass man Spieler braucht, die den Verein nicht nur als Durchgangsstation begreifen und die auch darüberhinaus für die Kabine wichtig sind, ist es sicherlich gut, ob es sportlich die richtige Entscheidung ist, kann ohnehin nur die Zukunft beweisen. An guten Tagen ist der Sechser Khedira zweifellos unverzichtbar und einen Spieler dieser Qualität zu finden, ist sicherlich für einen der eher kleineren Vereine der Liga gar nicht so einfach, auch das spielte bei der Verlängerung sicherlich eine Rolle. In diesem Sinne hoffen wir also auf möglichst wenig schlechte Tage und freuen uns, dass ein weiterer, zudem hochsympathischer und erfahrener Stammspieler bleibt, denn genug Baustellen in unserem Kader gibt es ohnehin - in der Sommerpause bleibt uns genug Zeit, darauf erschöpfend einzugehen.

Es hätte am Sonnabend ein so schönes, na ja, Endspiel um Platz zwölf (oder gar Platz elf) in Augsburg geben können, nicht zuletzt wegen der Ausschüttung der Fernsehgelder interessant, jetzt geht es nur noch um die sprichwörtliche Goldene Ananas, wir beenden so oder so die Saison auf Platz dreizehn, zugegeben: als St. Pauli in Frankfurt lange auf Sieg spielte, hätte es auch noch magerer aussehen können. Mal sehen, wie sich die Mannschaft schlägt, wenn es wirklich um gar nichts mehr geht, außer um Siegprämien und ein bisschen Statistik - wir könnten die ominöse Vierzig-Punkte-Marke erreichen, noch ein paar Plätze im Offensivbereich gutmachen (momentan sind wir die drittschlechteste Mannschaft in puncto erzielte Tore), Benedict Hollerbachs Trefferkonto könnte tatsächlich zweistellig werden, Andrej Ilic noch ein paar Argumente für seine (eventuelle) Weiterverpflichtung sammeln, Tim Skarke nicht mit null Toren aus der Spielzeit gehen, Freddy Rönnow hingegen ein weiteres Zu-Null-Spiel machen, Danilho Doekhi einen Minutenrekord aufstellen (alle Pflichtspiele über die volle Distanz!) - immerhin. Heute wissen wir, was wir damals schon hofften und ahnten: dass der Sieg gegen den VfL Wolfsburg faktisch der Klassenerhalt für uns war - und es war gleichzeitig auch der letzte Sieg in der Liga. Wenn man einerseits schon so gern betont, dass wir acht Spiele ungeschlagen waren, so sind wir andererseits jetzt mittlerweile fünf Spiele ohne Dreier, trudeln wir etwa aus der Spielzeit so raus? Doch auch der letzte Heimsieg der Augsburger war am 26. Spieltag, seitdem gab's nur noch in Bochum drei Punkte, aus den letzten vier Spielen lediglich einen mageren Punkt, nicht nur deswegen wird schon gemunkelt, ob es das letzte Spiel des zwischenzeitlich so erfolgreichen Trainers Thorup wird… Und wenn wir das alles zusammenrühren, so könnte es trauriger Sommerfußball par excellence werden oder auch ein munteres Spielchen zweier tiefenentspannter Mannschaften, die nochmal Spaß haben wollen, vor der gut dreimonatigen Sommerpause. Die mögliche Spannung ist zwar weg, aber ein Sieg doch trotzdem 'ne schöne Sache, zumal wir gerade in Augsburg noch sieglos sind, lediglich im ersten Spiel beim FCA konnten wir einen Punkt einfahren - der war allerdings historisch, weil der absolut erste: Andersson traf auf Vorlage von Polter, die Älteren unter uns werden sich vielleicht erinnern. Und auch in Liga 2 gelang uns noch kein Sieg bei den bayerischen Schwaben, also könnte es ja mal Zeit werden, nicht, dass wir einen weiteren Angstgegner heranzüchten, denn auch in der Alten Försterei konnten wir nur einmal gewinnen, ebenfalls in unserer ersten Saison, nach Toren von Subotic und Ingvartsen - einigermaßen lange ist’s her. Inwieweit unsere Mannschaft daraus Motivation schöpft, inwieweit sie nach dem traurigen Heimabschluss vor Wochenfrist Charakter zeigen kann und ob Trainer Baumgart die Jungs doch nochmal heißmachen kann - der Saisonabschluss, diesmal quasi als Premiere auswärts, wird es zeigen.

13. Mai: Wer kommt, wer geht?

Die Mannschaft von Eisern Union bedankt sich bei ihren Fans.
Die Mannschaft von Eisern Union bedankt sich bei ihren Fans.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Kommenden Samstag läuft dann das letzte Punktspiel beim FC Augsburg. Für uns geht es um nichts mehr, außer die Schmach vom letzten Wochenende wieder gut zu machen. Auch Augsburg kämpft nur noch um die goldene Ananas. Sie hatten aber zuletzt auch nicht überzeugen können und wollen sich sicherlich mit einer guten Leistung vom Publikum verabschieden. Ergo könnte es doch ein gutes Spiel werden, wenn beide Mannschaften den Ehrgeiz auf Wiedergutmachung haben.

Nach dem Spiel beginnt dann die heiße Transferrunde in diesem Sommer. Einige wenige Wechsel wurden schon bekannt, die meisten aber folgen erst ab kommenden Sonntag. Bei uns wurden einige Spieler offiziell verabschiedet. Man kann also davon ausgehen, dass uns Volland, Schwolow, Roussillon, Jeong und Ilic verlassen werden. Obwohl der Buschfunk trommelt, dass man bei Ilic doch noch überlegt, die Kaufoption zu ziehen.

Bei einer Fußball-Seite im Internet drückt man Ab- und Zugänge in Prozent aus. An Nr. 1 steht der Bremer Stürmer Burke mit 94% Wahrscheinlichkeit, dass er zu uns kommt. Mit 67% Wahrscheinlichkeit wird der Cottbusser Keeper Bethke gehandelt. Dann folgt schon der Paderborner Stürmer Ansah mit 46%. Gleich dahinter folgt Lauterns Verteidiger Sirch. Alle anderen Gerüchte liegen unter 40% und sind demnach sehr vage. Ex-Unioner und Torgarant Asllani und Lauterns Stürmer Ache werden aktuell kaum als Gerücht gehandelt. Meine Meinung dazu, mit Asllani ist man sich wohl längst einig. Wahrscheinlich mit Hoffenheim auch. Und Ache soll ja direkt ein Schnäppchen geworden sein. Ich persönlich vermute, beide werden kommen. Selbst wenn Hollerbach bleiben sollte. Ein Sturm mit Hollerbach – Ache – Asllani würde schon ganz gut klingen. So man dahinter noch eine spielerisch begabte "8" findet. Da hört man gar nichts. Wäre ich an Heldt seiner Stelle, so hätte ich schon längst meine alten Gladbacher Kontakte genutzt und bei Neuhaus angefragt. Viele sind da ja sehr skeptisch, ich traue ihm zu, bei uns aufzublühen. Vielleicht hat es Heldt ja längst gemacht? Über Sirch ist bislang wenig bekannt. Wer sich aber mit ihm intensiver beschäftigt und Spielberichte liest, der bekommt große Augen. Das soll wohl ein richtig guter Verteidiger sein, der zudem Fußball spielen kann und auch noch torgefährlich ist. Das ist ja fast zu viel des Guten!

Lassen wir uns überraschen, ob wir am Sonntag oder am Montag schon die ersten Vollzugsmeldungen bekommen. Vorher wäre ein gutes Spiel in Augsburg noch wichtig. Der letzte Eindruck bleibt im Gedächtnis und die Sommerpause ist diesmal sehr lang. Eisern.

10. Mai: Enttäuschend: das letzte Heimspiel der Saison ist gleichzeitig der schwächste Auftritt

Unions Rani Khedira (31) erwischte wie seine Nebenleute keinen guten Tag.
Unions Rani Khedira (31) erwischte wie seine Nebenleute keinen guten Tag.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Das Gute zuerst: ja, es geht um (fast) nichts mehr - und dieses Spiel führt einem nochmal vor Augen, an wievielen Stellen es bei uns gewaltig hakt. So ein bisschen war man ja fast versöhnt mit der Saison, aber dieses letzte Heimspiel gegen solide Heidenheimer (nichtsdestotrotz Abstiegskandidat!!) ist in jeder Hinsicht absolut grauenvoll, unsere Niederlage ist vollkommen verdient: vorne sind wir beinahe komplett harmlos (bis auf ein Abseitstor von Haberer und einen satten Schuss von Trimmel) und hinten fangen wir drei ziemlich leichte Tore (Höhepunkt ist der zweite Treffer, bei dem sich Vogt abkochen lässt) und sind damit noch gut bedient.

Da fleht man schon fast einen Startelfeinsatz von Benes herbei und dann geht der verhinderte Spielmacher genauso unter, hat nicht eine bemerkenswerte Szene, bleibt vollkommen farblos wie der Rest der Mannschaft, keiner erreicht auch nur annähernd Normalform bzw. Bundesligatauglichkeit, abgesehen natürlich von Rönnow, der aber gegen die Gegentreffer auch nichts ausrichten kann.

Wie man die Heimsaison (mit Abstand die schwächste seit unserer Bundesligazugehörigkeit) so dermaßen unmotiviert, lustlos und unterspannt abschließen kann, ist mir ein Rätsel. Vor der Pause ist es eine Nichtleistung und nach der Pause noch erbärmlicher, es gibt keine Phase des Aufbäumens, keine Phase, in der man das Gefühl hat, dass sich die Dinge noch zum Guten wandeln könnten und dem Gegner genügt eine anständige Leistung, um uns ungefährdet an die Wand zu klatschen. Und dabei habe ich gedacht, das Heimspiel gegen Kiel wäre nicht zu toppen…Das Gedankenspiel, was gewesen wäre, hätte der Anschlusstreffer gezählt, möchte ich eigentlich nicht so recht mitmachen, dazu ist dieser Auftritt insgesamt viel zu überschaubar, besser gesagt: er ist erschreckend. Schön, dass das Stadion trotzdem feiert, aber hier hätte mir etwas Unmut besser gefallen, so wenig Leistung sollte nicht noch bejubelt werden. Und das hat nichts damit zu tun, dass wir ja zu Union gehen und nicht zum Fussball und es hat erst recht nichts damit zu tun, dass wir nicht vergessen sollen, wo wir herkommen.

Dieses Spiel hat nämlich nichts mit Uniontugenden zu tun, ist auch keine Niederlage gegen einen Gegner, der uns, aufgrund anderer finanzieller Möglichkeiten, einfach überlegen ist. Natürlich kann man verlieren, aber nicht so.

Unterm Strich bleiben nur fünf durchweg knappe Heimsiege (in der Rückrunde nur zwei), gegen jeden der letzten drei Mannschaften spielen wir unterirdisch und holen lediglich einen Punkt, der uns auch noch aberkannt wird: die ehemalige Festung Alte Försterei ist keine mehr. Ein versöhnlicher Abschluss wäre da wirklich großartig und eigentlich fast zwingend gewesen, ganz davon abgesehen, dass man ja auch noch ein oder zwei Tabellenplätze hätte gutmachen können, zusätzlich wäre es der erste Bundesligasieg gegen die Heidis gewesen, die uns in diesem Jahr so zweimal klar beherrschen: null Punkte, null zu fünf Tore, noch Fragen?

Vor dem Spiel werden fünf Spieler verabschiedet (Ilic, Jeong, Volland, Roussillon und Schwolow), nicht erst seit heute wird man das Gefühl nicht los, es müssten wohl einige mehr sein, wenn unsere siebte Bundesligasaison besser werden soll als Nummer fünf und sechs, wenn die so hart erkämpfte Zugehörigkeit zur höchsten Spielklasse nicht mit Ansage weggeworfen werden soll. Jedenfalls ist man an diesem 10. Mai irgendwie froh, dass die Spielzeit vorbei ist, wäre schön, wenn man wenigstens den dreizehnten Tabellenplatz noch verteidigen kann, das wäre schon das Mindeste. Und ja, Bochum ist vollkommen verdient abgestiegen, trotz historisch erlogener zweier Zusatzpunkte, aber dazu hätten sie unsere gütige und überaus konsequente Mithilfe gar nicht gebraucht.

9. Mai: Das letzte Heimspiel: entspannt, aber nicht ohne Ehrgeiz

Die Unioner spielen ihr letztes Heimspiel gegen Heidenheim.
Die Unioner spielen ihr letztes Heimspiel gegen Heidenheim.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Nein, eigentlich ist diese letzte Heimspiel gegen Heidenheim ohne größere Bedeutung, der Klassenerhalt ist sicher, ja noch nichtmal der dreizehnte Platz ist ernsthaft in Gefahr. Andererseits ist, bei entsprechenden Ergebnissen, Platz elf noch in Reichweite.

Außerdem gab es in den letzten sieben Monaten lediglich zwei Heimsiege, überhaupt waren es insgesamt nur fünf, so wenig wie noch nie in der Bundesliga und allesamt knapp: dreimal 2:1 und zweimal 1:0. Zudem sind wir gegen Heidenheim, zumindest in der höchsten Spielklasse, noch ohne Dreier. Und nicht zuletzt war das letzte Heimspiel in den letzten Jahren immer erfolgreich und eigentlich immer spektakulär. Obendrein kann ein Rekord aufgestellt werden, neunmal in Folge waren wir noch nie unbesiegt - wie gesagt, in der Bundesliga.

Und wie wär's mal mit einem klaren, ungefährdeten, souveränen Sieg? Kann ja auch mal ganz sexy sein, in den letzten zwei Saisons war sowas jedenfalls eine echte Seltenheit. Wie wär's also, wenn dieses letzte Heimspiel 2024/25 ein großartiges Spektakel werden würde? Trainer Steffen Baumgart will zwar keine Experimente wagen, aber hat sich Laszlo Benes mit seinem genialen Ausgleich gegen Bremen etwa nicht eine Startelfchance verdient, insbesondere nachdem man unter der Woche mehrfach wortreich versichert hat, den enttäuschten Spielmacher unbedingt halten zu wollen?

Überhaupt wird interessant sein, wer so alles vorm Anpfiff offiziell verabschiedet wird, außer Volland, dessen Abgang zu 1860 München ja definitiv feststeht. Alexander Schwolow soll die angebotene Vertragsverlängerung abgelehnt haben, wahrscheinlich, um irgendwo nochmal als Nummer eins aufzulaufen. Verständlich, außerdem soll der Ersatz angeblich schon bereitstehen: Elias Bethke, mit Abstand bester Drittligakeeper der abgelaufenen Spielzeit, steht vor einer Verpflichtung. Dazu kommen wahrscheinlich Roussillon, Prtajin und auch Rani Khedira hat noch nicht verlängert. Bei den ausgeliehenen Jeong und Ilic dürften die Entscheidungen erst später fallen und von einer Reihe verschiedener Voraussetzungen abhängen: wie bezahlbar sind die Spieler und sind sie wirklich die optimalen Verstärkungen?

Ebenso, ob Diogo Leite, Doekhi, Juranovic und Hollerbach bleiben, dürfte sich erst in den kommenden Wochen entscheiden. Bei entsprechenden Angeboten könnten sie uns verlassen, vielleicht auch Tim Skarke, dessen Bilanz bei uns ziemlich überschaubar ist. Null Tore in anderthalb Jahren klingt für einen Stürmer nun mal ziemlich mager. Gosens wechselt endgültig nach Florenz und Alex Kral wird wohl in Barcelona bei Espanyol bleiben, beide werden aber wohl kaum zur Verabschiedung anreisen. Das Personalkarussell ist also angeworfen, einigermaßen sicher ist bis jetzt nur die Verpflichtung von Oliver Burke. Alles Weitere kommt später.

Genießen wir also erstmal das letzte Heimspiel dieser schwierigen Saison, hübschen wir unsere Heimbilanz nochmal auf. Ungeschlagen ist ja schön und gut, aber fünf Unentschieden hintereinander sind ja auch nur sehr bedingt prickelnd. Deswegen tippe ich einfachmal, ganz verwegen, auf ein lockeres, entspanntes 3:0. Auf geht's!!

7. Mai: Langes Fußball-Wochenende mit Happy End?

Vor dem Spiel gegen Heidenheim am Samstag kann Union Berlin auf acht Spiele ohne Niederlage zurückblicken.
Vor dem Spiel gegen Heidenheim am Samstag kann Union Berlin auf acht Spiele ohne Niederlage zurückblicken.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Am Samstag um 15.30 Uhr lädt der 1.FC Union zum letzten Heimspiel der Saison 2024/25 ein. Gegner wird im Stadion An der alten Försterei der FC Heidenheim sein. Wir können ganz relaxt aufspielen, mit dem Abstieg haben wir nichts mehr zu tun. Aber aufgepasst, es sind noch zwei Spiele zu absolvieren und wir möchten gern noch den VfL Wolfsburg überholen.

Der hat zwei Punkte Vorsprung, allerdings auch das wesentlich bessere Torverhältnis. Das wird also nur funktionieren, wenn wir die beiden letzten Spiele gewinnen. Und Wolfsburg mindestens ein Spiel noch verliert. Ja das ist ein anspruchsvolles Ziel. Aber wir sind ja aktuell auch nicht ganz "ohne".

Gerade haben wir den alten Urs-Fischer-Rekord eingestellt und sind jetzt acht ( ! ) Spiele hintereinander ungeschlagen. Fünf Remis und drei Siege stehen dabei zu Buche. Warum also nicht – die 10 Spiele vollmachen? Noch einen Platz zu klettern, würde auch bedeuten, 1,5 Millionen mehr auf dem Konto zu haben. Das Wetter spielt auf jeden Fall mit. 17 Grad und Sonne sind angekündigt.

Bei aller schönen Euphorie, Heidenheim steht zwar auf dem Relegationsplatz 16, ist aber auch gut in Schwung gekommen. Zwar gelang im letzten Spiel nur ein 0:0 gegen Bochum, aber im Auswärtsspiel zuvor schlug man den VfB in Stuttgart. Das dürfte Warnung für uns genug sein. Allerdings haben sie gegenüber Tabellenplatz 15 – Hoffenheim – fünf Punkte Rückstand und auch noch das schlechtere Torverhältnis. Stuttgart müsste also, wenn Heidenheim sich noch retten würde, noch zwei Mal verlieren und gleichzeitig Heidenheim zwei Mal gewinnen. Das ist nicht unmöglich, aber wenig wahrscheinlich.

Vorige Woche durften wir uns beim Gegner Bremen einen Union-Neuzugang (Burke) anschauen. Das wird auch eventuell gegen Heidenheim so sein. Angeblich sind wir am (rechten) Außenbahnspieler Traore interessiert. Kein schlechter Spieler, nur brauchen wir jemanden auf dieser Position? Trimmel hat gerade verlängert. Das würde also nur einen Sinn ergeben, wenn uns Juranovic vorzeitig verlassen würde.

Spannend ist mal wieder die Frage, ob er spielt. Ich spreche natürlich von Benes. Der kam mit Wut im Bauch gegen Bremen auf den Platz und knallte gleich mal einen rein. Oben rechts in den Winkel. Ein Tor mit Flugkurve, so wie es nur wenige überhaupt können. Das er zu wenig spielt, sagte er bereits öffentlich. Und Recht hat er! Seine Fähigkeiten ungenutzt zu lassen, ist schwer verständlich. Steht er wieder nicht in der Startformation, dann dürfte er im Sommer wohl wechseln. Sehr schade!

Generell wird das ein anstrengendes Fußballwochenende. Denn bevor wir am Samstag zu Union gehen, steht der Freitagabend auch noch an. Am 9. Mai spielt um 19 Uhr unter Flutlicht Lichtenberg 47 gegen den BFC Prussen im Hans-Zoschke-Stadion. Für Kurzentschlossende, ja es gibt noch Karten an den Tageskassen. Hier geht's schlicht und ergreifend um den Aufstieg in die Regionalliga. 47 muss die Preussen schlagen, um noch eine Chance auf den Aufstieg zu haben. Auf diesen Thriller freue ich mich mindestens ebenso, wie auf das letzte Union-Heimspiel dieser Saison.

Ich möchte gern sechs Punkte haben. Je drei für Union und 47. Eiserne Vorfreude auf ein langes Wochenende mit Fußball-Spaß ohne Ende! Eisern.

4. Mai: Wie die Saison: Ende gut, fast alles gut

Christopher Trimmel (38, 2.v.l) bedankt sich nach dem Spiel lachend bei den Zuschauern
Christopher Trimmel (38, 2.v.l) bedankt sich nach dem Spiel lachend bei den Zuschauern  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Die erste Viertelstunde des Heimspiels gegen Bremen verheißt nichts Gutes, denn da führt Werder schon ganz locker leicht 2:0, erst schießt Ducksch sehr frei an den Pfosten, den Abpraller darf Stage genauso frei versenken und dann haut abermals Stage den Ball von der Strafraumgrenze ein, noch abgefälscht von Doekhi, unhaltbar für Rönnow. Und Werder macht weiter, während wir kaum zu Chancen kommen, wir spielen irgendwie halbgar und fahrig mit, aber die Bremer pressen früh, haben mehr Biss und das bessere Passspiel, machen eher ihr drittes als wir das erste Tor.

Umso überraschender fällt trotzdem der Anschluss, Werder kann auf der rechten Seite nicht sauber klären, Trimmel flankt und Rothe muss gegen Weiser nicht mal hochsteigen, um präzise ins rechte Eck zu köpfen und Zetterer mit einer leichten Bogenlampe zu überraschen. Und auf einmal sind wir da, naja, zumindest besser im Spiel, aber außer einem schönen Habererschuss, bei dem der Werder-Schlussmann schon einiges zeigen muss, kommt nicht so viel raus.

Und so hat man zur Pause wenigstens das Gefühl der Schadensbegrenzung, ein Tor Rückstand klingt nicht ganz so dramatisch, da geht noch was.In der zweiten Hälfte machen wir insgesamt einen etwas besseren Eindruck, lassen auch kaum was zu und kommen sogar selbst zu Gelegenheiten: beim Kopfball von Hollerbach nach Flanke von Haberer nach 54 Minuten wird aber klar, dass der Stürmer eher ungern köpft und in Minute 69 verarbeitet Ilic einen Ball auf Höhe des Elfmeterpunktes ebenso großartig wie perfekt, setzt die Kugel dann aber seltsamerweise links vorbei, sowas nennt man eigentlich eine Hundertprozentige.

Der Trainer lässt sich erstaunlich viel Zeit mit den Einwechslungen (norddeutsche Sturheit?) und bei der ersten Runde in der 72. Minute bleibt doch tatsächlich Laszlo Benes unberücksichtigt, ihm wird sogar der junge Preu vorgezogen, Benes feuert als Reaktion wütend seine Flasche auf den Boden - irgendwo nachvollziehbar. Denn bei diesem defensiv denkenden Mittelfeld würde jemand wie Benes eine mehr als mögliche Alternative darstellen, der Junge hat mehrfach bewiesen, dass er außergewöhnlich kann. Obendrein ist keiner mehr auf dem Feld, der die Standards besorgen kann, nach einigem Hin und Her schießt schließlich Schäfer die Ecken, nicht gerade ein Spezialist. Mir ist nicht klar, wie man bei diesem Spielstand, dem bisherigen Spielverlauf und des sicheren Klassenerhalts den Slowaken weiter so abstrafen kann, zumindest, wenn man spielerisch keine Antworten findet - haben wir da etwa jemand besseren? Gut, in der 84. Minute darf endlich auch Benes ran und geschlagene zweiundvierzig Sekunden später fällt der Ausgleich: Benes selbst bringt den Freistoß aus dem Mittelfeld selbst, Volland (tatsächlich nochmal für uns aufm Platz) köpft nach innen, Bremen klärt bis zu Rothe, der auf rechts den Ball hervorragend festmacht und den aufgerückten Benes sieht und der bringt die Pille genau dorthin, wo er sie hinhaben will, hoch ins lange Eck, mit einer überragenden Präzision, mit Sicherheit ist da auch eine gehörige Portion Frust dabei. Auffällig, wie sich die gesamte Mannschaft für den verhinderten Spielmacher freut und nebenbei hat der Junge jetzt genausoviel Tore wie das Mittelfelddreieck Khedira, Schäfer, Haberer zusammen erzielt, nämlich genau zwei. Danach kommt der oft zu eigensinnige Hollerbach noch zu einer Konterchance, aber anstatt den besser postierten Ljubicic einzusetzen, versucht es der Stürmer selbst - leider ist der zentrale Abschluss kein Problem für Zetterer, insgesamt ist Hollerbach zwar enorm fleißig, aber auch meist technisch unzureichend und ziemlich glücklos. Am Ende bleibt es bei dem relativ gerechten Unentschieden, welches mit einer deutlichen Steigerung noch gesichert wird, was andererseits aber kaum zur Augenwischerei taugt, auch wenn der Rekord von Urs Fischer damit eingestellt werden kann - wer hätte damit gerechnet? Das kommende Heimspiel gegen Heidenheim schreit nach vier Unentschieden nach einem Dreier, vielleicht kriegt Benes dabei eine hochverdiente Chance in der Startelf - was, zur Auricher Hölle, würde denn dagegen sprechen? Keine Frage: das Ende war heute einigermaßen zufriedenstellend, aber spielerisch müssen wir einfach mehr anbieten, der lange Ball ist eine Variante, aber er darf nicht die beinahe einzige sein, denn das erfordert schon eine allzu anfällige gegnerische Abwehr. Und ich werde nicht müde, immer wieder zu betonen: Dieses Problem muss unbedingt zur neuen Saison gelöst werden, wenn wir mehr als umkrempeln und dauerhaft in der Bundesliga verweilen wollen. Schlussendlich bleibt es diesmal beim 2:2 - und das hat mein langjähriger Tribünengefährte Lars (kommt wirklich jedes Mal aus Brühl bei Köln herangefahren - chapeau!) schon ziemlich hellsichtig vorm Spiel prophezeit. Vielleicht nicht das ideale Ergebnis für mein immerhin fünfzigjähriges Jubiläum in der Alten Försterei (genauer gesagt heute, am 4. Mai 1975 gegen Wismut Gera mit meinem Bruder, der seinerzeit meine Liebe für Union pflanzte - ich habe, siebenjährig, kaum was gesehen und war wenig amused), aber allemal mehr als nichts. Das Spiel ist irgendwo ja auch ein Spiegelbild dieser Spielzeit - am Ende wird alles gut, zumindest einigermaßen, aber nichtsdestotrotz wenig Grund für Jubelstürme. Obwohl: Gelegenheiten für ein atemberaubendes Saisonfinale sind ja immer noch vorhanden, oder?

Titelfoto: Matthias Koch/dpa

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